Serienkritik

Lupin

/ / Bild: Netflix

“Arsène Lupin ist mehr als ein Buch. Es ist mein Erbe. Meine Methode. Mein Weg. Ich bin Lupin.” Der Meister-Gauner Assane Diop verwandelt sich in der neuen Netflix Serie Lupin in sein Vorbild. Die Serie handelt von Vorurteilen, Rassismus und Rache – und gibt einen Einblick in die Gegensätzlichkeiten der französischen Hauptstadt Paris und deren Gesellschaft.

Arsène Lupin, eine fiktive Romanfigur von Maurice Leblanc, wirkt mit seinem Monokel und Zylinder wie ein Gentleman aus der Vergangenheit. Zu einschläfernd für das 21. Jahrhundert. In Lupin wirkt der Protagonist Assane Diop, verkörpert von Omar Sy (“Ziemlich Beste Freunde”), hingegen aufgeweckt und dynamisch. Mal trägt er Hoody und Sneakers, mal einen schicken Dreiteiler. Somit frischt er das Image des etwas eingestaubten Lupin auf.

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Trailer zu Lupin

Die Handlung der Serie scheint erstmal sehr einfach gestrickt. Ein Gauner, der ein Juwelen- Halsband aus dem Louvre stehlen will. Allerdings wird recht schnell klar, dass unter der Oberfläche noch so einiges an Konfliktpotenzial versteckt ist. Assane versucht, den Tod seines Vaters aufzudecken und den vermeintlichen Täter zu entlarven. Dabei bemerkt er, dass er vor einem riesigen Konstrukt von Verschwörungen und Korruption steht. 

Nebencharaktere als Mittel zum Zweck

Die Nebencharaktere leiden unter dieser Story allerdings, immer wieder liegt der Fokus zu sehr auf Assane Diop. Das fällt besonders in Szenen auf, in denen offenbar Emotionen und Mitgefühl erzeugt werden sollen – hier fehlt ganz einfach die Zeit, um eine Bindung zu den Figuren aufzubauen.

Omar Sy in der Rolle des Assane Diop – Ein wahrer Verwandlungskünstler. Bilder: Netflix

Paris und Omar Sy – Das passt einfach

Wer allerdings schauspielerisch komplett überzeugt, ist Hauptdarsteller Omar Sy. Mit seinem Charme als Gentleman-Gauner und seiner Wandelbarkeit bekommt man als Zuschauer:in einen guten Einblick in seine Gefühlswelt. Dadurch zeigt sich auch die Zerrissenheit, seinem toten Vater gerecht zu werden und selbst ein guter Vater zu sein.

Auch Paris als Ort der Geschehnisse entpuppt sich als ein wahrer Glücksgriff. Zwischen Hochhaussiedlungen, dem Louvre und dem Anwesen der reichen Familie Pellegrini wird in Lupin die Schönheit der Stadt durch Kameraperspektiven und Locations zur Geltung gebracht. 

Das bekannte Problem mit Vorurteilen

Außerdem wird in Lupin der Rassismus einiger Pariser:innen problematisiert, die Serie konfrontiert die französische Gesellschaft mit ihrer Kolonialgeschichte. Der Klassenkampf zwischen dem wohlhabenden weißen Gegenspieler, Hubert Pellegrini (Hervé Pierre), und dem Helden Assane Diop, Sohn senegalesischer Einwander:innen, dient hier als Storyline. Immer wieder leidet Assane unter den Vorurteilen seiner Mitmenschen, allerdings hält sich die Auseinandersetzung mit der Rassismusproblematik in Grenzen: Abgesehen von einzelnen Szenen tauchen die Macher nicht tiefer in das Thema ein.

„Ihr habt mich unterschätzt. […] Ihr habt mich gesehen. Aber ihr habt mich nicht angesehen.“

„Don’t judge a book by its cover” – Gauner aus Vergangenen Tagen – Neu Verpackt. Bild: Netflix

Auch auf diese Serie hatte die Pandemie ihren Einfluss. Für einige Monate mussten die Dreharbeiten in Paris im Sommer 2020 pausiert werden. Deshalb hat Netflix beschlossen, die erste Staffel in zwei Teilen zu veröffentlichen. Weitere fünf Folgen sind für diesen Sommer angekündigt. 

Lupin ist seit 8. Januar 2021 bei Netflix im Stream abrufbar.