M94.5 Filmkritik
Liebe zu Besuch
Liebe zu Besuch ist ein Film wie ein Frauenmagazin: Das Debut der Tochter von Romanzen-Königin Nancy Meyers glänzt vor allem mit Oberfläche.
„Film – das ist das echte Leben ohne die langweiligen Stellen“, konnten Kino-Junkies 2017 bereits im Lichtspielhaus lernen. Das ist sowas wie die oberste Regel beim Drehbuch-Schreiben. Und wann ist das echte Leben einigermaßen interessant? Immer dann, wenn sich gerade alles im Umbruch befindet: Frau trennt sich, Frau sucht einen neuen Job, Frau zieht um, Frau verliebt sich, Frau findet ihre Bestimmung im Leben.
Family Business: Film als Wohnzeitschrift
Alle diese Klassiker packt Hallie Meyers-Shyer in ihr Filmdebut Liebe zu Besuch. Ihre Lehrmeisterin: Die Mama – Nancy Meyers, die als Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin für Frauenfilm-Hits wie Vater der Braut, Was Frauen wollen oder Was das Herz begehrt verantwortlich ist. Das merkt man. Die Story ist wenig anspruchsvoll, die Stars liefern Routine-Arbeit ab, ein paar skurrile Nebenrollen sorgen für ein bisschen Humor, zentraler Charakter aber ist die Inneneinrichtung. Was wiederum fast den größten Gag des Drehbuchs darstellt, denn die Protagonistin Alice ist Innenarchitektin und Tochter eines oscarprämierten Regisseurs.
Eine Frau ohne Probleme sucht nach der Lebenskrise
Alice (gewohnt charmant verkörpert von Reese Witherspoon), Mutter zweier Töchter, hat sich von ihrem Mann (Michael Sheen) getrennt, der sie natürlich immer noch liebt. Sie ist von New York in eine Villa nach Los Angeles gezogen, um dort beruflich durchzustarten. Zum 40. Geburtstag reißt sie sich einen wesentlich jüngeren Mann für einen One-Night-Stand auf. Als gute Mutter wäscht sie ihm morgens zuerst die Klamotten und lässt ihn und seine beiden Kumpels dann in ihr Gästehaus einziehen. Von dort aus will das Trio die Hollywood-Karriere anschieben. Das freut Alice’ Mutter (Candice Bergen), verstimmt aber ihren Ex-Mann, der sie wieder zurück gewinnen möchte.
Romantische Komödie ohne Fallhöhe
Die Summe dieser Luxus-Probleme ergibt eine romantische Komödie für verkaterte Sonntag Nachmittage, an denen man nebenbei die Wohnung putzt. Nur wer eine Horde tobender Kinder Zuhause hat, kann einen Kinobesuch für diesen Streifen rechtfertigen. Ansonsten liefert eine gute Wohnzeitschrift in etwa den gleichen Freizeitwert und ein wesentlich moderneres Frauenbild.
“Liebe zu Besuch” läuft ab 23. November 2017 in den deutschen Kinos.