Kommentar
Liebe mich als Individuum, nicht als Stereotyp
“Ne, einfach nicht mein Typ”, ist immer noch eine valide Begründung, jemanden nicht genauer kennenlernen zu wollen. Auf Dating-Apps machen wir das doch inzwischen fast alle! Kerstin Thost ist der Meinung, dass wir unser sogenanntes “Beuteschema” dringend hinterfragen und verändern müssen!
Ich wollte schon immer mal Uniform-Fetischist:innen fragen: Findet ihr die Menschen eurer Träume eigentlich schlagartig nicht mehr heiß, wenn die Uniform ausgezogen ist? Dann ist das Gegenüber nur ein Stück Fleisch. Unsere romantischen und sexuellen Vorlieben sind klischeebeladen und ausgrenzend! Wir alle sind Teil einer diskriminierenden Gesellschaft mit Sexismus, Rassismus, Ableismus und vielem mehr. Wieso bilden wir uns dann immer noch ein, dass unsere Gefühle nichts mit Machtverhältnissen zu tun haben?
Kommt doch alle, wie ihr wollt!
Was mit problematischem Sex- und Datingverhalten nicht gemeint ist, sind Kinks wie zum Beispiel BDSM. Seit Jahrzehnten haben diese den Status als Top 1 der problematischen Formen von Sex inne. Aber wieso jemanden Kink-shamen, wenn Konsens zwischen allen volljährigen Beteiligten herrscht?
Für mich ist es hingegen eine Red Flag, wenn jemand bis jetzt nur seinen sogenannten Typ gedatet hat und alle Exfreund:innen sich fast bis aufs Haar gleichen. Denn wir alle sind so viel mehr als unsere Haare, unser Gesicht, unsere Figur. Es gibt ja auch aromantische Menschen, die kein oder wenig Interesse an einer emotionalen und klassisch romantischen Verbindung haben, sondern nur Sex wollen. Das ist vollkommen legitim! Aber natürlich gibt es auch das Gegenteil: Asexualität.
Mehr als ein Körper
Der sexuelle Fokus auf die An- und Abwesenheit von verschiedenen Körperteilen ist diskriminierend! Transgender oder Non-Binaries wegen ihrer Gender-Identität nicht zu daten, reduziert Individuen auf ihre biologischen Eigenschaften. Auf dem Dating-Markt haben auch Menschen mit Behinderungen mit Diskriminierung zu kämpfen. Aber nicht nur das: Manche halten sich für besonders aufgeschlossen, wenn sie zum Beispiel Rollstuhlfahrer:innen daten, fetischisieren sie allerdings trotzdem.
Insbesondere werden allerdings von Rassismus betroffene Personen auch zum Fetisch gemacht. Dahinter steht die Annahme, dass mit einer bestimmten Ethnie besondere sexuelle Eigenschaften in Zusammenhang stehen. Von der Größe der Geschlechtsorgane bis hin zu der Performance gibt es da einige Klischees, die sich während des Kolonialismus gebildet haben.
Kein Kolonialismus im Bett
Mit dieser Exotisierung oder der Reduktion auf einige wenige Eigenschaften beraubt man Menschen ihrer Individualität. Wir wollen alle nicht in willkürliche Schubladen eingeordnet werden und vor allem von möglichen Sex- oder Datingpartner:innen nicht als anonyme Mitglieder einer diffusen Masse angesehen werden. Lasst uns alle daran arbeiten, diskriminierende Stereotypen aus unserem Bett raus zu halten. Denn Sex und Liebe haben auch mit Gleichberechtigung zu tun.