FILMFEST 2024

Le Successor

/ / Bild: Filmfest München 2024

Blutsbande sind eng und untrennbar. Von unseren Eltern erben wir vieles, wie Aussehen, Blutgruppe und Gene. Dennoch offenbart Regisseur Xavier Legrand in seinem Film die düsteren Facetten und überraschenden Wendungen der Vererbung.

Ellias Barnès ist ein Modedesigner und der neue Liebling der Pariser Modeszene. Doch plötzlich erreicht ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters. Trotz einer zerrütteten Beziehung ist Ellias gezwungen, die Angelegenheiten seines Vaters in Québec zu regeln. In der Heimat angekommen, stößt Ellias nach und nach auf die dunklen Geheimnisse seines Vaters. Er fürchtet, dass sein Glanz durch die Enthüllungen über seinen Vater getrübt wird. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Sünden seines Vaters zu übernehmen.

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Trailer zu Le Successeur

Das Spiralmotiv

Das Spiralmotiv zieht sich durch den gesamten Film. Es beginnt mit einer eindrucksvollen spiralförmigen Design-Modenschau, die an das Labyrinth des Dädalus aus der griechischen Mythologie erinnert. Die Spirale zeigt sich auch in Wendeltreppen und Kellergewölben. Ein Symbol für die DNA und Metapher für die komplexe Vater-Sohn-Beziehung. Somit reflektiert das Spiral-Muster das zentrale Thema des Films – wie der Titel andeutet, eine unvermeidliche und oft schwere Bürde der Erbschaft.

Bild: Filmfest München 2024

Das Patriarchat aus männlicher Sicht

Le Successeur vertieft die Themen, die Xavier Legrand bereits in Custody erkundet hat. Aus männlicher Perspektive untersucht der Film detailliert die düsteren und gewaltsamen Aspekte des Patriarchats. Es ist leicht zu erkennen, wie dieses System Frauen und Kinder unterdrückt. Weniger offensichtlich ist jedoch, dass es auch Männer über Generationen hinweg belastet. Der Film zeigt durch Ellias’ Konfrontation mit den Geheimnissen seines Vaters die komplexen Dynamiken des patriarchalen Systems auf. Er beleuchtet, wie dieser Druck Männer beeinflusst und persönliche Beziehungen sowie das psychische Wohlbefinden beeinträchtigt können.

Ich habe alles getan, um nicht wie er zu sein.

Ellias Barnès aus “Le Successeur”

Psychologische Darstellung

Der Regisseur Legrand versteht es meisterhaft, eine spannungsgeladene Atmosphäre im Thriller aufzubauen. Der Suspense entsteht nicht durch billige Schocks, sondern durch eine allmählich steigende Spannung. Mit einer einzigartigen visuellen Sprache und Erzählweise entfaltet der Film die inneren Konflikte und psychologischen Abgründe von Ellias in mehreren Schichten.

Marc-André Grondin zeigt ebenfalls eine starke Leistung, indem er die emotionalen Schwankungen seines Charakters überzeugend vermittelt. Besonders in den Szenen intensiver emotionaler Ausbrüche kann Grondin das Publikum tief berühren und es in Ellias’ Welt einführen. Diese Leistung steigert nicht nur die dramatische Intensität des Films, sondern ermöglicht es dem Zuschauenden auch, eine starke emotionale Bindung zu Ellias aufzubauen.

Le Successeur läuft noch zweimal auf dem Filmfest München:

  • Am 04. Juli um 17.30 Uhr in der Rio 1
  • Am 06. Juli um 21:00 Uhr im HFF AUDIMAX