M94.5 Filmkritik
Le Mans 66 – Gegen jede Chance
Schnelle und laute Rennwagen treffen auf die Schauspieler Christian Bale und Matt Damon – das kann ja nur gut werden. Dass das wirklich gut geworden ist, zeigt der Film Le Mans 66 – Gegen jede Chance, der seit dieser Woche in den Kinos läuft.
Anfang der 1960er Jahre dominiert Enzo Ferrari den Motorsport. Der italienische Konstrukteur gewinnt mit seinem Team Jahr um Jahr das prestigeträchtigste Rennen des Motorsports, das 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans. Doch eine Person ist nicht glücklich mit der Vormachtsstellung des italienischen Rennstalls: der amerikanische Autobauer Henry Ford II.. Ursprünglich wollte er Ferrari aufkaufen und dem Rennstall das Ford-Label zu geben und somit Werbung für seine Autos zu machen. Doch Ferrari verkauft lieber an Fiat und zieht so den Zorn Fords auf sich, der ein gewagtes Ziel vorgibt: Ford soll Ferrari in Le Mans schlagen.
Für diese Mission engagiert Henry Ford II. höchstpersönlich Carroll Shelby, gespielt von Matt Damon. Shelby gewann einst als Fahrer das Ausdauer-Rennen und arbeitet nach seiner Karriere als Rennwagenbauer. Als Fahrer für den Ford-Rennstall schlägt Shelby seinen Freund Ken Miles vor. Doch der Brite, gespielt von Christian Bale, ist ein heißblütiger Vollblutracer, der auch gerne mal mit dem Schraubenschlüssel nach Offiziellen wirft und deswegen überhaupt nicht zum aalglatten Marketingmodell Fords passt.
Der Kampf gegen die (Marketing-) Maschine
Genau dieser Kampf zwischen dem Fahrer Ken Miles und dem Rennstall Ford steht im Fokus des Films. Der ehrgeizige Sportler trifft auf den Weltkonzern, der das sportliche Geschehen nur als Werbemittel nutzen will. Dabei gelingt es Regisseur James Mangold den Kampf zwischen Mensch und Maschine auf zweierlei Weise darzustellen. Ken Miles verschmilzt mit der tatsächlichen Maschine zu einer Einheit, die weitaus schneller ist als all seine Konkurrenten, gegen die Maschinerie der Bürokratie ist er aber ohne seinen Freund Shelby machtlos.
Die Symbiose zwischen Rennfahrer und Rennwagen gelingt Le Mans 66 hervorragend. Kameramann Phedon Papamichael gelingt es mit seinen Bildern sowohl die Dynamik der Welt des Motorsports einzufangen, als auch die emotionale Beziehung zwischen Shelby und Miles wiederzugeben. Auch der Klang der Rennstrecke und der Motoren sorgen für Gänsehaut und vermitteln das Gefühl des Motorsports.
Le Mans: Mittel zum Zweck
Dabei dient das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Film eigentlich als Mittel zum Zweck – und auch das wieder auf mehreren Ebenen. Für Henry Ford II. ist es ein Mittel um dem Rivalen Ferrari eins auszuwischen. Für die Marketingabteilung Fords ist es die Gelegenheit ein ikonisches Foto zu machen. Und für Regisseur James Mangold ist es ein Mittel um die dem Rennsport zugrunde liegenden Emotionen zugänglich machen zu können. Denn im großen Finale ist nicht etwa Ferrari die letzte Hürde, sondern der Zusammenhalt und die gegenseitige Loyalität von Ken Miles und Carroll Shelby.
Christian Bale und Matt Damon verkörpern in den beiden Hauptrollen als Hollywood Starbesetzung die dynamische Freundschaft des hitzköpfigen Rennfahrers Ken Miles und willensstarken Sportwagenkonstrukteurs Carroll Shelby nicht nur authentisch, sondern mit besonders viel Witz, Charme und Gefühl. Ob Motorsportfan oder nicht, Le Mans 66 – Gegen jede Chance ist eine Empfehlung für jeden. James Mangolds Film hat viel mehr zu bietet als nur herausragende Rennstreckenaufnahmen und Racecarsounds und ist deswegen definitiv der beste Motorsportfilm seit Rush.
Le Mans 66 – Gegen jede Chance ist ab dem 14. November im Kino zu sehen.