M94.5 Filmkritik

Lassie – Eine abenteuerliche Reise

/ / Bild: Warner Bros.

Unzählige Male verfilmt. Ob als Serie, Fernseh- oder Kinofilm. Das erste Mal 1943, das bisher letzte Mal 2005. Jetzt geht es für den Hund wieder auf die große Leinwand, denn die neue deutsche Verfilmung des Nostalgieklassikers Lassie lässt auf ein Kinoerlebnis hoffen, dass Eltern die Möglichkeit gibt, ein Stückchen ihrer Kindheit mit ihren eigenen Kindern zu teilen. Oder selbst einfach ein bisschen in der Vergangenheit zu schwelgen.

Ein Hund auf Abwegen

Als Vater Andreas (Sebastian Bezzel) seinen Job verliert, sieht sich die in Bayern lebende Familie gezwungen, in ein kleineres Haus umzuziehen. Es gibt aber ein Problem: Hunde sind dort verboten. Deswegen muss der der zwölfjährige Flo (Nico Marischka) seine beste Freundin, die Collie-Hündin Lassie, an Graf von Sprengel (Matthias Habich) abgeben. Deshalb nutzt die tierische Heldin des Films ihre Chance, als sie der Graf mit an seinen Sommersitz an der Nordsee nimmt. Lassie büchst aus und begibt sich schnellstmöglich auf den Weg zurück zu ihrem eigentlichen Herrchen. Dafür muss sie aber einiges an Strecke hinter sich bringen und eine aufregende Reise quer durch Deutschland beginnt.

Tierische Schauspielkollegen

Die Tiere sind einfach genial – und stehlen ihren menschlichen Mitstreitern leider die Show. Nicht nur da die beiden Hunde in den Hauptrollen, Bandit (als Lassie) und Mokka (als Tootsie) echt was drauf haben, sondern auch, da die Leistung der eigentlichen Schauspieler leider zu wünschen übrig lässt. Daran ist aber das Drehbuch schuld: den Figuren hätte etwas mehr Tiefe sicher gut getan. Vor allem bei Flo hat man das Gefühl, dass dieser außer „Lassie“ (oder „Lissy“) zu schreien, keine große Aufgabe hat. Trotzdem schaffen es eigentliche Nebenfiguren, wie der treue Butler Gerhardt (Justus von Dohnányi) und Graf von Sprengel, viel Witz und entspannte Momente einzubringen.

Mokka als “Tootsie” (Bild: Warner Bros.)

Klischee statt ausgearbeiteter Rollen

Das Problem der Oberflächlichkeit ist aber nicht nur den Schauspielern zuzuschreiben. Rollen mit ausgearbeiteter Persönlichkeit könnten bei so einem Mangel nämlich durchaus hilfreich sein. Stattdessen wurde jegliche erdenkliche Hintergrundgeschichte auf die verschiedenen Figuren gepackt. Es gibt ein Internat, zwei tragisch verstorbene Ehefrauen, eine zerrissene Familie, eine Firma die Pleite ist und dann natürlich noch eine schwangere Frau mit arbeitslosem Mann. Schwupps noch einen Seitenhieb gegen die „Fridays for Future“-Bewegung als Stadtkinder, die ja eh keine richtige Ahnung vom Leben haben und schon ergibt sich der Film.

Ach ja, und dann ist da natürlich auch noch der Hund selber. Klar muss man sich dabei vielleicht auch bewusst machen, dass es sich um einen Kinderfilm handelt, der jedem die Chance zur Identifikation mit den Rollen geben will – aber weniger ist eben doch manchmal mehr.

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Mehr Informationen
Tierisch unterwegs: Der Trailer zu Lassie

Filmmusik als Foltermethode

Man nehme ein groß besetztes Orchester, dick aufgetragene Streichmusik und eine ohrenbetäubende Lautstärke – und zack ergibt sich der Soundtrack zu Lassie. Als wäre diese Tortur noch nicht schlimm genug, werden die wilden – und teilweise Übelkeit erregenden – Kamerafahrten oft noch von englischen und generischen Pop- und Country-Songs unterstützt.

Eine Schande für das Genre „rührseliger Hundefilm“

Flache Dialoge, erdrückende Musik, mittelmäßige bis schlechte Schauspieler, erzwungener bayerischer Dialekt – Alles in allem ein trauriger Versuch, in die großen Pfotenabdrücke der berühmten Fernsehserie „Lassie“ (1954–1973) zu treten. Der Transfer der Hundelegende „Lassie“ nach Deutschland mag wohl anfangs verlockend gewirkt haben – aber jetzt wird er eher Scham und Ohrenschmerzen bei nostalgiesuchenden Eltern hervorrufen. Schade.

Lassie erscheint am 20. Februar in den deutschen Kinos.