Kuratorin Sophie-Charlotte Bombeck mit den beiden Künstlerinnen Anne Büscher und Sanne Vaassen im super+CENTERCOURT

Ausstellung "Transient Matter"

Wie riecht die Corona-Rede von Angela Merkel?

/ / Geballte Frauen-Power: Sophie-Charlotte Bombeck, Jessica Capra, Anne Büscher und Sanne Vaassen im super+CENTERCOURT. Bild: M94.5/Veronika Silberg

Parfum ist ein wenig wie Politik. Es hängt in der Luft: flüchtig und allgegenwärtig. In der Ausstellung “Transient Matter” fangen zwei niederländische Künstlerinnen die flüchtige Marterie der Gegenwart ein.

Ein angenehmer, gesetzter Geruch, nicht zu penetrant, nicht zu blumig: Riecht so die Rede unserer Bundeskanzlerin zum Coronavirus? Wer die Ausstellung “Transient Matter” (also “flüchtige Marterie”) im super+CENTERCOURT besucht, kann es nachriechen.

Transient Matter – eine Ausstellung über die Gegenwart

Hier hat die niederländische Künstlerin Sanne Vaassen drei berühmte Reden der Gegenwart in elegante, schwarze Flakons gesteckt. Wie ein teures Parfüm reiht sich die Ansprache von Angela Merkel vor die Rücktritts-Rede des libanesischen Präsidenten Hassan Diab. Ganz am Ende steht der Flakon des indischen Präsidenten Narendra Modi und seiner Rede an die indischen Truppen in Ladakh. Ausprobieren und riechen ist ausdrücklich erwünscht.

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Politik hängt in der Luft

Riecht so Gegenwart? Glaubt man Sanne Vaassen, dann ja! Sie hat die politischen Reden in die Sprache der Blumen übersetzt, ein fast vergessenes altes Zeichensystem aus dem 18. Jahrhundert. Damit möchte die niederländische Künstlerin eine Art Tagebuch unserer Zeit kreieren. Wie die Gegenwart, “ist das Parfum schließlich flüchtig und hängt nur kurz in der Luft.” Aus der Natur heraus soll diese Gegenwart riechbar werden.

“Parfum ist wie Politik. Stehst du neben einer Person, die ein ganz spezielles Parfum trägt hast du keine Wahl: Obwohl du es hasst, kannst du dem Duft nicht entkommen. Magst du es aber richtig gerne, dann fühlst du dich davon sofort angezogen. Es kann zur Obsession werden.”

Sanne Vaassen
Eine Glas-Installation von Anne Büscher
Handgeblasene Glaselemente, die wie verzaubert im Raum hängen: Anne Büscher im super+CENTERCOURT Bild: M94.5/V.Silberg

Spiel der Elemente

Für “Transient Matter” ist Sanne Vaasen zusammen mit Anne Büscher aus Maastricht angereist. In der kleinen gläsernen Eck-Galerie des super+CENTERCOURT verschmelzen ihre filigranen Werke zu einem künstlerischen Schaukasten der Gegenwart. Wie die politischen Parfums, schweben auch die filigranen Glasgebilde von Anne Büscher im Raum. Bringt sie ein sanfter Lufthauch zum Schwingen, verändern sie ihre Anordnung. Flexibel und zerbrechlich hängen sie über einem Sammelsurium von Steinen, kleinen Tonschalen und anderen Objekten.

Bis zum 11. Oktober ist dieses Sammelsurium in der Adalbertstraße zu bestaunen. Von dort wandert die Ausstellung “Transient Matter” im Oktober zurück in die Villa Walberta. In der malerischen Künstler-Villa am Starnberger See ist auch ein Großteil der Werke entstanden: Die ocker-gelbe Farbe des Bodens zum Beispiel ist aus hiesigem Lehm und Sand gemischt.

Kunst um die Ecke: Der super+CENTERCOURT

Jessica Capra von artist+others und Kuratorin Sophie-Charlotte Bombeck haben das Projekt organisiert und den Werkprozess der beiden niederländischen Künstlerinnen begleitet. “Transient Matter” ist nicht die erste Kooperation, die hier ins Auge sticht.

Der super+CENTERCOURT, an der Kreuzung zwischen Türkenstraße und Adalbertstraße, ist ein unabhängiger Ausstellungsraum, der regelmäßig neue Verbindungen zwischen jungen internationalen Kunstschaffenden knüpft. Regelmäßig hat Sophie-Charlotte Bombeck hier interessante Jungtalente aus Deutschland, Hong-Kong, Korea oder Italien zu Besuch. Eine kulturelle Kreuzung, die zum Vorbeigehen einlädt.

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Die Ausstellung “Transient Matter” ist noch bis zum 11. Oktober im super+CENTERCOURT zu sehen.