Kommentar
Krise zu Lasten von Schüler:innen
Die Schüler:innen am Luisengymnasium in München dürfen nach den Ferien erstmal nicht in die Schule zurück. Denn ihr Gymnasium dient für eine Woche als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine. Ein Fehler, der die Überforderung der bayerischen Landesregierung offenbart – ein Kommentar von Christina Böltl.
Schon während der Corona-Krise waren es die Schüler:innen, die mit am meisten unter den Maßnahmen gelitten haben. Schule zu, Schule wieder auf, Distanzunterricht oder dann eben doch nicht. Die chaotischen Umstände der letzten zwei Jahre haben viel Unsicherheit, große Wissenslücken und Ungleichheiten verursacht.
Jetzt kommt mit dem Krieg in der Ukraine die nächste gesellschaftliche Herausforderung. Wieder scheint die Politik überfordert – diesmal mit der Unterbringung von Geflüchteten. Und wieder wird das auf dem Rücken der Schüler:innen ausgetragen, die jetzt in den Distanzunterricht müssen.
Viel Chaos in München
Es ist nachvollziehbar, dass die Organisation in dieser Krise schwierig ist. Immerhin kommen aktuell rund 800 neue vor dem Krieg flüchtende Menschen pro Tag in München an. Aber wie kommt man darauf, dass es die bestmögliche Lösung ist diese Menschen in einer Schule unterzubringen?
Immerhin gibt es in München genug andere Gebäude in denen eine kurzfristige Unterbringung möglich wäre. In Universitätsgebäuden stehen in den momentanen Semesterferien viele Räume zu Verfügung. Auch zahlreiche Bürogebäude stehen wegen Corona und Homeoffice schon länger praktisch leer.
Eine Woche und dann ist Schluss
Münchens Stadtschulrat Florian Kraus von den Grünen drängt darauf die ankommenden Menschen nach dieser Woche woanders unterzubringen. Er verweist auf neu gebaute Grundschulen, die erst im Herbst den Betrieb aufnehmen. Aber warum werden diese erst nach einer Woche verwendet? Warum nicht sofort?
Letztendlich scheint eines klar: Die Unterbringung und Versorgung der Menschen verläuft unglaublich chaotisch. Die Stadt hätte mit etwas detaillierterer Planung einen besseren Ort finden können. Es bleibt also zu hoffen, dass es wie eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums dem evangelischen Pressedienst sagte, eine “einmalige Sache” bleibt. Jetzt ist allerdings wichtig, dass die momentane Situation nicht länger als die angekündigte Woche anhält und geeignete Lösungen schnell gefunden werden.