Asteroiden
Knapp vorbei ist auch daneben!
Das Universum ist faszinierend und gefährlich zugleich. Astronomische Körper wie Asteroiden können der Erde sehr nahe kommen, manchmal sogar gefährlich nahe. Damit beschäftigt sich unter anderem die Astrophysik – und berechnet Flugkurven in weit entfernten Dimensionen.
Überreste von der Entstehung der Erde schwirren noch heute durch das Weltall. Erstmal schwer vorstellbar, aber tatsächlich haben wohl die meisten von uns unter verschiedenen Namen schon einmal davon gehört: die Rede ist von Asteroiden. Sie bestehen aus Gestein, Metall und Kohlenstoffverbindungen.
Auch Meteoriten sind Asteroiden, anders als jedoch Kometen, wie Professor Doktor Til Birnstiel von der LMU München erklärt. „Asteroiden sind Gesteinsbrocken, die sich im Asteroidengürtel befinden. Das sind alles Objekte, die in etwa zwischen Mars und Jupiter liegen.”
Aber nicht nur dort können diese Himmelskörper fliegen, grenzt der Professor für Astrophysik ab: „Es gibt auch Asteroiden, die weiter innen liegen und der Erde ein bisschen zu nahe kommen könnten. Das sind die near earth asteroids.“
Und genau solche Asteroiden sehen sich die Wissenschaftler genauer an. Die Fluggeschwindigkeit der Asteroiden liegt zwischen 0 und 70 Kilometern pro Sekunde. Von sehr kleinen Asteroiden bis hin zu riesigen Himmelskörpern, die mehrere Kilometer Durchmesser haben, existieren sie in allen Größen. Ein gigantisch großes Exemplar soll vor etwa 66 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben: Rund 15 Kilometer Durchmesser hatte der Gesteinsbrocken, der auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán eingeschlagen sein soll.
Gefahr für unseren Planeten?
Deutlich kleiner war die Entdeckung, die die Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft NASA im Juli 1998 machte: Ein Asteroid von etwas zwei Kilometer Durchmesser, den die NASA als „potenziell gefährlich“ einstufte und seither beobachtet. Dieser Asteroid, der„1998 OR2“, ist am 29. April 2020 sehr nahe an der Erde vorbeigeflogen.
Dass die Zahlen im Weltraum völlig andere Dimensionen haben als auf der Erde, wird dabei schnell deutlich: Um 11:55 Uhr MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) war der Asteroid nur etwa 6,3 Millionen Kilometer entfernt von der US-Ostküste. Das entspricht immer noch der 16-fachen Entfernung zwischen Erde und Mond. Damit stellt der Asteroid keine ernst zu nehmende Gefahr für die Erde dar. Die Einstufung eines Asteroiden als „gefährlich“ ist dabei laut Professor Doktor Birnstiel als relativ zu betrachten: „Alles, was die NASA als „möglicherweise gefährlich“ klassifiziert, sind immer noch Objekte, von denen wir davon ausgehen, dass es die nächsten 100 Jahre keine Kollision mit der Erde geben kann. Sie hätten sonst eine andere Klassifikation.“
Klein aber oho
Dennoch: Ein Asteroid muss nicht so gigantisch groß sein wie beim Aussterben der Dinosaurier, um gravierende Folgen für die Erde haben zu können. Größe und Material spielen eine entscheidende Rolle, aber auch der Einschlagsort: „Wenn der Asteroid nicht so groß ist und irgendwo ins Wasser einschlägt, stört das nicht. Wenn er dagegen genau eine Stadt trifft, ist das schon etwas anderes.“, differenziert Birnstiel.
Andere Dimensionen hätten dagegen Auswirkungen eines Asteroiden, der so groß ist wie 1998 OR2: „Der hat in etwa einen Durchmesser von zwei Kilometern. Das sind Größen, bei denen man globale Auswirkungen spüren würde. Wenn ein solcher Asteroid zum Beispiel ins Wasser einschlägt, entstünde eine riesige Flutwelle, die große Teile der Küsten auf der Erde wahrscheinlich verwüsten könnte“, so der Astrophysiker.
Träfe ein Asteroid mit seiner hohen Energie und Geschwindigkeit auf die Erde, könnten dadurch Druckwellen und Brände entstehen. Erdmaterial und Ruß könnten in die Atmosphäre geschleudert werden und direkte Auswirkungen auf das Klima haben.
Asteroiden umlenken?
Ein Zukunftsprojekt, an dem gerade schon gearbeitet wird, soll mehr Sicherheit für die Zukunft bringen. Asteroiden, die irgendwann mit der Erde kollidieren könnten, sollen abgelenkt werden, um einen Aufprall zu verhindern. Doch dieses Unterfangen sei aufgrund der hohen Geschwindigkeit und der geringen Größe der Asteroiden sehr schwierig und äußerst energieaufwändig. „Das Wichtigste, das man auf seiner Seite haben möchte, ist Zeit“, so Prof. Dr. Birnstiel. Schon eine Geschwindigkeitsveränderung des Asteroiden um wenige Zentimeter pro Sekunde könne bereits eine Verzögerung um ein Jahr bedeuten und so die Flugbahn verändern.
„1998 OR2“ ist übrigens nicht der einzige Asteroid, der der Erde in den letzten Jahren sehr nahe gekommen ist. Im Jahr 2017 flogen nämlich sogar zwei der vier größten als gefährlich eingestuften Asteroiden an der Erde vorbei. Passiert ist der Erde und seinen Bewohnern bisher nichts.