TechDays Munich

KI – Chance oder Gefahr?

/ / Bild: M94.5 / Jakob Arnu

In München diskutieren digitale Player auf den „TechDays“ die Herausforderungen und Potenziale des technischen Fortschritts.

Was ist Intelligenz? Allein diese Frage ist schon schwer zu beantworten. Im Duden wird sie als die „Fähigkeit [des Menschen], abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“ beschrieben. Intelligenz ist ein Sammelbegriff für kognitive Leistungsfähigkeit, der sich nicht so leicht definieren lässt. Manche Psychologen sagen sogar, dass Intelligenz schlichtweg das bezeichnet, was mit einem Intelligenztest gemessen wird. Umso schwieriger also die Frage: Was ist künstliche Intelligenz, oder „KI“?


„Schwache“ und „starke“ KI

Mit der sogenannten „schwachen KI“ sehen wir uns bereits dauernd im Alltag konfrontiert, beispielsweise durch Sprachassistenten wie Siri, in personalisierter Werbung oder bei der Nutzung von Suchmaschinen. Schwache KI bedeutet: mithilfe von selbstlernenden Algorithmen werden Teilbereiche menschlichen Denkens nachgeahmt. So ein Algorithmus übernimmt dann innerhalb einer bestehenden Technologie
die Aufgabe, den besten Weg zu finden – wie zum Beispiel in einer Navigations-App.

„Starke KI“ ist dagegen auch in den modernsten Forschungslaboren noch Fiktion: Hiermit ist ein neuronales Netzwerk gemeint, dass komplett autonom handelt. Es kann Transferleistungen vollziehen, sich selber Ziele setzt, und über so etwas wie einen freien Willen und ein Bewusstsein verfügt.

Ganz abgesehen von der Frage, ob so ein superintelligenter Computer überhaupt ein Ding der Möglichkeit und ein wünschenswertes Ziel darstellt, ist die Entwicklung einer solchen Form von KI noch weit entfernt. Aber: In der Technik-Branche ist AI – verständlicherweise – der Hype der Stunde. Supercomputer wie Watson zeigen, dass KI nicht mehr Gegenstand von Sci-Fi-Romanen ist, sondern schon längst in der Realität angekommen ist. Auf unseren Straßen tuckern die ersten autonomen Autos vor sich hin. Die ersten maschinell gesteuerten Fonds haben den Finanzmarkt betreten. KI-gesteuerte Programme regeln Lichtverhältnisse und Temperatur in Smart-Homes.

KI in Unternehmen: So wie die Erfindung der Elektrizität

Für Unternehmen ist das Potential dieser Technologie eine große Chance – aber auch eine Herausforderung. Im Rennen um die KI hat derzeit die USA ihre Nase vorn, knapp gefolgt von China. Europa und damit auch Deutschland hinken etwas hinterher. Am 03.06.2019 haben sich in München Unternehmer*innen im Rahmen der „TechDays Munich“ zusammengefunden, um sich den dringenden Fragen der Digitalisierung zu stellen.

Über KI scheinen sich alle einig zu sein: Wer als Unternehmen überleben will, muss KI implementieren, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren rasend revolutioniert, erfindet sich ständig neu. Daten sind das neue Gold und einige meinen sogar, die Entwicklung von KI stehe der Erfindung von Elektrizität in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung keinesfalls nach. Die Unternehmen verspüren also immer mehr den Drang, die Vorteile KI-basierter Anwendungen wahrzunehmen. Sei es, um den Kundenwünschen durch die intelligente Auswertung von riesigen Datensätzen immer näher zu kommen, oder um über intelligente Stimmanalysen relevante Charaktereigenschaften in einem Bewerbungsgespräch herauszufinden.

Gehemmter Fortschritt

Doch besonders innerhalb der EU scheitert der innovative Tatendrang häufig an rechtlichen und ethischen Hürden – und das ist gut so. Nach einem Vortrag von Bea Longworth von der Grafik-Firma Nvidia bei den Münchner „TechDays“ fragt ein Zuhörer, wann er denn endlich fortschrittliche KI-Anwendungen im beruflichen Alltag benutzen dürfe. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht verständlich – besonders im Hinblick auf den rasenden Fortschritt und die explodierenden Investitionen in China oder den USA. Dennoch: Bea Longworth weist darauf hin, dass in den USA der Fortschritt vom „allmächtigen Dollar getrieben“ sei, in China wiederum von einer „repressiven Autorität“ – und dass hierbei wichtige ethische, philosophische und rechtliche Aspekte vernachlässigt würden.

Bea Longworth von Nvidia. Bild: M94.5 / Jakob Arnu

Künstliche Intelligenz ist mit all ihren Potenzialen zurecht das Rennpferd, auf das die gesamte Welt momentan setzt. Dennoch gibt es auch Gefahren: Privatsphäre, Gerechtigkeit, moralische Entscheidungen bei medizinischer Behandlung, autonomen Fahren etc. – man stelle sich bloß einmal die ethische Problematik vor, die entsteht, wenn Krankenversicherungen künftig mithilfe von KI-generierten Datensätzen Entscheidungen trifft.