Filmfest 2022

Irrlicht

/ / Bild: Filmfest München

Wir befinden uns in einer Parallelwelt: die portugiesische Monarchie ist wieder hergestellt. Doch auch in dieser Welt gibt es das Coronavirus, den Klimawandel und queere Musicalelemente. Das passt alles im ersten Moment nicht zusammen, doch das und noch viel mehr versucht der Film von Joāo Pedro Rodrigues zusammenzubringen. 

Es ist das Jahr 2069: Der portugiesischen König Alfredo liegt im Sterben. Der Film erzählt die Geschichte seiner Jugend, wie er das königliche Elternhaus verlässt, um bei der Feuerwehr auszuhelfen. Er will die Waldbrände bekämpfen, die sich durch den Klimawandel verstärkt haben. Nach seinen anfänglichen Schwierigkeiten dort, beginnt er eine Affäre mit dem Feuerwehrmann Afonso. 

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Eine typische queere Liebesgeschichte 

Die Liebesbeziehung von Afonso und Alfredo ist, wie so oft queere Liebschaften dargestellt werden, eine kurzweilige und komisch-tragische. Dabei wird geschickt mit race und class gespielt, was besonders eine Sexszene verdeutlicht. In dieser werfen sie sie sich gegenseitig verschiedene Schimpfwörter an den Kopf, die auf ihre Hautfarben und verschiedenen sozialen Klassen eingehen. Als der damalige König stirbt, muss Alfredo seiner Pflicht nachkommen, dem Land zu dienen. Afonso kann das nicht verstehen und die beiden gehen getrennte Wege. Doch vielleicht erfolgt ein unerwartetes Wiedersehen?

Nicht weit genug gedacht

Zwar spricht Irrlicht wichtige Themen an, diese kommen allerdings teilweise zu kurz. Afonso entscheidet sich zwar wegen dem Klimawandel zur Feuerwehr zu gehen, doch dort geht es eigentlich nur um seine homoerotischen Eskapaden. Afonso und Alfredo haben in einem abgebrannten Wald Sex, doch sonst wird dieses Thema nicht erneut aufgegriffen. Und auch das Coronavirus wird nur an einer Stelle direkt angesprochen und bekommt keine weitere Erwähnung. In 67 Minuten ist es aber auch schwer das Potential dieser Themen angemessen auszuschöpfen.

Wir brauchen alle wieder etwas Nonsens

Obwohl der Film sehr ernste Thematiken anspricht, tut er das immer mit einem Augenzwinkern. Alles wirkt exzentrisch, gar übertrieben. Komische Elemente, wie der “fourth wall break” sind ganz selbstverständlich eingebaut. Die Mutter von Alfredo schließt die Tür zur Kamera und sagt „wenn ihr erlaubt?“ Nach einem homoerotischen Moment, indem Alfredo Alfonso gezeigt hat, dass er bereits etwas bei der Feuerwehr gelernt hat und von Mund zu Mund beatmen kann, rutschen die beiden die Feuerwehrstange herunter. Die Musik beginnt und sie fangen an sich um die Stange herum zu jagen. Es folgt ein plötzliches Musicaltheaterstück, in dem alle Beteiligten der Feuerwehr mittanzen. Danach ruft wieder die Pflicht und fahren zu ihrem Einsatz. Genau diese Ambiguität macht den Film aus. Zusammen mit der Kombination aus dem Spiel mit Zeit und Raum und futuristischer Ästhetiken ist er kurzweilig und macht Spaß anzuschauen.

Irrlicht lief auf dem Filmfest München in der Reihe CineRebels.