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Internationaler Tag der Gebärdensprachen

/ / Bild: shutterstock/ Nadiia Lapshynska

Wir alle haben Englisch, Latein oder Französisch in unserer Schulzeit gelernt. Einige Sprachen lernen die meisten aber nicht in der Schule, dabei wird allein die deutsche Version von etwa 200.000 Menschen gesprochen. Die Rede ist von Gebärdensprachen.

Hier könnt ihr den Beitrag in der Audioversion hören.

Hinweis der Redaktion: Anlässlich des Internationalen Tags der Gebärdensprachen haben wir am 23. September einen Beitrag zum Thema Gebärdensprachen gesendet. Immer noch werden gehörlose Menschen von vielen journalistischen Inhalten ausgeschlossen, da oftmals noch zu wenig Bewusstsein für ihre Bedürfnisse vorhanden ist. Auch bei M94.5 können wir uns dahingehend noch verbessern, um mehr Menschen Zugang zu unseren Beiträgen zu bieten. Zum Nachlesen findet ihr im Folgenden das Transkript zum Beitrag.

Bild: shutterstock/ Nadiia Lapshynska

Transkript

Jedes Jahr am 23. September findet der Internationale Tag der Gebärdensprachen statt. Die Betonung liegt hierbei auf Sprachen, also dem Plural. Weltweit gibt es nämlich über 137 verschiedene Gebärdensprachen und eigene Dialekte, die von circa 70 Millionen Gehörlosen genutzt werden. Im folgenden Beitrag ist aus Gründen des besseren Verständnisses von gehörlosen Personen die Rede. Es gilt aber zu betonen, dass auch Menschen, die nicht vollständig gehörlos sind, nichtsprechende Autist*innen, Angehörige von Gehörlosen und viele weitere Gebärdensprachen in ihrem Alltag verwenden. Die Bezeichnung “taubstumm” ist heutzutage übrigens überholt und nicht angemessen. Denn gehörlose Personen sind nicht stumm, sie sprechen nur meistens eine andere Sprache. Erst 2002 wurde die DGS, also die deutsche Gebärdensprache, offiziell anerkannt. Bis dahin war es ein langer Weg, der oft auch von Diskriminierung geprägt war. Auch heute stoßen Gehörlose in ihrem Alltag noch auf viele Vorurteile und Hindernisse. Auch der Journalismus ist nicht frei davon und wird oftmals für eine fehlende Diversität und Repräsentation kritisiert. Medien wie die Gehörlosenzeitung wollen daran etwas ändern. Melissa Wessel ist dort Chefredakteurin und hat uns per Mail erklärt, was die Zeitung anders machen möchte.   

Melissa Wessel: “Denn die meisten Artikel/Berichte in den Mainstream-Medien fokussieren vor allem auf unseren Hörverlust, wie wir „unser Leben meistern“ trotz Gehörlosigkeit/Behinderung, usw. Bei uns legen wir den Fokus auf unsere Kultur und zelebrieren uns und unsere Gemeinschaft – wir sehen uns nicht als Behinderte, sondern als Minderheit mit einer eigenen Kultur und Sprache, die uns besonders macht. 

Allgemein fehlt es laut Melissa Wessel oft noch an genügend Bewusstsein für genau diese Kultur und Sprache. Daneben brauche es gerade in der Medienlandschaft aber auch noch weitere Dinge.

Bild: shutterstock/ Nadiia Lapshynska

Melissa Wessel : “Mehr Inhalte mit Untertitel und Übersetzung in Deutscher Gebärdensprache, die für viele von uns die Erstsprache ist. Mehr taube, taubblinde Personen, die zu Journalist*innen ausgebildet werden. Und auch „einfach so“ mal über Gehörlose und Gebärdensprache berichten ohne Schwerpunkt auf Defizit und „Mitleid“, sondern einfach, um uns zu wertschätzen und würdigen. Und nicht nur einmal im Jahr, wenn der Tag der Gebärdensprache ansteht.”

Es geht also um Sichtbarkeit, aber auch um Aufklärung. So werden beispielsweise Gebärdensprachen oft vor allem mit Handbewegungen verbunden. Das ist an sich nicht falsch, denn Gebärden werden dabei auch mit den Händen gebildet. Zusätzlich werden diese aber durch Mimik, Bewegungen des Oberkörpers und Mundbewegungen unterstützt. Gebärdensprachen haben sich auch wie andere Sprachen über einen langen Zeitraum entwickelt und haben ein umfassendes Vokabular und eine eigenständige Grammatik. Ergänzt werden Gebärdensprachen über Fingeralphabete. Sie werden benutzt, wenn eine Gebärde nicht bekannt ist oder man etwas buchstabieren möchte, zum Beispiel einen Namen. Eine wichtige Hilfe für gehörlose Menschen sind Dolmetscher*innen.  Diese sind extra dafür ausgebildet, um Gebärdensprachen in Lautsprache oder andersherum zu übersetzen. Sie unterstützen zum Beispiel bei Arzt- oder Gerichtsterminen oder übersetzen Konzerte oder Medieninhalte.

Wer selbst einmal eine Gebärdensprache lernen möchte, der findet oftmals Kurse an den jeweiligen Volkshochschulen, Gebärdensprachschulen und an Unis. 

Bild: shutterstock/ Nadiia Lapshynska

Ein Beitrag von Louisa Albert.