Gewalt im Interview
Instinktiv in die Fresse
“Gewalt” sind unbequem und unkonventionell. Fast nichts an der Band ist normal. Das geht bei den Bandmitgliedern los: Der Schlagzeuger ist nicht einmal ein Mensch, sondern der Drumcomputer MD1. Und auch die menschlichen Musiker wirken erst einmal komplett unterschiedlich. Wenn man Helen Henfling, Rabea Erradi und Patrick Wagner nebeneinander auf der Couch sitzen sieht, kann man schon leicht stutzig werden. Während Band-Mastermind Patrick offen und locker auftritt, wirken Rabea und Helen eher kühl und zurückhaltend.
Probe vor Publikum
Während andere Bands vor ihren Konzerten so lange proben bis jeder Ton sitzt, lieben “Gewalt” es, ohne “konkreten Plan” auf der Bühne zu stehen. Bevor die Band ihr erstes Konzert gespielt hat, stand Gitarristin Helen noch nie mit ihrem Instrument auf einer Bühne. Was mit einer fast schon zur Übelkeit führenden Angst begann, riss die Band in einen regelrechten Adrenalinrausch. Deshalb werden auch heute noch überwiegend halbfertige Stücke auf die Bühne gebracht. Laut Patrick Wagner ist das sowieso viel sinnvoller als eine Probe nur unter Bandmitgliedern. Erst wenn es eine Reaktion beim Publikum gibt, wissen die Berliner was einen Song gut macht.
Lärm als Therapie
Die Band hat für Patrick Wagner fast schon etwas Therapeutisches. Der ehemalige “Surrogat” Sänger hatte mit der Musik schon abgeschlossen. Zwölf Jahre lang brachte er keinen einzigen Ton hervor. Aber als er zum ersten Mal mit Helen Henfling zusammentrifft, spürt er sofort wieder den Drang Songs zu schreiben. Auf ein ganz normales Album haben “Gewalt” aber keine Lust. Das fühlt sich für die Berliner viel zu sehr nach Arbeit an. Sie bleiben unstrukturiert und bringen alle paar Monate neue Songs raus. Einfach wenn es sich für sie richtig anfühlt. So verkommt kein Stück zum Albumlückenfüller: Jeder Song von Gewalt ist ein unbequemer, unkonventioneller Hit.