Hilfe für Wildtiere
How to Igelhaus
Es ist Winter und Wildtiere wie der Igel brauchen einen Platz für den Winterschlaf. Ein solcher Platz könnte ein “Igelhaus” sein, das man einfach selbst bauen kann. Aber wie geht das eigentlich?
Steckbrief: der Igel 🦔
🐌 Nützlich: Gärtner:innen lieben den Igel – denn er ist Insektenfresser und damit Schnecken- und Schädlingsbekämpfer.
🗺️ International: Igel leben in Europa, Asien und Afrika – also fast auf der ganzen Welt.
🍂 Winterpause: Wenn es kalt wird, erholt sich der Igel in Deutschland gewöhnlich im Winterschlaf.
Das Jahr aus Igelsicht 📅
Im Herbst 🍁
Igel kommen typischerweise zwischen Juli und September auf die Welt. Danach müssen sie sich ziemlich schnell auf die Wintersaison vorbereiten und sich genug Gewicht anfressen. Idealerweise sollte ein Igel zum Ende der Herbstsaison mindestens 500 Gramm wiegen, um gut durch den Winter zu kommen.
Im Winter ❄️
In Deutschland hält der Igel Winterschlaf. Dabei wird er von zwei Parametern beeinflusst: Der niedrigen Außentemperatur und dem vorhandenen Nahrungsangebot. Igel ernähren sich vor allem von Insekten, Schnecken oder Fallobst – also Nahrungsquellen, die mit sinkenden Temperaturen sowieso nachlassen. Wird es also zu kalt, zieht sich der Igel zurück und beginnt den Winterschlaf – und erwacht wieder, wenn die Temperaturen steigen. Zum Überwintern sucht sich der Igel einen geschützten, gedämmten Ort, klassischerweise den altbekannten Laubhaufen.
Übrigens muss der Igel nicht zwingend Winterschlaf halten! In klimatisch milderen Zonen sind Igel ganzjährig aktiv. Das bedeutet auch, dass der Klimawandel sich auf den Jahres-Rhythmus unserer heimischen Igel auswirkt:
Schon jetzt ist das sichtbar: Weil sich der Herbst dieses Jahr viel länger gezogen hat und der tatsächliche Wintereinbruch mit Temperatursturz später als gewohnt eingesetzt hat, waren Igel noch im November recht aktiv in vielen Parks zu sehen.
Im Frühjahr 🌷
Idealerweise wachen Igel im Frühling von selbst auf – weil die Temperaturen steigen. Im Februar bis März ist aber auch die Zeit, in der TierärztInnen und Auffangstationen plötzlich alle Hände voll zu tun haben: All die Igel, die sich vor dem Winter nicht genug Gewicht anfressen konnten, wachen jetzt auf, weil ihre Energiereserven aufgebraucht sind. Gleichzeitig ist es meist zu früh, um wirklich Nahrung finden zu können. Wer so einen Igel findet, sollte immer das Tierheim, die Aktion Tierretter oder anderes tiermedizinisches Fachpersonal anrufen!
Warum ein Igelhaus? 🏠
Der Igelbestand in Deutschland ist zwar stabil, aber einfach hat es der Igel trotzdem nicht immer:
Es gibt also durchaus noch genug Igel, aber zu wenig Unterschlupf- und Überwinterungsmöglichkeiten in Deutschland. Oft findet sich ein schlafender Igel in einem Rucksack oder einen alten Milchkarton, der über Nacht zum Trocknen rausgelegt wurde – aus Mangel an Alternativen. Denn eigentlich stellt der Igel keine hohen Anforderungen an sein Winterquartier: Ein Laubhaufen genügt ihm eigentlich. Doch der ist im Zweifel zu weit entfernt. Selbst in Parks stören teilweise Hunde die Tiere teilweise und sie sind zu ungeschützt, weil ein Großteil des wärmenden Laubs im Herbst entsorgt wird. Sogar dort besteht also durchaus Bedarf. Und hier kann ein Igelhaus helfen.
Anleitung: Hausbau für den Igel 🔨
1. Material vorbereiten 🧰
Als erstes braucht ihr einen Bauplan. Die gibt es in verschiedensten Ausführungen kostenlos zum Download im Internet, z.B. vom BUND Naturschutz oder vom NABU (Naturschutzbund Deutschland). Sucht euch den aus, der euch am meisten anspricht oder für den ihr die meisten Materialien schon bereit liegen habt. Der Bauplan gibt euch genau vor, wie viel Holz, in welcher Dicke und Größe und welche sonstigen Materialien ihr benötigt.
Tipp #1: Der Baumarkt kann nicht nur eine gute Anlaufstelle sein, falls euch etwas Material fehlt. Hier können euch die Mitarbeiter:innen das Holz auch gleich in den passenden Maßen zuschneiden. Das erspart euch viel Arbeit!
2. Montage 🛠️
Wenn das Holz passend zugeschnitten ist, solltet ihr die Ecken etwas abschleifen, damit sie nicht zu scharf sind und der potentielle Hausbewohner sich nicht an den Kanten verletzt. Danach müsst ihr die Wände nach Bauplan fixieren und mit einem Akkubohrer zusammenschrauben.
Tipp #2: Kurzes Vorbohren der Holzplatten erleichtert das Fixieren mit Schrauben.
Außerdem könnt ihr das Dach mit Dachpappe oder einer festgetackerten Plane noch besser vor Regen schützen.
3. Aussetzen in die Natur 🌳
Damit Igel von eurem Igelhaus profitieren, solltet ihr auch den Standort gut wählen. Der perfekte Ort sollte etwas abseits und geschützt von Lärm, Zug und Kälte liegen – zum Beispiel in Parks, Grünanlagen oder eurem eigenen Garten sein. Wichtig ist, das Haus nicht drinnen oder an einem zu warmen Ort zu platzieren, weil die Igel sonst nicht richtig schlafen und zu früh wach werden.
Habt ihr euch für einen Ort entschieden, geht es noch an die Inneneinrichtung. Hier solltet ihr darauf achten, das Haus mit viel trockenem Laub zu füllen, damit der Igel viel Dämmmaterial hat und es sich gemütlich machen kann. Das Dach solltet ihr noch mit einem Stein beschweren, so ist der Igel vor Wind und Wetter geschützt, aber auch vor neugierigen Blicken und vor allem vor Hundschnauzen.
Igel gefunden: Tierärzt:innen oder kurzzeitige Heimpflege? 🏥
Ihr habt einen Igel gefunden und wisst nicht, ob ihr ihm helfen müsst oder besser einfach in Ruhe lassen solltet? Hier sind einige Tipps, wie ihr in der Situation richtig entscheiden könnt:
- Kurzer Check: Ist das Tier gesund und unverletzt? 🚑
Als Erstes solltet ihr abklären, ob es dem Igel so schlecht geht, dass er einen Tierarzt oder eine Tierärztin benötigt. Dafür gibt es klare Indizien: Verletzungen, Blutungen oder Krankheitsanzeichen wie Husten. Auch sichtbarer Parasitenbefall, also viele Zecken oder Flöhe, können auf ein geschwächtes Immunsystem hinweisen. Bei Igeln speziell kritisch: Kleine, weiße Stippchen zwischen den Stacheln. Hier handelt es sich um Fliegeneier, deren Larven dem Igel sehr gefährlich werden können, wenn sie schlüpfen. In dem Fall braucht das Tier auf jeden Fall professionelle Hilfe!
- Keine offensichtlichen Verletzung oder Krankheiten 🌡️
Bewegt sich der Igel langsam und wirkt apatisch, aber scheint ansonsten gesund, ist er vermutlich nur unterkühlt. Hier könnt ihr auch selbst aktiv werden. Wenn kein Mutter- oder Geschwistertier in der Umgebung ist, könnt ihr den Igel mit nach Hause nehmen und mit einer handwarmen (nicht zu heißen!) Wärmflasche aufwärmen. Dann sollte auch der Appetit beim Igel wieder einsetzten: Ihr könnt ihm dann Katzen- oder Hundenassfutter anbieten, ein ungewürztes Rührei oder Haferflocken, die ihr mit Wasser angedickt habt.
- Wiegen nicht vergessen ⚖️
Die oberste Devise lautet: Der Igel bleibt ein Wildtier, das nach der Hilfeleistung sofort und so schnell wie möglich wieder ausgewildert werden muss. Hat der Igel also gefressen und wirkt wieder vital, solltet ihr euren stacheligen Bekannten wieder nach draußen lassen. Vorher wäre es allerdings wichtig, dass ihr sicher geht, dass er genug Gewicht angefressen hat, um draußen zu überleben: Daher unbedingt vorher wiegen. Bei 500 Gramm ist der Igel wintertauglich und ihr könnt ihn sofort in die Wildnis entlassen. Ansonsten solltet ihr die Wildtieraufnahmestation kontaktieren.
- Darf der Winterschlaf gestört werden? 💤
Igel wachen während ihrer Winterschlafphase natürlicherweise immer mal wieder auf. Sie bewusst aufwecken und stören solltet ihr sie deswegen aber trotzdem nicht! Solltet ihr einen Igel schlafend an einem Ort finden, der sich nicht zum Überwintern eignet (z.B. euer Rucksack!), versucht das Tier behutsam und vorsichtig auf dem kürzesten Weg an einen Ort, der besser geeignet ist umzusetzen (z.B. euer Igelhaus). Der Igel wird dann vermutlich kurz aufwachen und nach kurzer Zeit weiterschlafen.
Besonderheit bei Babyigeln 🍼
Babytiere sind besonders niedlich – und Igel sind da keine Ausnahme! Das kann dazu verleiten, die kleinen Tierchen bei sich aufnehmen zu wollen. Aber hier ist besondere Vorsicht geboten. Denn, anders als bei den erwachsenen, verfrohrenen Igeln zum Aufpäppeln handelt es sich hier nicht um einen kurzfristigen Besuch, sondern eine längere Verpflichtung. Und die ist vor allem eins: sehr zeitintensiv.
Deswegen – immer an eine Fachstelle weitergeben! Gute Anlaufstellen sind zum Beispiel der Wildtierwaisen-Schutz e.V. München, Tierheime mit einer Wildtierstation, die Tierrettung München e.V. (mit Tag- und Nacht erreichbarem Wildtiertelefon: 01805 84 3773) und der Tierarzt oder die Tierärztin eures Vertrauens.