Filmfest 2021
HOME
Ein sensibles Drama über Schuld, Glaube und Geborgenheit: Mit ihrem Spielfilmdebüt als Regisseurin beweist Franka Potente, dass ihr Talent nicht nur vor der Kamera liegt.
Mit der Titelrolle in Tom Tywkers Actionthriller Lola rennt gelang Franka Potente 1998 der große Durchbruch – als Schauspielerin. Zahlreiche Rollen in amerikanischen Filmen und Serien folgten. Dreiundzwanzig Jahre später besucht sie zum ersten Mal eine Filmpremiere als Regisseurin und Drehbuchautorin.
Wie Lola, hat auch der Titelheld ihres Regiedebüts Home rote Haare. Das war’s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Marvin saß 17 Jahre lang für einen Mord im Gefängnis. Jetzt kehrt er zurück zu seiner Mutter, in eine kalifornische Kleinstadt – nachhause. Nicht alle Bewohner der von Armut gezeichneten Einöde sind allerdings glücklich über das Wiedersehen. Bald werden die ersten Steine geworfen.
Home – Was es bedeutet, anzukommen…
Sehr sanft und beinahe schüchtern begleitet das Drama Marvin bei seinem Weg zurück in seine frühere Gemeinde, bei seiner Konfrontation mit der Vergangenheit. Wenn er in seinem alten Trainingsanzug zögerlich durch die verlassenen Straßen rollt, wirkt er bisweilen selbst noch wie ein junger Teenager. Jake McLaughlin liefert dabei als Marvin eine berührende Performance, die ihren emotionalen Höhepunkt in der kleinen Kirche des Ortes findet.
Dass Vergebung und Erlösung hier zu den zentralen Themen von Home werden, passt dabei sehr gut zum eigentlich bedrückenden Milieu der amerikanischen Kleinstadt. Ohne zu beschönigen, aber auch ohne zu verurteilen, schafft der Film einen Zugang zur Gemeinde und seinen Charakteren. Die sind hochkarätig besetzt: allen voran Kathy Bates, die als schimpfende, immer rauchende und von Grund auf kauzige Mutter von Marvin den Rest des Casts an die Wand spielt. Aber auch Potente’s Ehemann Derek Richardson haucht dem hibbeligen, inzwischen drogensüchtigen besten Freund Wade und seiner Freundschaft zu Marvin Leben ein.
Im Kino zu Hause: Franka Potente mit Home
Gemeinsam mit ihrem Mann lebt Potente schon seit über zehn Jahren in Los Angeles. Hier ist sie inzwischen “Zuhause” und hier wurde auch der Großteil dieser sehr amerikanischen Geschichte erzählt. Ein bisschen Deutschland ist dennoch versteckt: Einzelne Szenen wurden in Düsseldorf und Köln gedreht. Das endgültige Zuhause von Franka Potente liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen, auf der großen Leinwand – ob als Schauspielerin, Regisseurin oder Drehbuchautorin. Gerne mehr davon!
Home läuft am 6. und 7. Juli auf dem Filmfest München. Die deutsche Kinopremiere ist für den 29. Juli 2021 geplant.