Zum Geburtstag von Stevie Wonder
Mit Handicap in der Musik
Happy Birthday to you, Stevie Wonder! Der berühmte Musiker feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag. Der bekannte amerikanische Musiker erblindete schon früh in seiner Kindheit. Doch nicht nur Stevie Wonder zeigt, dass sich eine musikalische Karriere und ein Handicap nicht gegenseitig ausschließen.
Erfolg ohne Sehkraft
Stevland Hardaway Judkins Morris, weltweit bekannt als Stevie Wonder, erblindete als Säugling aufgrund einer Netzhauterkrankung. Doch das hielt den Sänger nicht davon ab, sein Leben der Musik zu widmen. Vor allem durch sein ausgeprägtes, feines Gehör gelang es dem Musiker, seine Leidenschaft zu perfektionieren. Mit seinem Hit „I just called to say I love you“ gelang ihm in Deutschland 1984 der Durchbruch.
Ein ähnliche Geschichte teilt Andrea Bocelli. Der italienische Tenor wurde mit der Augenkrankheit Glaukom geboren und arbeitet trotz mehrerer gescheiterter Operationen mit seiner Blindheit. Mit Erfolg. Bocelli ist bis heute der Tenor mit den weltweit meistverkauften Tonträgern und arbeitet wie Stevie Wonder ausschließlich mit seinem Gehör.
Aber auch Ray Charles, der mit seinem Song „Hit the Road Jack“ in die Musikgeschichte einging, erblindete im Alter von sieben Jahren durch Glaukom. Die musikalische Ausbildung an einer Schule für Blinde und Gehörlose ermöglichte es dem jungen Ray, sein musisches Talent zu fördern.
Handicaps der Instrumentalisten
Der Sänger und Bassist der Rockband Kiss, Paul Stanley, wurde ohne rechte Ohrmuschel geboren und ist seit seiner Geburt auf diesem Ohr taub. Stanley kann an dieser Stelle nur über eine Knochenleitung hören.
Besonders beeindruckend ist auch das Schicksal des vor allem in der Hard-Rock und Metall-Szene bekannten Schlagzeugers Rick Allen. Er gilt als einer der begnadetsten Drummer – und das mit nur einem Arm. 1984 musste dieser aufgrund eines Autounfalls amputiert werden. Doch mit Hilfe eines speziellen Schlagzeugs spielt Allen bis heute professionell in der Band Def Leppard.
Auch Tony Iommi, Urgestein der Rock-Szene und Gründungsmitglied der Band Black Sabbath, erlitt einen Unfall. Mit 17 Jahren verlor er seine Fingerkuppen am Mittel- und Ringfinger der rechten Hand. Als Gitarrist fatal. Doch Iommi wusste sich zu helfen: Er schmolz die Deckel von Plastikflaschen, um sich daraus Fingerprothesen zu basteln und bezog diese anschließend mit Leder.
Musikalisches Schaffen ohne funktionierendes Gehör?
Dass man musikalische Werke auch nur nach dem Rhythmus des eigenen Herzschlags komponieren kann, bewies Ludvig van Beethoven. Fast sein halbes Leben lang litt der Komponist unter Gehörverlust. Trotzdem ging er vor allem mit seinen Sinfonien in die Geschichte ein.
Auch der französische Komponist Gabriel Fauré litt gegen Ende seines Lebens an schleichendem Gehörverlust und hörte fast gar nichts mehr. Wie Beethoven zog sich Fauré von der Öffentlichkeit zurück, komponierte aber weiter.
Dem Sänger der Band AC/DC, Brian Johnson, droht aktuell ein ähnliches Schicksal. Mit jedem weiteren Auftritt riskiert er einen Gehörverlust. Aus diesem Grund wurde die US-Tournee der Band erst einmal auf Eis gelegt.
Und dann gab es da noch Schumann
Während die aufgeführten Beispiele zeigen, wie Musiker sich mit ihren Einschränkungen in ihrer Kunst arrangieren, gibt es auch Musiker, die ihren Körper mit Absicht deformieren – allerdings zur Leistungssteigerung. Um seine Virtuosität am Klavier bis an seine Grenzen zu treiben, erfand Robert Schumann ein Trainingsgerät. Er spannte seinen rechten Zeige- und Mittelfinger, denen es schon seit seiner Jugend an Kraft und Gelenkigkeit fehlte, in eine an der Tastatur oder Zimmerdecke befestigten Schlinge. Die Finger Schumanns machten die Tortur aber nicht lange mit. Gegen Ende seines Lebens breitete sich die Bewegungslosigkeit seiner Finger auf den ganzen Arm aus – ein Schicksal, das er ungewollt selbst herbeigeführt hatte.