Weibliche Genitalverstümmelung
Ein Schnitt in die Menschenrechte
Verstümmelung von Kindern ist in Deutschland eine Straftat. In anderen Ländern, vor allem Eritrea, Somalia, Indonesien, Ägypten und dem Irak gehört die Verletzung von weiblichen Genitalien zur Tradition.
TRIGGERWARNUNG: ACHTUNG IM FOLGENDEN BEITRAG GEHT ES UM GEWALT AN KINDERN.
In manchen Kulturen gelten nur Frauen als heiratsfähig oder als besonders fruchtbar, an denen eine weibliche Genitalverstümmelung durchgeführt wurde. Oft sind diese Rituale auch der Eintritt ins Erwachsenenalter und Teil einer feierlichen Zeremonie.
Frauen, die nicht beschnitten sind, werden teilweise von der Familie verstoßen, von der sie meist vollkommen abhängig sind.
Dabei zählen zu den Folgen einer Genitalverstümmelung:
- Schwere Blutungen
- Verwachsungen
- Chronische Entzündungen
- Unfruchtbarkeit
- Schmerzen beim Urinieren
- Lebensbedrohliche Komplikationen bei einer Geburt
- Chronische Infektionen
- Schlafstörungen
- Depression
Jedes dritte Mädchen stirbt an den Folgen der Infektionen.
Der Grund für dieses grausame Ritual ist, die Frau vor “Bösem” zu bewahren. Durchgeführt wird es von traditionellen Beschneiderinnen in der Regel im privaten Umfeld und ohne Anästhesie.
Wer jetzt denkt, dass uns dieses Thema nicht betrifft, liegt falsch. In Deutschland leben fast 70 tausend Frauen, die eine solche Menschenrechtsverletzung erlitten haben und die Folgen ein Leben lang spüren werden.
“Ich bin Gynäkologin und betreibe seit 2011 meine eigene Praxis am Münchner Stachus. In meiner Praxis betreue ich zu einem überdurchschnittlich hohen Prozentsatz Patientinnen mit Migrationshintergrund, geflüchtete Frauen und mehrfach traumatisierte Frauen. Über 30% meiner Patientinnen sind Opfer weiblicher Genitalverstümmelung, unter deren akuten und chronischen Folgen sie schwer leiden.“
Dr. Eiman Tahir für die Petition “Keine Strafe für Dr. Tahir & eine gute Versorgung genitalverstümmelter Patientinnen #KeinDurchschnitt”
Eiman Tahir ist im Sudan aufgewachsen, in dem Land, in dem die weibliche Genitalverstümmelung immer noch Praxis ist. Als Frauenärztin in München betreut sie Migrantinnen, denen dieses grausame Ritual angetan wurde. Den Frauen zu helfen ist gar nicht so leicht, denn die Behandlungen kosten die Versicherungen viel Geld. Opfer von Beschneidung brauchen oft mehr Zeit, mehr Behutsamkeit oder sprechen andere Sprachen.
Die Situation verbessern
Unterstützung für Betroffene können etwa Hebammen leisten. Denn 2020 werden in der Studien- und Prüfungsverordnung erstmalig die besonderen Belange von Frauen, die von einer weiblichen Genitalverstümmelung betroffen sind thematisiert.
Auch Spezialsprechstunden an Kliniken helfen geschädigten Frauen. In München gibt es nun die Sprechstunde für Frauen und Mädchen mit Female Genital Mutilation (FGM) in der Münchner Universitätsfrauenklinik “rechts der Isar”.
Die Bedrohung durch Genitalverstümmelung ist im Asylverfahrensgesetz als Fluchtgrund anerkannt. Wenn eine Person eine Genitalverstümmelung im Ausland plant, verliert sie ihren Pass. Natürlich aber nur, wenn das bekannt wird.
Seit 2021 gibt es den sogenannten Schutzbrief gegen weibliche Verstümmelung. Darin steht, dass Mädchen und Frauen das Recht haben, über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Außerdem, dass das
- Durchführen
- Helfen
- und Erlauben
einer FGM in Deutschland eine Straftat ist und mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft wird, egal wo sie durchgeführt wurde. Eine Einreise nach Deutschland kann verboten werden. Der Schutzbrief ist in 15 Sprachen übersetzt worden und leicht verständlich. Er soll dabei helfen, Familienangehörigen zu erklären, warum die Verstümmelung nicht mehr weiter durchgeführt werden darf.
Wie es weiter geht
Im bayerischen Landtag wird auch darüber gesprochen. Viele Frauen setzen sich dafür ein, dass die medizinische Versorgung für Verletzte besser wird.
„Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung und eine archaische Straftat, die Mädchen und Frauen in ihrem Recht auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung verletzt.”
Franziska Giffey (ehem. Bundesfamilienministerin)
Der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung rückt auf jeden Fall die Thematik nochmal in den Vordergrund.
Selbst was tun
Wer jetzt gerne etwas dazu beitragen würde, die Situation für Geschädigte zu verbessern, kann die Petition für Eimar Tahir unterschreiben.