Lifestyle-Blogs im Jahr 2020
Gelesen werden, wenn keiner mehr liest
Ende der 2000er Jahre schießen immer mehr Lifestyle-Blogs aus dem Boden. Die wohl erfolgreichste Bloggerin, Chiara Ferragni, gründet The Blonde Salad. Heute gibt es eine Million Blogs weltweit – Gelesen werden sie aber immer weniger. Die Wahl-Münchnerin Katharina alias Photopraline und Neu-Food-Bloggerin Luisa von Zungenspitzengefühl erzählen, warum Bloggen immer noch cool ist, und wie sie es auch in Zeiten der Lesefaulheit schaffen, Leute zu begeistern.
Katharina alias @photopraline
Katharina hat ihren Blog bereits im Jahr 2014 gestartet. Seitdem schreibt sie regelmäßig Blogeinträge über Kunst, Essen und Reisen und teilt ihre große Leidenschaft, die Fotografie, mit ihren Leser*innen. Über die letzten Jahre hat sich Katharina eine große Reichweite aufgebaut. Heute arbeitet sie auf Social Media mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und muenchen.de, der Website der Stadt, zusammen und war lange Zeit für den Auftritt des Münchner Cafés Dinatale in den sozialen Netzwerken verantwortlich. Wenn es ihr möglich ist, investiert sie bis zu 20 Stunden pro Woche in ihr Herzensprojekt Photopraline. Ihr Blog sei nämlich wie ein nie endendes Praktikum mit endloser Freiheit, bei dem sie immer wieder Neues lernt, sagt Katharina:
„Ich hätte mir anfangs nicht gedacht, dass man wirklich so viel Einblick bekommt. Wie funktioniert Öffentlichkeitsarbeit, wie funktioniert PR. Wie passiert es, dass dich ein Hotel kostenlos einlädt.“
Eigentlich könnte Katharina mittlerweile von ihrem Blog und der Fotografie leben. Sie will aber nicht von Kooperationen mit Firmen, welche im Blogger-Business das meiste Geld bringen, abhängig sein.
Luisa alias @zungenspitzengefuehl
Luisa ist noch ganz neu in der Blogger-Hemisphäre. Erst diesen Februar erfüllte sich die 19-jährige Österreicherin den Traum von einem eigenen Koch-Blog. Nach einem Monat hat Luisa schon bis zu 200 Leser*innen an einem Tag. Die Salzburgerin möchte ihren Blog gerne dafür nutzen, Kontakte zu knüpfen:
„Es ist echt toll, wie viel ich auf meinem Blog und Instagram mit anderen interagieren kann. Schon jetzt habe ich viele andere Food-Blogger kennengelernt und mich mit Ihnen ausgetauscht und vernetzt.“
Ihr großer Wunsch wäre es, einmal ein eigenes Restaurant zu haben oder in einer Firma zu arbeiten, wo sich alles ums Essen dreht. Die Wirtschaftsrechtstudentin hofft, dass ihr Blog Zungenspitzengefühl hierfür ein Sprungbrett sein könnte.
Wie sie die Menschen zum Lesen bringen
Katharina erreichte ihre ersten Leser*innen über Facebook und das klappt heute immer noch. Die Studentin postet Artikeln über Museen und Ausstellungen in Facebook-Gruppen zum Thema Kunst. Viele klicken hier direkt weiter zu ihrem Blog. Instagram ist für die beiden Bloggerinnen aber die allerwichtigste Plattform. Besonders, weil Posts auf Instagram viel weniger Arbeit sind als klassische Blogeinträge. So kann man auch in stressigen Zeiten aktiv bleiben. Sonst bestehe die Gefahr, einfach von seinen Followern vergessen zu werden, sagt Luisa. Sie macht für ihre neuen Rezepte bis jetzt nur auf Instagram Werbung – nach einem Monat hat sie schon fast die 150 Abonnenten-Marke geknackt.
Mein Blog – Meine Regeln
Wichtig sei, authentisch rüberzukommen, sagen Katharina und Luisa. Katharina und Luisa sehen ihre Blogs nicht als Mittel, um nur irgendwelche Firmen und Produkte zu promoten. Luisa will, wenn sie einmal die Möglichkeit hat, auch nur für Produkte werben, die sie bereits jetzt schon gerne benutzt. Katharina ergänzt:
„Die Idee eines Blogs ist, dass man unabhängig ist. Es soll eine freie Berichterstattung sein und keine bezahlte Werbung. Man soll einfach auch mal sagen können, wenn ein Produkt kacke ist.“
Lust auf einen eigenen Blog?
Die beiden Bloggerinnen sind sich einig. Einen eigenen Blog zu führen, ist kein Projekt für zwischendurch, zum Beispiel, um die Langweile in der Selbstisolation zu vertreiben. Motivation und der Spaß an der Sache sind ihrer Meinung nach unumgänglich, wenn Blogger*innen sich eine Leserschaft aufbauen wollen. Technisch alles perfekt zugänglich zu machen und das perfekte Design zu finden, war auch für Katharina und Luisa zuerst nicht so einfach. Mit viel Einsatz ließen sich auch heute noch viele interessierte Menschen mit einem Blog erreichen, sagen die beiden Bloggerinnen.