Frauen, die wandern, sind nie allein

/ / Frauen die wandern sind nie allein von Kerri Andrews

Läuft das Schreiben der Hausarbeit oder der Bachelorthesis gerade nicht so gut, empfiehlt es sich immer an die frische Luft zu gehen und ordentlich den Kopf frei zu bekommen. Denn: In die Natur gehen und Bewegung regen die Kreativität an und haben bestimmt schon die ein oder andere Schreibblockade gelöst. Kein Wunder also, dass das Wandern auch zum Alltag vieler Autor*innen gehört.

Der literarische Blick auf das Wandern ist männlich dominiert. Der berühmteste Wanderer ist wohl Immanuel Kant, der dafür bekannt war, jeden Tag um Punkt sieben Uhr seinen täglichen Gang zu bestreiten. Natürlich waren es aber nicht nur Männer, die das Wandern als Hobby und Inspirationsquelle nutzen und nutzten. Auch mutige Frauen bestreiten seit Menschengedenken die Wanderwege, auch wenn das oft mit negativen Konsequenzen für sie einherging.

„Im 18. Jahrhundert war es für Frauen so verpönt, sich frei und voller Entdeckungslust in der Natur zu bewegen, dass ihnen sämtliche weibliche Tugenden und sogar ihre Sexualität abgesprochen wurden, taten sie es dennoch.“

Das schreibt Autorin Kerri Andrews, selbst begeisterte Wanderin, in ihrem Buch „Frauen, die wandern, sind nie allein“. In ihrem Werk stellt sie 10 bekannte Frauen aus der Literatur und Philosophie und ihre Verbindung zur Bewegung an der frischen Luft in einzelnen Kapiteln vor.

Langsam, aber intensiv

Da es sich in jedem Kapitel um eine starke Frau handelt, die die gleiche Tätigkeit ausführt, sind die Kapitel oft repetitiv, da sie Ähnlichkeiten aufweisen. Was sich jedoch unterscheidet sind die Klasse, das Zeitalter der Geschichte und auch die Gegend, in der die Frauen leben und wandern. Durch die verschiedenen Grundsituation der Frauen, lernt man viel darüber, wie vielseitig das Frau-Sein ist und schätzt die Privilegien, die wir heute haben wert. Die Leser*innen lernen Schottland, London, New York und viele weitere Orte durch die Augen der Protagonistinnen kennen. Besonders die Beschreibung der Umgebung sind schön und intensiv

„Die Luft war klar, England, Irland, Schottland und Wales konnte ich allesamt sehr gut erkennen; einige irische Berge schieben so nah zu sein, dass ich mir im Geiste ausmalte, im offenen Boot hinüberzurudern; sie waren von einem tiefen Violett, eingefärbt von der untergehenden Sonne, und sahen unglaublich schön aus! Deutlich konnte ich die Berge von Cumberland und Westmoreland erkennen; den Skiddaw, den Saddleback, den Hevellyn, den Coniston und andere mehr. Der Anblick erfüllte mich mit großer Freude, hatte ich doch dort meine Füße gesetzt und einige meiner glücklichsten Tage verbracht.“

Neben der intensiven Beschreibung der Natur lernen die Leser*innen auch die Frauen genau kennen. Dies geschieht durch Auszüge aus Briefwechseln und Tagebucheinträgen. Vor allem, bei den Frauen, die einem bisher unbekannt waren, ist das sehr hilfreich. Durch diese Ausschweifungen ist das Erzähltempo jedoch sehr langsam und auch in den einzelnen Kapiteln passiert nicht viel. Spannung kann sich nicht aufbauen und das Lesen ist eher meditativ als unterhaltend.


Wer also eine mitreißende Geschichte sucht, dem würde ich „Frauen, die wandern, sind nie allein“ von Kerri Andrews nicht empfehlen. Wer jedoch interessiert an den Literatinnen und Philosophinnen ist, kann diese und deren Blick auf die Welt im Buch intensiv kennenlernen.

„Frauen, die Wandern, sind nie allein“ ist im Piper Verlag erschienen und kostet 24 Euro.