Platte des Monats: Januar '22
FOXTAILS – FAWN
Mit ehrlichen Texten und neuer Instrumentierung nehmen Foxtails einen auf eine knapp 40-minütige Reise durch ein problematisches Leben und demonstrieren gleichzeitig, dass das Genre Screamo breiter sein kann als gedacht.
Frischer Wind!
2015 veröffentlichten drei Jugendlichen aus Connecticut ihr Debutalbum This Is Not For You. Seitdem überzeugt die Band Foxtails mit immer wieder neuen Ideen und Veränderungen in ihrer Musik. Im Januar 2021 tritt Jared Schmidt der Gruppe bei und bringt mit seiner Violine ganz neue musikalische Möglichkeiten mit. Das für das Genre ziemlich untypische Instrument spielt auf ihrem neusten Album fawn eine prominente Rolle. Neben dem punkigen Post-Rock Sound entsteht dadurch stellenweise eine Stimmung, die einen an Folk und sogar keltische Musik erinnert. Diese stilistische Mischung erweitert den bekannten screamo-Sound und sorgt so für eine außergewöhnliche Hör-Erfahrung.
Intimität
Die Vocals und Instrumentals passen auf dem Album zusammen wie zwei Puzzlestücke – wenn das eine Platz bietet, nimmt sich das andere diesen auch. Das liegt unter anderem daran, dass Singende Megan Cadena-Fernandez auch den Bass übernimmt. Die Kraft ihrer Stimme ist nicht nur durch ihr Schreien zu spüren: Wie kleine Geschenke sind in den Tracks ruhigere Stellen verteilt, durch die das Werk mit sauberen Vocals und persönlichen Texten in eine beinahe melancholische Stimmung getaucht wird. Diese Abwechslung spiegelt die Komplexität menschlicher Gefühlszustände wider, in denen Emotionen wie Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Trauer ineinander verschmelzen. Auf der Vorab-Single “space” orphan spricht sie davon, von einem alten Freund oder einer alten Freundin ignoriert zu werden und wandert dabei mit ihrer Stimme passend zum Text von Besorgnis über Akzeptanz bis hin zu einem aggressiven Höhepunkt.
LEVEL UP!
Während die vorherigen Alben der Band ein wenig nach DIY klingen – ihr Sound ist unsauber und underground – hört man auf fawn wie sich die Band selbst weiterentwickelt hat. Gemastered vom Screamo-Original Will Killingsworth und gemixt von Steve Roche, dem Besitzer vom Studio Permanent Hearing Damage, verkörpert das Album eine Professionalität, die man eigentlich von größeren Bands gewöhnt ist.
Unerwartete Inspiration
In einem Interview erklärte Sängerin Megan, dass Sie während der Entstehung des Albums viel Hip Hop und elektronische Musik gehört hat. Also einerseits Musik mit starker Betonung auf Texten und andererseits Musik, die weitgehend auf Texte verzichtet. Im ersten Track “ego death” ist dieser Einfluss zuhören: In der ersten Minute wird die Stimmung durch reine Instrumentals gesetzt und danach mit gut reimenden Texten untermauert.
Die Balance macht es aus!
fawn eignet sich sehr gut für Screamo-Neulinge, um sich dem Genre anzunähern. Dadurch, dass die melodischen Parts aber so perfekt in den typisch aggressiven Klang eingebaut sind, enttäuscht das Album auch Fans des Genres nicht. Diese gelungene Verbindung aus Altem und Neuem macht fawn zu unserer ersten Platte des Monats 2022.
fawn ist am 14.01.2022 über Skeletal Lightning erschienen.