Innovation im Studium
Formula Student: Leidenschaft für neue Ideen und ein praktisches Studium
Im internationalen Ingenieurswettbewerb “Formula Student” treten studentische Teams mit selbstgebauten Rennwagen gegeneinander an. In Deutschland stehen vor allem der Elektroantrieb und das autonome Fahren im Fokus der Ingenieur:innen. Eines der deutschen Teams aus München ist munichmotorsport.
Das Ziel des Projekts ist es, einmal im Jahr einen Rennwagen zu konstruieren und zu fertigen. Mit diesem nehmen die studentischen Teams jeden Sommer an verschiedenen Wettbewerben weltweit teil. Die Formula Student Germany (FSG) findet jährlich am Hockenheimring statt. Die Königsdisziplin auf der Rennstrecke ist der Endurance. Auf einem 22 Kilometer langem Rundkurs wird da die Ausdauer des eigens gebauten Rennwagens auf die Probe gestellt. In die Gesamtwertung des Teams gehen unter anderem die Beschleunigungsdisziplin “Acceleration” und das “Skid Pad” ein. Hier wird die Querbeschleunigung getestet, indem das Auto eine liegende Acht mit möglichst hoher Geschwindigkeit durchfährt. In den beiden Disziplinen können die Teams ihre Punktzahl verdoppeln, wenn ihr Auto die Strecke zusätzlich noch autonom fahren kann.
Abseits der Rennstrecke muss das Team außerdem seine unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dafür bereiten die Studierenden unter anderem einen Businessplan und einen Cost Report vor.
Vom Lehrbuch auf die Rennstrecke
Bei munichmotorsport kommen Studierende aus den verschiedensten Fachrichtungen zusammen und stellen sich der Herausforderung. Gemeinsam verbringen sie einen Großteil ihrer Freizeit in ihrem Formula Student Team, um dort ihre eigenen Ideen auszuprobieren. Dabei setzen sie tagtäglich die Theorie aus ihrem Studium in die Praxis um.
Was ich mag, ist die Möglichkeit, einfach zu machen. Die Freiheit, die du hast, wirst du in der Industrie nie wieder kriegen: Du kommst her und sagst, ich hätte Lust, eine Traktionskontrolle zu entwerfen und machst es halt – das ist schon ziemlich cool.
Zeynel Abidin Yavuz – Teammember munichmotorsport
Zeynel studiert Fahrzeugtechnik und ist aktives Mitglied im Fahrwerks-Team bei munichmotorsport. Er stellt mit der Traktionskontrolle sicher, dass die Räder des Fahrzeugs beim Beschleunigen nicht durchdrehen. Mittlerweile gewinnen nicht nur der Elektroantrieb sondern auch die autonome Disziplin gegenüber dem klassischen Verbrenner immer mehr an Bedeutung. Seit vergangenem Jahr stellt sich das Münchner Team der Herausforderung, einen Rennwagen zu fertigen, der nicht nur elektrisch sondern zusätzlich auch ohne Fahrer:in auf der Rennstrecke antreten kann. Felix, der Leiter des Driverless-Teams kommt fachlich aus dem Games Engineering und arbeitet gerne auf dem neusten Stand der Technik.
Wir verwenden natürlich viele neue Technologien – wo es in die Richtung KI geht – für das autonome Fahren, neue Sensortechniken, die noch nicht lange verfügbar sind und probieren da relativ viel aus, was man machen kann.
Felix Kühn – Teamleiter munichmotorsport
Mit dem autonomen System arbeitet das Driverless-Team besonders nah an der Zukunft der Mobilität. Das Sensorpaket aus einer Kamera zur Farberkennung und einem “Solid-State LiDAR” zur Abstandsmessung ersetzen hier das menschliche Auge. Die erfassten Daten geben der selbstprogrammierten Software die nötigen Inputs, um ganz ohne Fahrer:in auf der Rennstrecke anzutreten.
Video: Felix Kühn
Gemeinsame Leidenschaft
Die Studierenden bauen in Eigenverantwortung innerhalb von zwei Semestern einen wettbewerbsfähigen Rennwagen. Sogar das Steuer nehmen sie selbst in die Hand. Der Zeitdruck für die Mitglieder des Projekts ist enorm hoch. Felix Pörnbacher ist Gründer der Firma Deep Drive, Sponsor und Alumnus in der Formula Student. Er beschreibt, welche Rolle dieser Zeitdruck für den Fortschritt des Projekts spielt. “Innovation entsteht genau da, wo Druck ist, wo Welten aufeinanderprallen und wo Leute denken, sie kommen aus Problemen gar nicht raus. […] Da entsteht Innovation und genauso machen wir’s in unserem Unternehmen und genau das finden wir so geil an der Formula Student”. Das ist auch der Grund für die Studierenden an dem Projekt teilzunehmen:
Ich bin bei munichmotorsport, weil man wirklich lernt, was es heißt, alles zu geben.
Franziska Schöttl – CEO munichmotorsport
Die Vision des Münchner Teams munichmotorsport ist #passionworks und diese nehmen die Studierenden wörtlich. Denn das Team folgt einer gemeinsamen Leidenschaft, die sie vorantreibt. Viele Teammitglieder kommen ohne Vorerfahrung zu munichmotorsport und übernehmen bereits zum Einstieg die Verantwortung für eine oder mehrere Aufgaben. Dies erfordert vor allem Selbstständigkeit und Motivation.
Bild: Niklas Ernst