©Filmfest München + Bernhard Schmidt

Filmfest 2021

Film ab!

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Es ist wieder so weit! Am 01. Juli läuft das diesjährige Filmfest München an! Und damit ihr auch wisst, worauf ihr euch dieses Jahr ganz besonders freuen könnt, haben wir uns schon mal ein paar der Filme angesehen. So seid ihr bestens informiert, wo sich ein Kinobesuch für euch am meisten lohnt!

VIVA FOREVER (DEUTSCHLAND 2021)

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Der Trailer zu Sinje Köhlers Film Viva Forever.

Schon in ihrem Kurzfilm Freibadsinfonie bewies Regisseurin Sinje Köhler ein Gespür für sommerliche Bilder. In ihrem Spielfilmdebüt Viva Forever zeigt sie das einmal mehr und siedelt das Setting diesmal am Gardasee an. Hier verbringen die fünf Freundinnen Francesca, Luz, Amali, Fana und Sophie jedes Jahr ihren gemeinsamen Urlaub. Schon seit vielen Jahren kommen sie in das schicke Haus am See, das Francescas Eltern gehört. Schwimmen gehen, Motorboot fahren, daten, chillen… so verbringen sie ihre Zeit. Doch dieses Jahr ist alles etwas anders. Eine weitere Freundin, die sechste im Bunde, sagt per Sprachnachricht ab und damit beginnt das Kriseln im Urlaubsparadies. Nach und nach brechen immer mehr Konflikte hervor und die Freundinnen merken, dass sich die guten alten Zeiten vielleicht doch nicht mehr so leicht herstellen lassen, weil sich Leben eben verändern.

Sinje Köhler erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen fünf unterschiedlichen jungen Frauen, die ihren Weg durchs Leben suchen. Positiv fällt hierbei einerseits der diverse Cast und andererseits die Stärke der Frauenfiguren auf. Immer wieder fallen Sätze wie “es lebe die Vulva” oder “Penisfrei, girls only”. Die Mädels stehen zu sich, tragen keinen BH, helfen sich gegenseitig. Eine gute Grundlage eigentlich. Trotzdem mag der Funke nicht so ganz überspringen. Es fehlt etwas an Tiefenpsychologie bei den Figuren. In allen ist an sich eine spannende Geschichte angelegt, die aber nicht tiefer gehend verfolgt wird. Für ein Spielfilmdebüt ist Viva Forever dennoch ganz gelungen. jr

Viva Forever läuft am 05. und 06. Juli auf dem Filmfest München.

EL PERRO QUE NO CALLA (ARGENTINIEN 2020)

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Der Trailer von The dog who wouldn’t be quiet zeigt Ausschnitte aus Sebas Leben. 

Einen Hund in der Großstadt zu halten, kann ganz schön schwierig sein. Das merkt Seba spätestens, als seine Nachbar:innen sich im Regen vor seiner Tür versammeln und sich besorgt um die Einsamkeit der Hündin zeigen. Wenn Seba zur Arbeit geht, scheint das sonst eher stille Tier zu jaulen. Also nimmt er seine treue Hündin mit ins Büro, aber auch das ist keine gute Lösung. The Dog who wouldn’t be quiet begleitet den jungen Mann (gespielt von Ana Katz‘ Bruder Daniel) in einzelnen mehr oder weniger absurden Episoden seines Lebens. Die Armut zieht ihn weg von der Stadt, er findet neue Arbeit, bekommt ein Kind und scheint endlich angekommen zu sein, als ein Meteorit die Erdatmosphäre verändert, sodass die Luft ab Hüfthöhe giftig wird. 

Regisseurin Ana Katz hat mit The Dog who wouldn’t be quiet einen genauso fesselnden wie ruhigen Film geschaffen. In schwarzweiß gehalten, nimmt das Drama sich Zeit für die Lebenswelt seines Protagonisten. Diese ist mal absurd, mal bitter und zeigt dabei subtil ungerechte gesellschaftliche Strukturen auf. Ana Katz inszeniert dieses Drama unaufgeregt und mit Gespür für kleine Seitenhiebe. ag 

The Dog who wouldn’t be quiet läuft am 08. und 09. Juli auf dem Filmfest München.

NAHSCHUSS (DEUTSCHLAND 2021)

Lars Eidinger als Franz Walther in Nahschuss. ©alamodefilm

Es ist 1981 und wir befinden uns in der DDR. Protagonist Franz Walther, gespielt von Lars Eidinger, ist glücklich verlobt mit seiner Freundin Corina, Luise Heyer, und hat gerade sein Studium beendet. Doch als er sich auf den Weg macht, um im Ausland einen Lehrberuf anzunehmen, wird er am Flughafen abgefangen und bekommt vom Auslandsnachrichtendienst einen Job angeboten. Bald schon soll er die Stelle seiner Professorin übernehmen, doch dafür soll er erst einmal für die Staatssicherheit arbeiten. Sein Gebiet: die DDR bei der nächsten Fußball WM unterstützen. Zuerst geht es dabei hauptsächlich um die Beschaffung von Informationen, doch als er immer drastischere Aufgaben übernehmen soll, gerät er in einen Konflikt mit sich selbst. Doch Aussteigen ist schon lange keine Option mehr.

Der Film von Franziska Stünkel erzählt auf ruhige, aber spannende Art und Weise die Geschichte eines jungen Mannes, der mit dem System in Konflikt gerät, dass er selbst stärkt. Durch die sehr ausdrucksstarke Spielweise von Lars Eidinger werden die Zuschauer:innen in die Handlung des Filmes gesogen. So wird die Geschichte des Protagonisten nachvollziehbar und erweckt trotz seiner Taten fast schon Mitleid mit der Figur. Angelehnt an den Fall Werner Teske, der 1981 als letzter Mensch in der DDR die Todesstrafe bekam. Der Ausgang des Filmes kommt aber trotzdem plötzlich und unerwartet. Ein spannender deutscher Spielfilm mit biografischem Hintergrund, der im Ganzen überzeugt. vl

Nahschuss läuft am 04. und 05. Juli auf dem Filmfest München.

SEULES LES BÊTES (DEUTSCHLAND/FRANKREICH 2019)

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Der Trailer zu Dominik Molls abwechslungsreichen Krimi Seules Les Bêtes.

Ein Ziegen-Schrei eröffnet den wohl ungewöhnlichsten Kriminalfilm Die Verschwundene des diesjährigen Filmfests. Besagtes Tier klammert sich an den Rücken von Armand, einem Internet-Betrüger, der mit dem Fahrrad das summende Abidjan der Elfenbeinküste durchquert.

Was Armand mit einer Vermissten im französischen Zentralmassiv zu tun hat? Einiges, wie sich herausstellt.

Dominik Molls Romanadaption von Seules Les Bêtes, also „Nur die Tiere“, fängt als bruchstückhafte Erzählung an und enthüllt nach und nach ein Netz aus unwahrscheinlichen Zusammenhängen und Zufällen rund um das Verschwinden von Evelyn Ducat. Erfrischend anders, nüchtern, skurril. vs

Die Verschwundene läuft am 05. und 06. Juli auf dem Filmfest München.

ÉTÉ 85 (FRANKREICH 2020)

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Der Trailer zur Coming-of-Age Geschichte Sommer 85.

Dass David im Laufe des Filmes sterben wird, ist von Anfang an klar. Als “zukünftige Leiche” bezeichnet Protagonist und Erzähler des Films Alexis ihn, als dieser das erste Mal auf dem Bildschirm erscheint, um Alexis von einem gekenterten Boot zu retten. Was das Publikum erst im Laufe des Filmes erfährt, ist, wie David zu einer Leiche wird und warum Alexis in der Rahmenhandlung von Sommer 85 eine Gefängnisstrafe droht. Im Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen erzählt Regisseur François Ozon von der auf dem Roman Dancing on your grave inspirierte Liebesgeschichte, die sich zwischen David und Alexis über einen Sommer entwickelt und tragisch und abrupt endet.

Dabei ist der Ton des Filmes alles andere als tragisch. Durch einprägsame Bilder, lebensnahe Dialoge und hervorragende schauspielerische Leistungen schafft es Sommer 85 Themen wie Trauer, Verlust und wie eine Person damit umgehen kann, auf erstaunlich leichte Weise zu behandeln. Eine in den Flair der 80er Jahre getränkte Coming-Of-Age Geschichte, die durch ihre Struktur bis zum Schluss spannend bleibt. sw

Sommer 85 läuft am 03. und 04. Juli auf dem Filmfest München.

LA NUIT DES ROIS (ELFENBEINKÜSTE/FRANKREICH/SENEGAL 2020)

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Der Trailer zu La Nuit des Rois.

So ganz scheint sich Regisseur Philippe Lacôte zwischen düsterer Realität und fantastischer Märchen-Optik nicht entscheiden zu können. Denn sein Film ist zwar an einem echten Spielort angesiedelt, dem “Maca”-Gefängnis an der Elfenbeinküste, allerdings tragen sich dort unter den eng zusammen gepferchten Insassen Dinge zu, die ins Übernatürliche und Magische ragen. Dabei wird es den Zuschauer:innen schwer gemacht, die Regeln dieser jenseitigen Welt zu erfassen: Ähnlich wie der Protagonist sind auch wir verwirrt, als er frisch im Gefängnis ankommt und plötzlich von einer Horde Krimineller gejagt, verspottet und dann zum Erzählen einer Geschichte aufgefordert wird. Was es damit auf sich hat, dass er bis zum Morgengrauen die ganze Nacht hindurch erzählen soll, nur weil es die eines Blutmondes ist, ist schwer zu durchschauen. Ebenso schwer zugänglich sind die Motive der Figuren, die viel grölen und pöbeln, dabei aber trotzdem noch in überhöht-poetischen Dialogen miteinander kommunizieren.


La Nuit Des Rois möchte eine Hommage an die Tradition der “Griot”, Dichter:innen und Sänger:innen Westafrikas, sein, die mit ihren Geschichten das Wissen alter Generationen bewahren. In manchen Momenten schimmert diese Leidenschaft fürs Erzählen auch durch, wenn die große Menge harter Krimineller plötzlich ganz gebannt an den Lippen ihres Geschichtenerzählers hängt, wenn sie mit Kommentaren und fast tänzerischem Einsatz ihres Körpers die Erzählung untermalen. Dieser Aspekt von Gemeinsamkeit und erlebtem Erzählen lässt erahnen, welchen Stellenwert die “Griot” in ihrer Gesellschaft hatten und haben. Viel zu oft rutschen diese Momente aber ins Unverständliche ab, erinnern an ungelenke Improvisationen einer Laienschauspieler:innengruppe oder es verwandelt sich plötzlich ein Elefant in einen Adler und niemand versteht so recht wieso. Ein Film, der viel Geduld für metaphorisches Erzählen erfordert – und womöglich auch gar nicht rundum verstanden werden möchte. nc

La Nuit Des Rois läuft am 07. und 08. Juli auf dem Filmfest München.

SUN CHILDREN (IRAN 2020)

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Der Trailer zum Film Sun Children.

Vier Kinder schrauben hektisch Teile von Luxusautos ab. Immer wieder schauen sie sich um. Als ein Polizist kommt, laufen sie weg. So beginnt Sun Children. Der Film dreht sich um den 12-jährigen Ali und seine Freunde. Sie sind Straßenkinder im Iran, die sich mit Kinderarbeit und Diebstählen durchschlagen. Dann bekommen sie einen Auftrag von einem Gangsterboss: Er erzählt, unter der Stadt läge ein Schatz begraben, den man nur durch den Keller der „Sun School“ erreichen würde. Die Kinder sollen sich an der Schule einschreiben und den Schatz für ihn finden.

Der Film beschäftigt sich aber nicht nur mit der Suche nach dem Schatz, sondern auch mit den Problemen der Kinder und der Schule: Ihre Väter sind im Gefängnis oder tot, einer der Jungen kommt aus Afghanistan und würde beim kleinsten Fehltritt in ein Flüchtlingslager kommen, die Schule hat zu wenig Geld und soll geschlossen werden.

Regisseur Majid Majidi macht viele Handlungsstränge auf, die aber nicht alle ausreichend beleuchtet werden können. Außerdem wird den meisten Charakteren leider nicht genügend Zeit gegeben sich zu entwickeln, da vor allem Ali im Mittelpunkt steht. Die Kinder-Darsteller:innen können aber durchweg überzeugen und schaffen es schon durch kleine Gesten und Blicke Emotionen zu vermitteln.
Letztendlich ist Sun Children in seiner Geschichte sicher nicht der innovativste Film und möchte zu viel auf einmal erzählen. Trotzdem schafft Majid Majidi hier einen sehr menschlichen Film über Straßenkinder im Iran. lm  

Sun Children läuft am 06. und 07. Juli auf dem Filmfest München.