Securo-Feminismus

Feminismus als Kriegsstrategie: Die USA im Afghanistan-Krieg

/ / Bild: shutterstock / G.Tbov

Zwanzig Jahre lang dauerte der Krieg zwischen Afghanistan und den USA. Diverse Kriegsstrategien kamen zum Einsatz. Eine dieser Kriegsstrategien war der Feminismus – und der sollte militärische Gewalt rechtfertigen.

7. Oktober 2001 – Die USA marschieren in Afghanistan ein. Das ist der Beginn eines 20 Jahre langen Krieges. “Krieg gegen den Terror”, so wird dieser bewaffnete Konflikt gerne bezeichnet. “Der erste “feministische” Krieg der USA” trifft aber auch zu – zumindest ist es der erste Krieg, in dem Feminismus in der Kriegsführung wirklich eine Rolle spielt.  

“Securo-Feminismus”

Den Feminismus, den sich die USA zu ihrem eigenen militärischen und politischen Vorteil zunutze gemacht haben, bezeichnet die palästinensisch-amerikanische Professorin für Sozialwissenschaften, Lila Abu-Lughod, als den sogenannten “Securo-Feminismus”. Das bedeutet, dass laut den USA eine extreme Gewalt im Kampf gegen den Terrorismus und gegen geschlechtliche Ungleichheiten nötig wäre. Militärische Gewalt und der Kampf für Gleichberechtigung müssten also Hand in Hand gehen. 

Feminismus als militärischer Vorteil

Die USA nutzten den Feminismus in mehreren Aspekten für sich: Zum einen zum Vorteil US-amerikanischer, weißer Frauen. Weiße Frauen, die beispielsweise zu Zeiten des Afghanistan-Krieges bei der CIA arbeiteten und zum Beispiel bei Verhören Gewalt gegen BIPoC’s einsetzten, wurden groß gefeiert und ernteten viel Respekt von männlichen Kollegen. Es wurde also eine Art Gleichstellung zwischen weiblichen Mitarbeiterinnen und den männlichen Mitarbeitern geschaffen, und das zum Preis der Gewalt und Unterdrückung von BIPoC’s.

Zum anderen wurde der Feminismus als Vorwand genutzt, der unter anderem den Krieg rechtfertigen sollte. Afghanische Frauen wurden deshalb als die Hilfsbedürftigen dargestellt, dien sofort von westlichen Retter:innen “befreit” werden müssen. Mit diesem Bild verbunden konnte der Feminismus dann als Rechtfertigung für die extreme Gewalt im “Kampf gegen den Terror” genutzt werden.

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Mehr Informationen
Rafia Zakaria im Interview mit “Democracy Now!” über ihr Buch “Against White Feminism”

Afghanische Frauen als “militärische Waffe”? 

Der US-amerikanische Widerspruch darin, Brutalität auszuüben und Rettung zu versprechen, fiel nicht auf.

Rafia Zakaria in ihrem Buch “Against White Feminism”

Rafia Zakaria ist Autorin, Anwältin und Aktivistin. In ihrem Buch “Against White Feminism” kritisiert sie, auch häufig geprägt durch eigene und persönliche Erfahrungen den “weißen Feminismus” und unter anderem die Widersprüche, die mit ihm einherkommen. Und ein weiterer solcher Widerspruch findet sich auch in der “US-Frauen und Terrorismusbekämpfung-Strategie”. Afghanische Frauen sollten laut den USA “gerettet und geschützt” werden. 2012 kam aber die Idee auf, diese Frauen ganz direkt in den Krieg gegen Afghanistan mit einzubeziehen. Unter dem Deckmantel, dass weibliche Personen aktiv für ihre Rechte kämpfen sollten, wollten die USA diese weiblichen Personen unter anderem Spionageabwehr beibringen. Sie sollten sich also gegen ihr eigenes Land stellen, sich in Gefahr bringen und direkt in den Krieg involviert werden.

Stattdessen bestand das Ziel darin, afghanische Frauen zu Marionetten zu erziehen, die alles nachplapperten, was ihre US-amerikanischen Antiterrorismus-Ausbilder:innen ihnen beibrachten.

Rafia Zakaria in ihrem Buch “Against White feminism”

Positive Entwicklungen für afghanische Frauen?

Die USA verfolgten im Krieg gegen Afghanistan unter anderem das Ziel, die eigenen westliche Werte zu verbreiten. Darunter zählte auch der westliche oder auch “weiße Feminismus” – es gab bestimmte Vorstellungen davon, wie der Feminismus sein sollte und inwiefern sich sowohl US-amerikanische als auch afghanische Frauen am Krieg beteiligen sollten. Die USA gingen davon aus, dass eine Gleichstellung von Frau und Mann in nicht-westlichen Ländern nur dann erreicht wäre, wenn sie auf amerikanischen, westlichen Werten beruhen würden. Dennoch gab es durch den Einmarsch von NATO-Truppen und den Sturz der Taliban während des Afghanistan Krieges durchaus positive Entwicklungen. Frauen waren rechtlich gesehen und auf Papier gleichgestellt – das blieb allerdings meist theoretisch. 2021 kamen die Taliban wieder an die Macht, und seitdem ist die Lage afghanischer Frauen und Mädchen prekär. Trotzdem kämpfen sie tagtäglich weiter um ihre Rechte.