CHINAH IM INTERVIEW
Fake Nostalgia and Clichés
Das zweite Album Feels like Forever des Kopenhagener Trios CHINAH erzählt von einer Liebe, die weltentrückte Realitäten schafft. Verträumt, mit Synthesizern und R’n’B verführen die zehn neuen Songs zum Tanzen und Versinken. Im Interview mit M94.5 sprechen sie über ihren Stilwechsel, Pläne für die Zukunft und darüber, warum Rosen sie eher sprachlos machen.
Sängerin Fine Glindvad, Gitarrist Simon Kjær und Synthesizer-Talent Simon Andersson sind CHINAH aus Kopenhagen: Die drei sind seit 2014 eine Band. Die beiden Simons kommen aus der experimentellen elektronischen Musikrichtung. Das hört man auch in ihrem zweiten Album.
Der Prozess der Produktion des Albums dauerte zweieinhalb Jahre. Ein Jahr lang experimentierten die Bandmitglieder mit den geschriebenen Melodien, Lyrics und Ideen. Früher eher “no boundaries in terms of genres” und “destructive energy”, heute eher “cohesive” und “fake nostalgia”.
SYNTHPOP MEETS FANTASY
Die Musik entführt in eine fantasievolle, verträumte Wirklichkeit aus destruktiver Liebe, Abhängigkeit und dem Wunsch, den Moment ewig währen zu lassen. Währenddessen begleiten die Hörer:innen mehrere rote Fäden: Der Synthesizer entwirft einlullende Klangwelten, die in jedem Song mitschwingen. Ebenso zieht sich durch das gesamte Album das Thema der Natur: Vogelgezwitscher, Wellenrauschen und Echos aus dem Wald.
CHINAH erklären, dass sie mit dieser Atmosphäre ein “fake nostalgic universe” erschaffen wollen. Die Vögel seien dem Ohr wohl vertraut. Aber: “You know it is unreal but it gives you the illusion of being real.” Die Vögelgeräusche kommen von einem Keyboard, das Simon in einem Spielladen gekauft hatte. “That plastic feeling can fit really well. Some things are kind of ugly on purpose.”
ROSEN ÜBERALL
Von dem neuen Album sind erst zwei offizielle Musikvideos und ein Trailer veröffentlicht. Diese scheinen wie eine visuelle Metapher für die Musik: verspielt, gedankenversunken und schwebend.
Eine animierte Fantasiewelt, die damit spielt, immer zwischen Unterwasserwelt, Weltraum und den eigenen vier Wänden zu verschwimmen. Das Zimmer scheint durch das Universum zu fliegen. Fische tauchen an die Oberfläche des Zimmerbodens. Die Farben sind bunt, hellleuchtend und greifen ineinander über. Und überall findet sich das Rosen-Thema. Eine einzelne Rose, die im Bett wartet. Rosen, die isoliert im Zimmer wachsen. Rosen, die sich in Korallengewächsen platzieren.
Obwohl die 3D-Welt der Musikvideos Raum zur Interpretation bietet, möchten CHINAH die Symbolkraft von Zeichen wie der Rose den Hörer:innen überlassen. Nicht, weil es etwa ein Geheimnis ist, sondern weil sie sich an Klischees orientiert haben, die so gut wie allen Menschen geläufig sind. Simon meint, dass die “whole aesthetic of using kind of thick symbols like using some clichés” ein interessanter Ort zum Entdecken sei. “We just feel that it fits with the music and then that’s what we go with and then the audience has an easier time telling us how you should interpret that.”
NO PLANS FOR THE FUTURE
Die Pandemie hat CHINAH in ihrem Arbeitsprozess nicht behindert. Bereits vorher haben alle Bandmitglieder separat von zu Hause aus gearbeitet und sich gegenseitig ihre Ergebnisse geschickt. Dennoch werden die verschobenen Konzerte eine ganz andere Hürde mit sich bringen: “We need to learn how to play together again.” Konkretere Zukunftspläne gibt es noch nicht. “We agreed not having any plans. We never wanted to force anything.”
Seit dem 19. März ist das neue Album Feels like Forever von CHINAH veröffentlicht.