Automatisiertes/autonomes Fahren
Fahren oder gefahren werden?
Einsteigen, Anschnallen, Ankommen – ohne selbst irgendetwas machen zu müssen. Das verspricht das autonome Fahrzeug. Es soll künftig die fahrende Person ablösen und für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Realistisch oder nur ein Traum?
Was ist eigentlich autonomes Fahren?
Automatisiertes Fahren heißt nicht immer, dass Fahrzeuge völlig selbstständig fahren. Von absolut keiner Automatisierung, bis hin zur vollkommenen Automation gibt es einige Zwischenstufen. Die Organisation für Mobilitätstechnologie SAE International definiert sie als Levels. Bei Level 0 fährt der Fahrer vollkommen eigenständig, bei Level 5 wird jede Fahraufgabe in jeder Situation vom Fahrsystem übernommen. Erst in diesem Level wird von autonomen Fahren gesprochen.
Die fünf Levels der Automatisierung
Im ersten Level sind bereits Assistenzsysteme vorhanden. Zum Beispiel, um die Geschwindigkeit zu halten oder um nicht von der Spur abzukommen. Diese und andere Assistenzsysteme sind bereits in vielen Autos Realität.
In Level 2 liegt die Verantwortung über das Fahrzeug immer noch beim Fahrer. Der Pkw kann aber bereits einzelne Aufgaben selbst ausführen: zum Beispiel auf der Autobahn die Spur halten, bremsen und beschleunigen. Dadurch kann der Fahrer kurzzeitig die Hände vom Steuer nehmen. Hier wird von Teilautomatisierung gesprochen.
Das Auto übernimmt die Kontrolle
In Level drei fährt das Auto auf bestimmten Streckenabschnitten selbstständig, der Fahrer gibt die Kontrolle in dieser Zeit ab. Er muss aber jederzeit bereit sein, sie wieder zu übernehmen.
Im vierten Level, dem vollautomatisierten Fahren, können die technischen Systeme im Auto alle Fahraufgaben übernehmen. Der Fahrer muss nicht bereit sein, einzugreifen. Allerdings gilt dies nur für bestimmte Strecken, wie zum Beispiel Autobahnen.
In Level fünf kann das Auto ganz alleine und ohne Passagiere fahren. Alle Aufgaben werden in jeder Situation von technischen Systemen übernommen.
Das Problem mit der Kontrolle
Besonders kompliziert ist aktuell laut Jeremy Dillmann, Doktorand der Verkehrspsychologie an der Universität Groningen, die Umstellung von Level 2 auf Level 3: „Bei Level 2 fahre ich nur teilautomatisiert und muss ständig am Ball bleiben.“ Bei Level 3 hingegen würde man die Kontrolle komplett abgeben und so nur schwer rechtzeitig auf Warnsignale reagieren können: „Es kann also vorkommen, dass ich mit meinen Smartphone spiele und gefühlt aus dem nichts zügig die Kontrolle übernehmen muss“, sagt Dillmann.
Automatisiert unterwegs
Vor allem in den USA werden viele Firmen zu den Vorreitern in der Entwicklung autonomer Fahrsysteme gezählt, darunter die US-amerikanische Firma Waymo. Fahrzeuge von dieser Firma werden in Arizona bereits nur mit einem Fahrer, der in Notsituationen eingreift, als Taxis eingesetzt. Auch Transportfahrzeuge werden optimiert: MAN Truck & Bus und DB Schenker führten dafür 2019 ein Pilotprojekt durch, in dem Lkws über WLAN vernetzt wurden. Dadurch konnten nach eigenen Angaben Lkws, die die gleiche Strecke fuhren, zu einer Einheit zusammengefügt werden: Die Lkws folgten somit dem vordersten Wagen, der Geschwindigkeit und Richtung vorgab. Die Fahrer, die sicherheitshalber an den Lenkern der Lkws saßen, mussten laut den Versuchsleitern nur einmal alle 2 000 Kilometer eingreifen. Durch den entstandenen Windschatten wurde zudem Sprit eingespart.
Automatisierte E-Busse
In einigen Städten Europas werden auch schon Menschen mit automatisierten Bussen transportiert. In München testen die Stadtwerke München (SWM) und die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) im Pilotprojekt EASYRIDE automatisierte Elektrokleinbusse. Dafür werden ab Mitte April zwei automatisierte E-Shuttlebusse für mehrere Wochen im Olympiapark festgelegte Routen abfahren.
Die schrittweise Automatisierung wird demnach nicht nur am Pkw erforscht, sondern auch im Bereich des Menschen- und Gütertransport. Während auch das Interesse an autonomen Fahrzeugen groß ist, wird laut Jeremy Dillmann noch einiges an Forschung notwendig sein, bis sie im Straßenverkehr denkbar sind. „Letzlich fasziniert die Fahrzeugautomation viele Menschen, die Frage ist wie schnell sie mit Sicherheit möglich ist“, so Dillmann.