Munich eSports e.V.
Ein Nicht-Sportverein?
Gamer sind faul, mögen keine Menschen und meiden das Sonnenlicht. Auch Vorurteile wie diese tragen in den Augen der Gamer dazu bei, dass E-Sport immer noch nicht als Sport angesehen wird. Die Diskussionen darüber werden überall weitergeführt – bis in die Vereinsheime der Republik.
Das Team hinter dem Munich eSports e.V. hat sich zur Aufgabe gemacht, dass E-Sport in München in Zukunft mehr gefördert und vor allem mehr geschätzt wird.
Weil E-Sport in Deutschland nicht als Sport zählt, muss Munich eSports e.V. auf einige Vorteile verzichten, die ein Fußballverein beispielsweise hat. Herkömmliche Sportvereine können gemeinnützig sein. Gemeinnützige Vereine genießen Steuererleichterungen und noch viel mehr, sie haben aber obendrauf noch einen Image-Vorteil gegenüber anderen Vereinen. Der erleichtert nicht nur das Anwerben von neuen Mitgliedern, sondern auch das Finden eines Vereinsheims. So eins fehlt auch dem Munich eSports e.V. noch. Deshalb sind sie derzeit fast nur online vertreten.
Die ideale Gaming-Atmosphäre
Der erste Vorstandsvorsitzende des Munich eSports e.V., Gilles Tanson, hat erklärt, dass der Verein in unterschiedlichen Abteilungen organisiert ist. Die sind alle auf einem gemeinsamen Discord-Server vertreten und repräsentieren die Spiele, die sie anbieten. Dazu gehören unter anderem League of Legends, Overwatch und bald auch Rocket League. In diesen Abteilungen sollen sich nicht nur Spieler*innen in Teams zusammen finden. Die Teams sollen auch durch Maßnahmen unterstützt werden. Deshalb arbeitet der Verein daran, eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich austauschen, organisieren und miteinander spielen können. Denn darum geht es: Das Zocken.
Vom Zimmer daheim in den Gaming Pod?
Gezockt wird heute meistens noch von Zuhause aus, entweder klassisch vor dem Fernseher oder am Schreibtisch. Der Munich eSports e.V. will, dass Gaming aus diesem Rahmen ausbricht.
“Wenn man daheim sitzt, dann spielt man halt alleine an einem Bildschirm. Nachdem man fertig ist, macht man den Bildschirm aus und ist wieder alleine. Wenn sich sechs Leute in einem Vereinsheim oder im Trainingsraum befinden und die setzen sich dann vor dem Spiel noch zusammen, verständigen sich und planen ihre Taktik, dann gibt das einfach eine ganz andere Motivation.”
Gilles Tanson, erster Vorstandsvorsitzender Munich eSport e.V.
Diese Motivation kann auch schnell über Sieg oder Niederlage entscheiden. Das große Ziel ist es, irgendwann mit einem Vereinsheim einen Ort zu haben, in dem Teambuilding, körperliche Gesundheit und Spaß gefördert werden können. Das alles ist bei einem League of Legends Turnier genauso wichtig wie im Fußball. Diese Parallelität wirft immer wieder die Frage auf, ob E-Sport und Sport gleichzustellen sind.
Ist E-Sport wirklich Sport?
Wenn es nach dem Deutschen Olympischen Sportbund, kurz DOSB geht, lautet die Antwort: Nein. Spätestens seit der Stellungnahme des DOSB tauschen Befürworter und Gegner Argumente vehement aus. Wo dem E-Sport nach den Richtlinien des DOSB, eine “eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität” fehle, entgegnen viele Anhänger des E-Sports, dass das bei Schach, welches vom DOSB auch als Sportart angesehen wird, auch fehle.
Außerdem muss Sport laut dem DOSB “ethisch wertvoll” sein. Fairplay, Unverletzlichkeit der Person und Chancengleichheit stehen dabei im Mittelpunkt. Dem wird entgegengehalten, dass gerade E-Sport unzählige Möglichkeiten aufweist, die Barrierefreiheit zu garantieren.
Letztendlich wird dem E-Sport auch entgegengehalten, dass ihm schlicht und ergreifend die Vereinsstruktur fehlt. Zumindest dagegen kann das Team hinter dem Munich eSports e.V. aktiv ankämpfen. Denn obwohl sie noch kein Vereinsheim gefunden haben, sind sie schon heute mit ihrem Discord aktiv. Sie versuchen außerdem, so oft wie möglich Veranstaltungen wie das Smash Weekly im Medienzentrum München abzuhalten. Anders als auf dem Tennisplatz kann man da auch mitspielen, wenn man noch kein Vereinsmitglied ist. Der Spaß am Zocken reicht.