Die Zukunft des Pop

Eine Reise in die Welt des Hyperpop

/ / Bild: PC Music

Die 2010er Jahre haben der Musikwelt viele interessante und überraschende Momente beschert. Allerdings hat sich eine Musikrichtung langsam aber sicher in die Ohren der Jugend geschlichen. Hyperpop ist mittlerweile international etabliert und genauso rätselhaft wie vielfältig.

Britische Wurzeln

Produzent und Sänger, A.G. Cook. / Bild: A.G. Cook

Alexander Cook, aka A.G. Cook, ist ein englischer Produzent und Sänger. Der Brite wird oft als der Künstler beschrieben, der den Bauplan für den Hyperpop-Sound erstellt hat. Cook gründete 2013 das Label PC Music, ein Label welches Electro und Experimental Pop mit schrillen, high-pitched Vocals vereint. Mit Künstler:innen wie Hannah Diamond und Danny L Harle beeindruckte der Engländer Millionen von Hörer:innen. Ihre Musik wurde 2014 oftmals von großen Magazinen gelobt wie zum Beispiel vom Huffington Post oder dem Spin Magazine.

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Hannah Diamond – Every Night

Zwei Jahre sind seit der Gründung von PC Music vergangen: Cook begann 2015, mit Charli XCX zusammenzuarbeiten. Er produzierte den Song „Paradise“ auf der 2016 erschienenen Vroom Vroom EP, einen Song der ebenso PC Music Artist Hannah Diamond als Feature aufzählte. Von da an kollaborierten Cook und Charli des Öfteren. Ihre nächsten Alben haben hauptsächlich A.G. und seine PC Music Crew-Kolleg:innen produziert. Durch seine Zusammenarbeit mit Charli XCX hat es der englische Produzent geschafft, den PC Music-Klang in den Mainstream zu katapultieren.

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Charli XCX – Paradise (Feat. Hannah Diamond)

Hyperpop: eine Utopie für schräge Konzepte

Hyperpop verdankt seinen Namen der Underground Musikszene, die auf Soundcloud größer und größer wurde. Viele der Künstler:innen aus dieser Szene orientierten sich stark an A.G. Cook und Co. Und schließlich entschieden sich die Soundcloud-User, diesen Sound Hyperpop zu taufen. Das Sub-Genre umfasst eine Musikrichtung, die gerne mal sämtliche Genres fusioniert. Jedoch führen alle Songs zurück zu Pop-Musik und dessen Hauptmerkmalen: Eingängige Melodien, Texte und Refrains, die einen Ohrwurm hinterlassen. Deshalb hat man das Gefühl, dass ein Hyperpop Track wie 3 verschiedene Musikrichtungen auf einmal klingt.

Das Duo 100 gecs: Dylan Brady & Laura Les. / Bild: 100 gecs

Hyperpop ist ein Musik-Smoothie, bestehend aus Zutaten wie Punk-Rock, Hip-Hop und der vielen Varianten der Electronic Dance Music. Dieser Style wurde 2019 vom amerikanischem Duo 100 gecs popularisiert. Es wurde 2015 von Laura Les und Dylan Brady gegründet. Sie veröffentlichten letztes Jahr ihr Album 1000 Gecs, worauf ihre Hit-Singles „Money Machine“ und „Stupid Horse“ zu finden sind.

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100 gecs – stupid horse

Durch die Social Media Plattform Tiktok stiegen die Streaming-Zahlen ihrer Songs rasant. Es tanzten Unmengen an Jugendlichen zu ihrer Musik, so dass die beiden Lieder respektiv 32 Millionen und 16 Millionen Plays auf Spotify verzeichnen können. Das Duo präsentiert ihren Fans die chaotischste Fassung, die Hyperpop bisher zu bieten hat: Sehr stark bearbeitete Vocals und übersteuerte Drums schmücken ihre Lieder. Punkige Gitarren Riffs treffen auf 808s und schnelle Hi-Hats. Falls das dann doch zu hektisch ist, gibt es immer noch Künstler:innen wie Misogi. Der Sänger aus London verbindet sanften Gesang und Rap mit träumerischen Synth-Melodien – ein absoluter Genuss für die Ohren.

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Misogi – Heart Chained (ft. Master Peace & No Rome)

Trouble in electronic paradise

Ein Problem. mit dem das Sub-Genre zu kämpfen hat, ist dessen eigene musikalische Identität. Viele Künstler, die als Hyperpop Artists identifiziert werden, lehnen dieses Label ab. Viele der Musiker:innen wünschen sich, Kunst machen zu können, ohne in beliebige Kategorien gesteckt zu werden. Der Sänger glaive wird von vielen als die Zukunft des Hyperpops gesehen, doch er betrachtet diese Angelegenheit etwas anders. Er teilte der New York Times mit, dass Hyperpop seiner Meinung nach nicht mal ein richtiges Genre sei.

„I feel like hyperpop is not a genre. I’ve made straight-up pop songs, nothing hyper about them, but they’ll still get put in the hyperpop label because I’m friends with all the people that make ‘hyperpop‘.“


– glaive, 2020 in der New York Times

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glaive – astrid

Charli XCX postete diesen Juli einen Tweet, in dem sie fragte, was Hyperpop überhaupt sei. Anschließend folgte die Aussage „I do not identify with music genres“. Das ist völlig legitim, denn Hyperpop wird auch oft als eine Parodie von Pop Musik gesehen. Nicht jeder Künstler der Szene nimmt Songs zu Gunsten eines Witzes auf. Sie sind gezwungen, sich von diesem Begriff zu distanzieren, um dieser humoristischen Konnotation zu entkommen.

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Charli verzichtet auf Kategorisierung

Eine strahlende Zukunft

A.G. Cook und PC Music brachten 2013 den Ball ins Rollen, damit Charli XCX und glaive darauf die Musikwelt verändern konnten. Hyperpop fordert das Konzept von Klassifizierung heraus. Ist es Electro? Ist es Indie? Fürs Erste ist das auch unwichtig. Die Community, die sich über die Jahre um die Musikrichtung gebildet hat, ist sich sicher, dass Hyperpop sich noch nicht fertig entwickelt hat. Im Jahre 2020 angekommen, entstehen langsam aber sicher immer mehr Regeln, die das Genre genauer bestimmen. Jedoch wird eine ungeschriebene Regel immer gelten: In der bizarren Welt des Hyperpops ist alles möglich und das werden ihre talentierten Künstler:innen weiterhin beweisen.