M94.5 Filmkritik
Ein Verbrechen und 3 Schilder
Den golden Globe für das beste Drama hat “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” schon gewonnen. Ein Blick auf den Oscar-Favoriten.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ – da drängt sich einem doch sofort die Vorstellung eines verwirrenden Arthouse-Films auf. Ein Film mit einem derart langen Titel kann nur eine komplizierte Handlung haben. Aber nein – die grundlegende Geschichte des Films ist zwar mit Sicherheit keine leichte Kost, aber schnell und einfach erklärt.
Mildred Hayes, gespielt von einer herausragenden Frances McDormand, hat zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. Ihre Tochter Angela wurde auf einer Straße knapp außerhalb des beschaulichen Dorfes Ebbing vergewaltigt und ermodert. Die örtliche Polizeiwache unter Leitung von Sheriff Willoughby tappt im Dunkeln und konnte bis jetzt keinen Mörder verhaften. Mildred wirft den Polizisten vor, untätig zu sein, und so stellt sie auf der Nebenstraße, dem ehemaligen Tatort, drei große Schilder auf, um die Polizei an ihre Aufgaben zu erinnern.
Emotion in Witz verpackt
Trotz des aufgeladenen Themas und der Masse an Schimpfwörtern, die im Film gebraucht werden, gelingt es dem Streifen, konstant eine gewisse Leichtigkeit auszustrahlen. Durch unfassbar gut eingesetzten schwarzen und skurrilen Humor schafft es Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh (“Brügge sehen und sterben”, “Seven Psychopaths”), neben traurigen, hochemotionalen Szenen immer wieder Witz einzustreuen, der die Atmosphäre auflockert und so einen spannenden, schweren Plot aufrecht erhält, ohne durchweg belastend für den Zuschauer zu sein.
Verflucht gut
Frances McDormand lässt als verzweifelte Mutter Mildred in diesem Film alle Emotionen raus. Sie weint, schlägt und flucht. Vor allem flucht sie. Doch hier stehen ihr die anderen Charaktere, zum Beispiel gespielt von Woody Harrelson oder Sam Rockwell, in nichts nach. Sie haben aber noch eine andere Sache gemeinsam: Alle machen ihre Sache verflucht gut. Keiner der Charaktere ist eindimensional, und während des Films bewegt sich der Zuschauer auf einer Gradwanderung zwischen Sympathie und Antipathie für jeden dieser drei Charaktere. Die Oscar-Nominierungen für die drei Schauspieler sind also mindestens genauso verdient wie die Nominierung für das Drehbuch.
Ein Film mit Flair
“Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” ist ein Film, der neben einem extrem langen Titel noch einiges mehr zu bieten hat. Stimmungsvolle Countrymusik und eine ruhige Kameraführung passen genauso zum Stil des Films wie das beschauliche Örtchen Ebbing in Missouri selbst. Es ist ein Film zum Nachdenken, aber genauso ein Film zum Lachen, zum Weinen und zum Ärgern. So soll Kino sein!
“Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” läuft ab dem 25. Januar 2018 in den deutschen Kinos.