Seafret im Interview
Ein Hoch auf Open Mic Sessions!
Lokale Musiker trauen sich vors Mikro, greifen in die Saiten und finden vielleicht sogar ihren Soul/Bandmate. So ging es Harry Draper, der nahe seiner Heimatstadt Bridlington bei einer Open Mic Night auftrat. Am selben Abend wie Jack Sedman – der Mann mit dem roten Lockenkopf und dieser beinahe gruselig gefühlvollen Stimme. Ihre Freunde meinten nach der Session: Ihr würdet doch zusammen mega gut klingen! Gesagt, getan.
Das Fensterputzer-Duo
Seafret waren geboren. Wenn auch erst unter dem einfachen Namen Jack and Harry. Weil sie aber nicht wie ein Fensterputz-Unternehmen klingen wollten, musste ein neuer Name her. Seitdem stehen Seafret für feine Instrumentierung von Harry und emotionale Texte von Jack. Der erste Output landet auf den EPs Give Me Something und Oceans – der beste Lovesong der jemals geschrieben wurde, meint Jack. Und das klingt überhaupt nicht überheblich – es stimmt wirklich!
Ihre Freunde zu Hause meinten, sie dürfen sich von keinem Label in ihre Musik reinreden lassen. Fair enough. Seafret wollten sich trotzdem weiterentwicklen und an ihrem Sound basteln. Was sie nur mit Gitarre und Gesang drauf haben, zeigen sie immer noch bei ihren intimen Konzerten, die sie auch am meisten lieben. Wohl das Erbe der Open-Mic-Session. Aber im Studio gibt es so viel mehr auszuprobieren. Ihr Debütalbum Tell Me It’s Real spielte schon mit etwas mehr Instrumentierung und Effekten. Und weil Jacks Art über Liebe zu schreiben so gut zu Harrys multiinstrumentalem Talent passt, gehen die Streams nach oben. Von wegen Singer/Songwriter ist langweilig und immer das Gleiche!
Monster AG
Die nächste EP sollte aber richtig krachen: fetter, größer, mehr nach Band klingen. Mit einer hochdosierten Ladung Drums und einer zuerst ungewohnten E-Gitarre fährt der Titeltrack “Monsters” seine Krallen aus und gräbt sich damit in unseren Gehörgang, in unser Gehirn und schüttelt es wild hin und her. Wie die Gedanken unseren Kopf manchmal auch. Seafret haben sich an anderen Themen ausprobiert und schreiben nicht mehr nur über Herzschmerz.
So wie die beiden Hauptfiguren in Disney Pixars Monster AG sind auch Jack und Harry nach vier Jahren gemeinsamer Arbeit mittlerweile unzertrennlich, aber auch bereit für einen Rollentausch: Jack wagt sich an Chords und Harry versucht sich am Texten. Wie das klingen wird, pressen Seafret Ende 2019 auf ihre zweite Platte. Dass sie live immer noch zu zweit auf die Bühne gehen, liegt an ihrer Vertrauensbasis: So gut, wie sie funktionieren, bräuchten sie keine zusätzlichen Instrumente oder Bandmitglieder, meint Jack. Sonst würden sie ja wie jeder klingen.
Auch wenn Harry das instrumentale Genie hinter Seafret ist – Cello spielen kann er noch nicht. Das übernimmt auf der neuen Single “Loving You” dann doch eine klassische Musikerin. Und weil Harry bei den Live-Acts wie wild auf die Kick-Drum eindrischt und er immer eine Packung Blasenpflaster mit auf Tour nimmt, träumt er im Tourbus von anderen Instrumenten, die er mal fürs Studio lernen könnte: Flöte, vielleicht Saxophon. Seafret Sax – da muss auch Jack lachen.