Der Saisonstart des EHC München
Stotterstart am Oberwiesenfeld
In der vergangenen Saison ist der EHC Red Bull München souverän Meister geworden. In nur fünf Spielen entschieden sie die Finalserie für sich. Doch dann der Paukenschlag – Trainerlegende Don Jackson, der für jeden Meistertitel der Münchner verantwortlich war, tritt zurück und der Saisonstart der Münchner verläuft holprig.
Insgesamt neun DEL-Meistertitel, vier davon mit München. Dass Don Jackson große Fußstapfen hinterlassen würde, war klar und diese Fußstapfen soll ein großer Name füllen. Toni Söderholm, der ehemalige DEB-Nationaltrainer, wurde als Spieler unter Jackson Meister und war im Münchner Stab Development Coach. Zu Beginn der Saison bleiben jedoch viele Fragen noch offen.
„Hier hatte ich die Möglichkeit und die Ehre,
unter anderem von Don Jackson zu lernen.
Nun werde ich mit großem Respekt
sein Erbe fortsetzen.“
Toni Söderholm in der Pressemitteilung zu seiner Einstellung
Bild: EHC Red Bull München / City-Press GmbH
Problemzone zum Saisonstart
Viele Expert:innen, die meisten Sportdirektoren aus der Liga und auch die Münchner selbst haben den EHC vor der Saison als Titelfavoriten eingeschätzt, doch der Saisonstart lief gar nicht rund. Die Systemumstellung mit Trainer Toni Söderholm gestaltete sich anfangs ziemlich schwierig. Bezeichnend dafür die Niederlage gegen die Straubing Ice Tigers, bei der die Roten Bullen in 4 Minuten und 8 Sekunden das gesamte Spiel aus der Hand gegebenen haben. Ungewöhnlich sind auch die vielen individuellen Fehler.
Besonders Goalie Mathias Niederberger fehlt aktuell noch die nötige Konstanz. Teilweise zeigt der WM-Silbermedaillengewinner überragende Paraden, jedoch auch fatale Fehler, wie ein Puck, der ihm durch die Beine rutscht (1:2-Treffer der Frankfurter). Für eine Titelverteidigung ist ein Torhüter in Topform essenziell. Dafür wurde Niederberger vor der vergangenen Saison nach München geholt.
Dass er diese Qualität hat, steht bei Niederberger außer Frage. Der Torhüter konnte die letzten drei Meisterschaften (2x Berlin, 1x München) als Nummer 1 zwischen den Stangen gewinnen. Um in den elitären Kreis der Spieler mit vier Titeln in Folge zu kommen (gelang bislang nur zwei Spielern), muss Niederberger selbst sein altes Leistungsniveau wieder erreichen. Es liegt jedoch nicht nur an Niederberger, dass sich die Münchner in der neuen Spielzeit vermeintlich schwer tun. Fast drei Gegentore pro Spiel sprechen dafür, dass die Defensive Abstimmung allgemein bisher nicht funktioniert.
Hattrick Heimspielserie
Schon vor den drei Heimspielen gegen Frankfurt, Nürnberg und Iserlohn gab es definitiv auch positive Sachen bei den Münchner. Der Forecheck, also das Angriffspressing, des EHC ist weiterhin überragend gut. Sie laufen agressiv und diszipliniert an. Deswegen kommen sie zu frühen Puckgewinnen und einfachen, guten Chancen.
Die überragende Angriffsreihe aus Yasin Ehliz, Austin Ortega, und Chris DeSousa ist komplett in Bayern geblieben. Außerdem haben sie sich durch Verteidiger Adam Almquist gezielt verstärkt. Und München stellt in der aktuellen Saison auch das effektivste Powerplay der Liga. Aus 34,48 % der Überzahlspiele entsteht ein Tor für den EHC, ein utopisch hoher Wert.
“Auch wenn es ein Mysterium ist,
aber das liegt auch nicht so viel
an Glück oder Zufall. Sondern da tut
man schon vieles, was man übt.”
Toni Söderholm über das Powerplay
in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Iserlohn
Jonathan Blum feiert sein Tor im Powerplay
Bild: Red Bull München / City-Press GmbH
Die englische Woche verbesserte die Bilanz des EHC Red Bull München deutlich. In den drei Heimspielen in Folge, schaffte es die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm einen Aufwärtstrend zu etablieren und gegen Iserlohn sogar ein dominantes Eishockey zu spielen. Mathias Niederberger musste nicht einmal hinter sich greifen und kann mit dem ersten Shutout der Saison endlich wieder die Leistungen, der WM und der letzten Saison anknüpfen.
Allerdings ist keine dieser Mannschaften ein Spitzenteam in der DEL und die drei Siege können, wenn der Anspruch der Meistertitel ist, schon fast als erwartbar abgetan werden. Der Maßstab sind eher Mannschaften, wie die Adler Mannheim oder die Eisbären Berlin. Die haben sich in der Sommerpause jedoch ordentlich verstärkt. Bei Mannheim ist der prominenteste Neuzugang der zweifache NHL-Champion Tom Kühnhackl. Zu den Eisbären ist Deutschlands WM-Silberheld Kai Wissmann gewechselt und hat dort die Führungsrolle als Kapitän übernommen. Besonders gut sehen auch die Kölner Haie in der frühen Saisonphase aus. Mit elf Neuzugängen sind sie ein möglicher Titelanwärter. Mit denen müssen sich die Münchner noch vor der Deutschland-Cup-Pause Anfang November messen, um den positiven Eindruck des Heimspielhattricks zu bestätigen.