Nachhaltige Stadt
Grünes München?
Der Münchner Stadtrat hat im Dezember 2019 offiziell den Klimanotstand für München ausgerufen. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sollen nun bestimmte Ziele der Klimaneutralität bereits bis 2035 anstatt bis 2050 erreicht werden. Aktuell sammelt die Stadt München noch mehr Daten um möglicherweise ihr Konzept zu überarbeiten. Wie steht es um die Stadt in Sachen Nachhaltigkeit?
Radlhauptstadt München
Ein Beispiel für erfolgreiche Maßnahmen zum Klimaschutz ist die Fahrrad-Kultur in München. 2018 wurde der “Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs” mit neuen Maßnahmen, die bis 2025 erreicht werden sollen, erweitert. Dadurch wurde auch schon einiges erreicht. Zum Beispiel gibt es inzwischen ein 1.200 Kilometer langes Rad-Netz und der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr ist seit 2009 von ca. 10% auf etwa 18% gestiegen.
Doch nicht alle Projekte verlaufen reibungslos, wie beispielsweise der Umwelt-Radweg in der Nähe des Flughafen Riems zeigt. Geschaffen als attraktives Beispiel für die Fahrradkultur Münchens, wurde das Projekt in den letzten Jahren häufiger kritisiert, da die Stickstoffwerte in der Umgebung des Flughafens nicht den Standards der EU entsprechen. Und auch wenn der Ausbau der Fahrradwege in München vorbildlich erscheint, betont Dr. Ulrike Wagner vom Münchner Umwelt-Zentrum e.V., dass es auch darum gehe, die Strukturen sicherer für junge Radfahrer zu gestalten und Randgemeinden wie Germering oder Unterhaching besser zu vernetzen. Doch die Stadt möchte Entschlossenheit vermitteln und unterstützt Beamte dabei, ihren Arbeitsweg per Fahrrad zu vollziehen, da diese auch in einer Vorbildfunktion stehen. Initiativen wie LHM Mobil sollen dabei der Verwaltung das Verkehrsmittel attraktiver gestalten und den Zugang erleichtern.
Stickstoff und Feinstaub
Nachdem München im Jahr 2018 Stuttgart als die Stadt mit der höchsten Belastung von Stickstoffdioxid in Deutschland abgelöst hat, ist die bayerische Landeshauptstadt mittlerweile auf dem dritten Platz angelangt. Aber obwohl dies eine Verbesserung ist, gilt München damit immer noch als „Intensivstadt“. Stephanie Jacobs, die Umweltreferentin der Stadt München betont jedoch: „Dort, wo sich die Menschen dauerhaft aufhalten, ist die Luft in München heute schon gut.“ Es gehe aber eben darum, die stark verkehrsbelasteten Straßenabschnitte verstärkt zu beachten und somit flächendeckend verbesserte Messergebnisse zu schaffen.
Weiterhin sind jedoch auch die hohen Feinstaubwerte von Bedeutung. Laut Wagner werden diese nicht nur durch Autos verursacht, sondern zum größten Teil auch durch die Heizgewohnheiten der Münchner. Altmodische Holzöfen sind im Trend und über 70% der Energie, die Haushalte brauchen werden nicht durch den Transport, also Autos, etc., sondern durch Heizkosten verbraucht.
Wagner begrüßt neue Maßnahmen wie die autofreie Altstadt und die Umweltplaketten in der Innenstadt. Doch trotz dieser Projekte gelangt durch das Verkehrsaufkommen in anderen Stadtteilen immer noch viel schlechte Luft in die Innenstadt. Während vom Süden frische Alpenluft in die Stadt kommt, treibt der Westwind stets mehr Abgase in die Stadt aus den dichter bebauten Bezirken. Man müsse also auch die Stadt- und Straßenplanung der Randbezirke besser beachten.
Natur in München
Weiterhin positiv sieht Wagner, dass München aktiv Naturflächen, wie die Panzerwiese oder die Langwieder Heide unter Schutz stellt. Seit 2018 läuft in München auch das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft – Klimaresiliente Quartiere in einer wachsenden Stadt“. Hier forscht das Referat für Gesundheit und Umwelt und das Referat für Stadtplanung und Bauordnung in Kooperation mit der TU München und der LMU. Das Projekt dreht sich um alles was die „grüne Infrastruktur“, also Grünflächen, Bäume oder Ähnliches angeht. Aber auch wie man zum Beispiel solche Aspekte in weitere Bereiche wie die Gebäudeplanung miteinbeziehen kann.
Was die Bereitung der Böden betrifft, so scheint München auch auf dem rechten Weg zu sein. Doch auch im inneren Stadtgebiet müssten laut Wagner bessere Verhältnisse für “Urban Gardening” geschaffen werden. Die Erde für Anbauflächen ist hier besonders schwer zu kultivieren und sollte ausschließlich biologisch gedüngt werden, damit sie CO² besser speichern kann. Wagner sieht die wichtigste Verantwortung der Stadt darin, den Bürgern weiterhin Anreize zu schaffen, sowie gleichzeitig Industrie und Handwerksbetriebe wirtschaftlich zu unterstützen.
Aktiv mit dem Bürger
Die Landeshauptstadt München versucht auch nicht nur bei den neuen Großbauprojekten oder dem täglichen Verkehr innerhalb der Stadt auf klarer Linie zu bleiben. Auch die direkte Einbeziehung der Bewohner wird durch zahlreiche Initiativen unterstützt.
Mit der Kampagne „cool city“ möchte München Bürger darüber informieren, auf was sie privat achten müssen, um ihre Emissionen zu senken. Unter dem Motto „Bye Bye, Standby“ appelliert die Landeshauptstadt auch daran, die Nutzung des Standby-Betriebs zu reduzieren, während Tools wie der digitale Heizkostenrechner die private Energienutzung effizienter machen sollen.
Ende Februar rief Umweltreferentin Stephanie Jacobs auch zum Plastikfasten auf, da Deutschland mit 14 Millionen Tonnen im Jahr mehr Plastik verbraucht als jedes andere Land in Europa: „Es ist wirklich allerhöchste Zeit, der Plastikflut Einhalt zu gebieten.“ Und, wenn man die jetzt nicht mehr ganz 40 Tage vor Ostern dafür nutzt “können Sie Ihren Alltag völlig neu entdecken und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Ökosysteme und aller Lebewesen.“
Insgesamt scheinen sich sowohl die Stadt München wie seine Bewohner aktiv um ein nachhaltigeres Stadtbild zu kümmern. Wer mehr über Themen wie Luftqualität oder nachhaltige Stadthaltung im Allgemeinen erfahren möchte, hat übrigens jederzeit die Möglichkeit sich beispielsweise an die Verbraucherzentrale München oder das Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München zu wenden. Das Münchner Umweltzentrum e.V. bietet ab Herbst ein “citizen-science”-Projekt an, welches die Bürger vernetzen und individuell dabei helfen soll, den eigenen CO²-Abdruck zu verringern.