Kommentar

Die Machtposition der NBA-Spieler

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Für Basketballfans ist jetzt wieder die schönste Zeit im Jahr: Die NBA ist vor zwei Wochen in die neue Saison gestartet. Es gibt viele Probleme zwischen Spielern und der Liga. Zum Beispiel die Sonderrolle beim Impfstatus oder Spieler, die streiken, weil sie eigentlich den Verein wechseln wollten oder wollen. Diese vermeintliche Machtposition nutzen die Spieler gegenüber ihren Vereinen und Liga immer wieder aus, findet unser M94.5-Reporter. Ein Kommentar von Markus Lenhardt.

Die Spieler in der NBA stehen derzeit viel in der Kritik. Sie genießen immer wieder ein selbst gefordertes Privileg innerhalb der Liga, quasi eine Sonderstellung. Das zeigt sich aktuell auch wieder bei der Impfdebatte. Alle Mitglieder eines Teams, also Trainer, Physiotherapeuten und sogar das Personal in der Halle, müssen geimpft sein, nur die Spieler nicht – was teilweise auch am Widerstand der Spielergewerkschaft liegt. Kritik daran ist auf jeden Fall gerechtfertigt, da das Thema Impfen kein sportimmanentes ist. Allerdings führt Kritik dann entschieden zu weit, wenn die gesamte Unabhängigkeitsbewegung der Spielergemeinschaft infrage gestellt wird. Denn diese Unabhängigkeit ist gerade in der NBA enorm wichtig. Klar ist: Die Spieler in der NBA nehmen eine Vorbildrolle ein und beeinflussen so auch andere. Und das lässt sich vor allem an zwei Punkten festmachen.

Vorbild für Nachwuchs und Gesellschaft

Die jungen Spieler im College Basketball bleiben den Mannschaften oft nur ein Jahr erhalten. Denn es geht auch im Nachwuchsbereich und dem quasi Sprungbrett in die NBA schon lange nicht mehr um eine akademische Ausbildung, sondern um Geld. Die National Collegiate Athletic Association, kurz: NCAA, die Organisation also, die Collegespiele ausrichtet, hat den Spielern lange untersagt, Geld zu verdienen. Das zentrale Argument war, die Ausbildung an der jeweiligen Hochschule wäre Entlohnung genug. Doch selbst über den Uni-Sport werden mittlerweile Milliarden von Dollar, mit Fernsehgeldern und anderen Einnahmen, verdient. Die Spieler aus der NBA gelten auch hier als Vorbild. Sie zeigen Nachwuchssportlern, wie abhängig die Organisationen von ihnen sind. Das kann jungen Spielern helfen, sich zu emanzipieren, sich nicht ausnutzen zu lassen und ihren Wert zu begreifen. Außerdem können die Spieler der NBA als unabhängige Gemeinschaft eine Vorbildrolle in der Gesellschaft einnehmen. Das hat sich besonders im vergangenen Jahr gezeigt. Im Zuge der Black Lives Matter Bewegung hatten die Athleten vor und während der Spiele auf Diskriminierung aufmerksam gemacht. Sie knieten zum Beispiel während der Hymne nieder und trugen Trikots mit Nachrichten. Neben Namen und Nummer waren Botschaften wie Gleichberechtigung, Peace und Respect us auf den Trikots abgedruckt gewesen. Dadurch konnten die Spieler die Gesellschaft nachhaltig verändern und verbessern.

Sonderrolle durch Players-League?

Der aber wohl wichtigste Punkt ist in der Notwendigkeit der Spieler für den Sport zu suchen. Eine Sache sollte allen Zuschauer:innen klar sein: In den Hallen und vor den Fernsehgeräten sitzen Menschen nur wegen dieser Athleten. Der Sport wird nicht wegen der Milliardäre geschaut, denen die Vereine gehören und auch nicht wegen den Filmstars, die an den Seitenrändern sitzen. Deswegen ist die NBA auch eine sogenannte Players-League, zu Deutsch: Spielerliga. Die Spieler haben ihrer Sonderrolle, weil sie so essenziell für den Basketball sind. Ohne sie läuft es nicht. Und auch ihnen wird nicht alles erlaubt. Trey Burke wird zum Beispiel nicht mehr für sein aktuelles Team, die Dallas Mavericks auflaufen, weil er nicht geimpft ist. Die Spieler sind also nicht allmächtig. Trotzdem sollte man den Spielern bei aller Demut vor ihren eigenen Möglichkeiten und Privilegien nicht das Recht für eigene Forderungen und Entscheidungen verwehren, weil sie nun mal der Kern des Produkts NBA sind und sein sollen. Und dafür müssen sie möglichst viel Mitspracherecht haben.