Oscars 2021
Die “Besten Filme” im Überblick
Unser handlicher Spickzettel für alle, die sich mit den diesjährigen Nominierten nicht auskennen, aber trotzdem mitreden möchten.
Es ist die mit Abstand wichtigste Kategorie bei den Academy Awards, verbunden mit viel Prestige und Glamour: der „beste Film“. Auch dieses Jahr gehen wieder acht Kandidaten ins Rennen, und auch dieses Jahr hat sich unsere Kulturredaktion geopfert und fleißig Filme geschaut, damit ihr die Hard Facts kennt, ohne eine Woche im Kino verbringen zu müssen. Hier also alles Wissenswerte zur durchwachsenen Auswahl der besten Filme 2021. Noch mehr Expertenwissen gibt’s nur in der M94.5 Oscar-Nacht, vom 25. auf den 26. April ab 23 Uhr, denn wir bleiben für euch wach und begleiten die Verleihung live – kritische Berichterstattung inklusive.
Wie jedes Jahr haben unsere beiden Moderator:innen der großen M94.5 Oscar-Nacht Andrzej Potaczek und Sarah Fischbacher die Filmplakate der Besten Filme nachgestellt. Die Ergebnisse könnt ihr hier im Artikel bewundern oder auf der M94.5 Instagram Seite.
The Father
Sir Anthony Hopkins kennen viele womöglich als Hannibal Lecter aus Das Schweigen der Lämmer oder als Odin aus dem Marvel-Universum. Jetzt ist der Oscarpreisträger von 1992 erneut für den besten Hauptdarsteller nominiert – als Anthony in The Father. Ein Film, der vor allem dank seines Casts bei vielen auf der „To Watch-List“ gelandet ist. Denn neben Anthony Hopkins hat auch Olivia Colman, Oscarpreisträgerin von 2019, eine Hauptrolle.
Anthony ist über 80 Jahre alt, hat viel durchgemacht, aber ist trotzdem noch topfit. Zumindest denkt das der schwer demenzkranke Brite über sich selbst. Und er ist glücklich, denn er kann trotz seines Alters auf sich selbst aufpassen und braucht keine Unterstützung seiner Tochter Anne. Zumindest denkt Anthony das. jr
The Father ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Nomadland
Mit sechs Nominierungen zählt Chloé Zhaos Nomadland zu einem der großen Favoriten der diesjährigen Oscars. Nicht nur stellt die Academy damit Anerkennung für eine Frau in der Regie-Position in Aussicht, sondern sie würdigt auch ein Sozialdrama über eine Frau mittleren Alters, wie man sie selten auf der großen Leinwand sieht. Was könnte daran schon falsch sein? So einiges.
Ein Film über die Armen, die Abgeschlagenen, die (vorwiegend weiße) Unterschicht Amerikas: In Nomadland sollen diejenigen zu Wort kommen, die gerade auf ihre Rente zusteuern, sich diese Rente aber nach Jahrzehnten in Geringverdiener:innen- und Gelegenheitsjobs nicht leisten können. Also werden sie ins titelgebende Nomadentum gedrängt. Sie verlagern ihren Lebensmittelpunkt auf die Wohnwagen, in denen sie fortan leben. Regisseurin Chloé Zhao hat sich damit einen spannenden Brennpunkt zur Kulisse auserkoren. Nur bleiben die echten Schicksale hinter dem sentimentalen poverty porn leider nicht mehr als das: Kulisse. nc
Nomadland ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Minari
Die koreanische Kultur ist so präsent wie nie. K-Pop wird jedes Jahr populärer, Kimchi ist das Trendfood schlechthin und letztes Jahr hat mit Parasite zum ersten Mal ein fremdsprachiger Film den begehrten Oscar für den Besten Film gewonnen. Mit Minari von Lee Isaac Chung ist nun ein Film für sechs Oscars nominiert, der sich mit dem Leben koreanischer Einwander:innen in den USA beschäftigt. Doch ist das alles nur einem Korea-Hype zu verdanken oder ist der Film zu Recht nominiert?
In Minari geht es um die amerikanisch-koreanische Einwander:innenfamilie Yi, die ins ländliche Arkansas zieht, um sich ihre eigene Existenz aufzubauen. Während Vater Jacob hier die Chance sieht, endlich selbstständig zu werden und den Traum von einer eigenen Farm umzusetzen, haben seine Frau Monica und die Kinder David und Anne mit der fremden neuen Heimat zu kämpfen.
Der Einzug der eigensinnigen Großmutter stellt die Yis schließlich vor noch größere Herausforderungen. Was Familie, Heimat und den amerikanischen Traum ausmacht, wird anhand dieser auf den ersten Blick simplen Geschichte in Minari thematisiert. tf
Minari ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Sound of Metal
Film ist nicht nur ein visuelles sondern auch ein auditives Medium. Kein Werk zeigt das in diesem Jahr besser als Sound of Metal. Doch das Drama besticht nicht nur technisch, sondern bringt sich auch in anderen heiß begehrten Kategorien ins Rennen um die Academy Awards.
Als Schlagzeuger einer Metal-Band muss sich Ruben jeden Tag aufs Neue auf sein Gehör verlassen. Doch als er plötzlich nahezu sein gesamtes Hörvermögen verliert, bricht für ihn seine komplette Welt zusammen. Wie breit das Emotionsspektrum nach diesem Verlust ist, zeigt Hauptdarsteller Riz Ahmed eindrucksvoll. Er stellt den Schmerz Rubens genauso authentisch wie seine Hoffnung, wieder hören zu können dar und lässt das Publikum so mit der Hauptfigur mitfühlen. ap
Sound of Metal ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Promising Young Woman
Verpackt in eine pastelpinke Hülle, zeigt Emerald Fennells Promising Young Woman das hässliche Innere der Rape Culture. Ein provokativer, schwarzhumoriger Thriller / Rachefilm, der der Gesellschaft unerbittlich den Spiegel vorhält.
Einen „promising young man.“ So nannte der Richter 2016 einen jungen Amerikaner, der eine Frau vergewaltigt hatte, bevor er ihn zu nur 6 Monaten Haft verurteilte. Genau an solche Männern möchte Cassie, die Protagonistin von Promising Young Woman, sich rächen. Regisseurin Emerald Fennell zeigt in ihrem Debüt die „Rape Culture“, die diese Aussage ermöglicht und was für langfristige Folgen das Trauma von sexueller Gewalt haben kann. jm
Promising Young Woman ist insgesamt fünffach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Mank
Dass Mank mit zehn Nominierungen 2021 die meisten Oscar-Chancen hat, überrascht Filmkritiker:innen kaum. Schließlich liebt es Hollywood, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Mank ist eine Nabelschau der Traumfabrik. Erzählt wird die fesselnde Entstehungsgeschichte eines der besten Filme aller Zeiten, Citizen Kane, aus der Perspektive des fast vergessenen Herman J. Mankiewicz, der für das Drehbuch verantwortlich war.
Jeder Filmfan weiß: Citizen Kane ist ein Meisterwerk von Orson Welles. Dass große Teile des Skripts von einem gewissen Herman J. Mankiewicz – kurz „Mank“ – geschrieben worden sind, fällt dagegen oft unter den Tisch. Gary Oldman spielt diesen Hofnarren der Hollywood-High-Society, obwohl er mehr als zwanzig Jahre älter ist als sein Charakter im Film. Trotzdem ist das Casting gelungen: Der spiel- und alkoholsüchtige echte Mank war früh gealtert. Und Oldman versteht es, den trocken-eleganten Witz seiner Figur zu vermitteln – mal frech, mal stoisch, mal depressiv. ml
Mank ist insgesamt zehnfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
The Trial of the Chicago 7
Aaron Sorkin ist einer der berühmtesten Drehbuchautoren der USA. Sein Spezialgebiet ist die Adaption zeitgeschichtlicher und politischer Stoffe, denen er mit etwas Hollywood-Magie moralische Aussagekraft verleiht. Für The Trial of the Chicago 7 nimmt er sich ein Ereignis aus den späten 1960er Jahren vor, das im Jahr 2020 mit den Black-Lives-Matter-Protesten auf unerwartet dramatische Weise relevant wurde. Sechs Oscar-Nominierungen belegen, wie zeitgemäß diese Geschichte heute ist.
Struktureller Rassismus, machtgierige Politiker, Polizeigewalt und eine korrupte Justiz: Darum dreht sich The Trial of the Chicago 7. Den ersten Entwurf für das Drehbuch hat Aaron Sorkin (The Westwing, The Social Network) schon 2007 geschrieben. Die Story, die im Grunde ziemlich düster ist, würzt er gekonnt mit witzigen Dialogen, ohne die ernsten Themen zu untergraben. Dass diese gegensätzliche Mischung so gut funktioniert, liegt an den Charakteren, die im echten Leben nur wenig gemeinsam hatten. ml
The Trial of the Chicago 7 ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.
Judas and the Black Messiah
Das Genre Filmbiografie ist bei den Academy Awards Jahr für Jahr ein gern gesehener Gast. So auch dieses Mal: Judas and the Black Messiah erzählt die Geschichte des US-Bürgerrechtlers und Aktivisten Fred Hampton und des FBI-Informanten Bill O’Neal. Ist das Biopic klassischer Oscar-Bait oder doch ein ernsthafter Anwärter auf einen Academy Award?
Chicago, 60er-Jahre. Das FBI hat Angst vor einem 21-Jährigen namens Fred Hampton. Er ist Vorsitzender der sozialistischen Black Panther Party in Illinois und bringt sich mit seinen revolutionären Ideen in das Visier der Regierung. ap
Judas and the Black Messiah ist insgesamt sechsfach Oscar-nominiert. Unsere ausführliche Kritik lest ihr hier.