Filmfest 2024

Die Akademie

/ / Bild: Filmfest München

Jojo ist neunzehn und ihr großer Traum ist gerade in Erfüllung gegangen: Sie wurde an der renommierten Kunstakademie aufgenommen. Ihr Professor sagt, die beeindruckendste Qualität ihrer Bilder sei ihre Unschuld. Aber wie soll die denn das erste Jahr auf der Kunstakademie überstehen?

Es ist eine sonderbare Welt, in die die Zuschauer:innen hier eintauchen. Die Kunstakademie ist ein Mikrokosmos mit eigenen Regeln. Es ist hier nicht weiter auffällig, wenn man ein Skelett als Beifahrer hat oder in einem Iglo rumhängt und Ravioli isst. Zuerst wirkt das alles sehr befreit und lustig. Schnell findet Jojo aber heraus, dass diese Welt viele Schattenseiten hat. Der Unterrichtsstil exzentrischer Professoren ist extrem fragwürdig, der Kunstmarkt in den Händen des Geldadels und Freundschaften sind in diesem Umfeld kaum überlebensfähig.

Jan Beller als Künstler Yeonsi (Bild: Filmfest München)

Made in Munich

“Die Akademie” ist ein Münchner Film. Das merkt man auch stark als Zuschauer:in. Die abgebildete Kunstakademie soll ganz eindeutig die Akademie der Bildenden Künste darstellen. Hier hat die Regisseurin Camilla Guttner tatsächlich auch selbst studiert, danach zusätzlich auch an der HFF. Die Kunstwerke, die im Film Jojos Bilder sein sollen, hat sie selbst angefertigt. Gedreht wurde aber nicht nur in der Akademie, sondern eindeutig auch in der LMU, was für LMU-Studierende stellenweise leider die Immersion etwas gefährdet. Es ist aber auch sehr schön, einen Film zu sehen, der sich an so vielen für Münchner bekannten Orten abspielt. Wie viel von ihrem Insiderwissen in Camilla Guttners Drehbuch eingeflossen ist, können wir natürlich nicht wissen. Die Akademie der Bildenden Künste distanziert sich aber in den Credits klar von dem Film. Ähnlichkeiten zu realen Personen oder Ereignissen seien rein zufällig.

Jean-Marc Barr als Professor Copley und Maja Bons als Jojo (Bild: Filmfest München)

A Portrait of the Artist as a Young Woman

“Die Akademie” ist im Kern ein Coming-of-Age in der Kunstwelt. Jojo, am Anfang naiv und idealistisch, findet sich in einem kompetitiven Umfeld wieder, in dem sie niemandem richtig vertrauen kann. Ihr erstes Jahr auf der Kunstakademie ist extrem herausfordernd und sie muss entscheiden, was ihr im Leben wichtig ist, was sie bereit ist aufzugeben und was nicht. Parallel dazu geht es um ihre Entwicklung als Künstlerin. Schauspielerin Maja Bons stellt Jojos Reise von außen dar, ihre innere Entwicklung wird durch Camilla Guttners Gemälde eingefangen. Am Ende lernt sie, dass es Dinge gibt, die andere einem nicht beibringen können, weil man sie selbst lernen muss. Die künstlerische Coming-of-Age-Geschichte erzählt “Die Akademie” überzeugend und abgerundet. Stellenweise ist die Handlung aber etwas vorhersehbar. Auch filmästhetisch bleibt “Die Akademie” sehr unauffällig. Dadurch bleibt der Fokus auf den dargestellten Kunstwerken der Charaktere, aber eigene interessante Bilder schafft der Film nicht. Trotzdem ist er sehenswert für seinen Einblick in die Münchner Kunstszene und das interessante Inventar an schrägen Typen.

“Die Akademie” läuft noch dreimal auf dem Filmfest München:

  • Am 04. Juli um 21:00 Uhr im Kino am Sendlinger Tor
  • Am 05. Juli um 15:Uhr im City 1
  • Am 06. Juli um 22:00 Uhr im Astor Kino