Platte des Monats: Januar '25

Ela Minus  – DÍA

/ / Bild: Domino Recording Company

Eine glühende Energie summt durch das neue Album von der kolumbianischen Elektronikkünstlerin Ela Minus, die auf ihrem Debütalbum „acts of rebellion“ noch nicht zu hören war. Vollgepackt mit chaotischen und turbulenten Jingles, potenten Synthesizern und knallender Distortion, ist DÍA ein Fest für Elektronik-Junkies.  

EINE VON UNRUHE GEPRÄGTES ALBUM

Ela Minus, die derzeit in Brooklyn wohnt, zog während der Pandemie dorthin. Diese Zeit markierte nicht nur ihren Wechsel zwischen den Wohnorten, sondern auch ihre Evolution als Künstlerin. Ihr vorheriges Album “Acts of Rebellion” entstand größtenteils vor der Pandemie. Nach dieser und ihrer ersten Veröffentlichung war Ela Minus gezwungen, ihr Zuhause und ihr Studio zurückzulassen. Dieser chaotische und instabile Übergang im Leben prägte die Grundlagen ihres zweiten Albums DÍA, ein Ornament aus Frustration, Glücksfällen und harte Kämpfe, die sie in den letzten Jahren durchstehen musste.   

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Musikvideo zu BROKEN von Ela Minus

ABRIR MONTE

Im Gegensatz zu ihrem letzten Album, für das sie ein komplettes Studio mit zahlreichen Gadgets zur Verfügung hatte, hat Ela Minus bei den Aufnahmen zu diesem Album etwas Neues und Gewagtes ausprobiert. Sie nahm nur ihren Laptop und zwei Synthesizer mit auf eine Reise durch die Amerikas und ließ sich von der Breite des Abrir Monte (offenen Busches) dazu anregen, mit weniger mehr zu erreichen. Das soll nicht heißen, dass Acts of Rebellion nicht eine wunderbare Reihe glitzernder, ätherischer Klanglandschaften enthielt, aber es bot den ersten Funken, durch den die Flammen von DÍA entzündet wurden und mit brennender Leidenschaft wüteten. 

Minus hat den Minimalismus im Blut, denn vor ihrer elektronischen Kunst übte und perfektionierte sie ihre musikalischen Fähigkeiten auf einem einzigen Instrument: dem Schlagzeug. Der Grund für ihren Wechsel zu Synthesizern: Schlagzeug ist zu repetitiv. Auf DÍA verwendet Ela Minus minimalistische Techniken, die jeden Musikabhängigen über das Notwendige hinaus befriedigen können. Das ist es auch, was diese Platte vom elektronischen Genre abhebt: Alles hier hört sich frisch, vielfältig und bunt an, um es mal so zu sagen. Es mag minimalistisch sein, aber das Album ist maximalistisch in der Umsetzung.  

UNZERBRECHLICHE ENERGIE

Ähnlich wie bei ihren Abenteuern ins Freie erkundet Ela Minus auf DÍA sowohl klanglich als auch textlich unterschiedliche Bereiche ihrer selbst und ihres eigenen Geistes. Das Album ist manchmal inkonsistent, aber das macht den Reiz aus, denn die chaotische Schwingung der Instrumente spiegelt die Gedankengänge von Ela Minus wider, die ihr Innerstes nach außen kehrt und alles zum Ausdruck bringt, was sie zu sagen hat. Regeln bestimmen ihr Gedankengut auf keinen Fall. Die einzigen Konstante ist die ungezügelte Energie, die jeden Track durchströmt, wie z.B. die krachenden Snares und kreischenden Synths, die wie ein hochfahrender Computer auf dem Track Broken klingen, oder die wilde Distortion auf Onwards.  

Während die glitchy Instrumentals eine große Rolle bei der Gestaltung des atemberaubenden Sounds der Platte spielen, muss man Minus’ Gesang Anerkennung schenken, der in gewisser Weise wie einer spanischen Björk klingt. Ihre Muttersprache ist auf dem Album leider nicht allzu präsent, aber man kann sie auf dem palindromischen QQQQ und dem sanft gesprochenen Schlussstück Kombat zu schätzen wissen. Der schöne Gesang ist wirklich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen auf einem Album, bei dem dunkle elektronische Kompositionen im Vordergrund stehen. Aber auch abgesehen vom klanglichen Wert hat DÍA thematisch viel zu bieten.  

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QQQQ von Ela Minus

ONWARDS AND UPWARDS

DÍA ist ein sehr persönliches Kunstwerk. Minus’ Ängste ziehen sich durch mehrere Tracks. Zum Beispiel begegnet sie ihren Dämonen in “I Want To Be Better”, sie lernt aber auch, in den Tracks “Onwards” und “Upwards” mit ihnen zu Leben und sie gleichzeitig zu überwinden. Der Entstehungsprozess des Albums selbst war laut der kolumbianischen Künstlerin ebenfalls schmerzhaft, aber sie hat alle Widrigkeiten überwunden, um dieses großartige Album zum Leben zu bringen. Dabei hat sie wertvolle Lektionen gelernt, von denen sie hofft, dass die Hörer sie erwidern können. Daraus ergibt sich das Beispiel aus Onwards: 

“Last night was the last night of that life 

Where I pretend that I don’t care 

I don’t have dreams so I can’t fail 

Now I am not afraid to say 

I’m terrified I’ll fail” 

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Musikvideo zu UPWARDS von Ela Minus

UN NUEVO DÍA

Ela Minus kämpfte durch dick und dünn, um dieses Album zu realisieren. Die Tatsache, dass sie aus ihrer Heimat vertrieben wurde und kein Studio hatte, um dieses Album zu produzieren, hat ihre Fähigkeiten in vielerlei Hinsicht perfektioniert. Mit dem Wenigen, das sie hatte, ging sie  

weit darüber hinaus und schuf etwas Meisterhaftes. Mit einem sehr einzigartigen und süchtig machenden Sound startet DÍA 2025 perfekt und wird sicherlich den Weg für weitere Künstler:innen ebnen, die sich davon inspirieren lassen.