Deutscher Computerspielpreis 2020
Die Perlen der deutschen Gaming Branche
Gestern Abend wurde zum elften Mal der Deutsche Computerspielpreis (DCP) verliehen. Einer der Gewinner passt so gar nicht zu den anderen.
Bei der Verleihung geht es um viel Geld: Der DCP fördert die deutsche Gaming Branche unter anderem mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 590.000 Euro.
Barbara Schöneberger moderierte wie schon 2017 und 2018 die Veranstaltung, nachdem Ina Müllers Moderation im letzten Jahr sowohl bei den Zuschauer*innen als auch bei den Verantwortlichen nicht gut ankam. YouTuber Nino Kerl (Ninotakutv) unterstützte sie.
Die Veranstaltung fand wegen der Coronakrise per Livestream statt. Ursprünglich hatten die Veranstalter geplant, den DCP im Löwenbräukeller in München auszurichten. Die Umsetzung im Livestream funktionierte recht gut, auch wenn es ein paar Hänger gab, die vermutlich nicht komplett zu vermeiden waren.
Das beste deutsche Spiel
Die Kategorie „Bestes Deutsche Spiel“ ist die größte und vielleicht wichtigste der insgesamt 15 Kategorien. Das Preisgeld dafür beträgt stolze 100.000 Euro und ist damit bei Weitem der größte Geldgewinn des Abends. Der Preis ging an das Spiel Anno 1800 von Ubisoft Mainz.
Anno 1800 ist der insgesamt siebte Eintrag in die Aufbau-Strategie-Spiele Reihe Anno. Nachdem die letzten beiden Teile in einem Zukunfts-Setting stattgefunden haben, haben die Entwickler Anno 1800 wieder in die Vergangenheit gesetzt. Damit geht die Reihe zurück zu ihren Wurzeln, da auch die ersten Titel der Reihe im 15. bis 18. Jahrhundert spielten.
Ziel des Spiels ist es, eine komplett eigene Zivilisation oder auch ein eigenes Imperium aufzubauen. Das kann auf mehreren Wegen geschehen. Ob friedlich über Diplomatie und Allianzen oder kriegerisch, indem die umliegenden Regionen unterjocht werden, beide Wege und alle Abstufungen der Vorgehensweisen sind bei Anno möglich.
Anno 1800 beeindruckt mit einer wunderbar akkuraten Darstellung des 19. Jahrhunderts und Mechaniken, wie zum Beispiel den zufallsgenerierten Inselregionen, die die Spieler*innen in ihr immer größer werdendes Imperium aufnehmen können. Anno 1800 liefert sowohl eine Story-Kampagne als auch ein frei konfigurierbares Endlosspiel, sowie einen Multiplayer-Modus.
Sonderpreis der Jury
Diese Auszeichnung erhielt in diesem Jahr das Spiel Foldit. Geld gab es dafür aber leider keins. Das Spiel passt nicht wirklich in das Schema der anderen Spiele des Abends. Foldit ist ein experimentelles Rätselspiel und wurde von den Abteilungen „Computer Science and Engeneering“ und „Biochemistry“ der University of Washington entwickelt.
Das Ziel des Spiels ist es den Prozess der „Proteinfaltung“, also wie Proteine im Körper ihre dreidimensionale Struktur erhalten, nachzuvollziehen. Da diese Prozesse im Allgemeinen noch schwer zu bestimmen sind, setzt das Spiel auf die Intuition der Spieler*innen, um die biologischen Vorgänge möglicherweise besser verstehen zu können.
Es ist also nicht nur ein unterhaltsames Rätselspiel, sondern jeder Spielende kann auch einen kleinen Beitrag zur wissenschaftlichen Arbeit an der University of Washington liefern.
Der Publikumspreis
Der Gewinner des Publikumspreises war keine große Überraschung.
The Witcher 3, vom polnischen Entwickler CD Projekt RED, wird seit seiner Ersterscheinung im Jahre 2015 als eines der beliebtesten und besten Rollenspiele aller Zeiten angesehen. Genauer hat das Publikum seinen Preis gestern der Nintendo Switch Version des Spiels, die Ende letzten Jahres erschienen ist, verliehen.
Beeindruckend ist die Version vor allem, weil es die Entwickler geschafft haben, die komplexe und weite Spielwelt von The Witcher 3 auf eine im Vergleich zu anderen Systemen technisch schwache Konsole, wie die Switch zu übertragen – ohne Einbußen auf Qualität und Spielerlebnis. Ein verdienter Publikumspreis, der allerdings auch nicht finanziell gewürdigt wird.
Die Gewinner des Abends
Zu den 13 Kategorien im Vorjahr kamen in diesem Jahr noch die zwei neuen Kategorien „Bestes Expertenspiel“ und „Spieler*in des Jahres“ dazu.
Bestes Familienspiel:
Tilt Pack (Navel/Super.com); Preisgeld: 75.000€
Bestes Serious Game:
Through the Darkest of Times (Paintbucket Games/HandyGames);
Preisgeld: 30.000€
Beste Innovation und Technologie:
Lonely Mountains: Downhill (Megagon Industries/Thunderful Publishing); Preisgeld: 30.000€
Bestes Debüt:
The Longing (Studio Seufz/Application Systems Heidelberg);
Preisgeld: 40.000€
Bester Prototyp:
Couch Monsters (Laurin Grossmann, John Kees, Marie Maslofski, Dennis Oprisa, Luca Storz, Jaqueline Vintonjek – HTW Berlin);
Preisgeld: 35.000€
Bestes Gamedesign:
Anno 1800 (Ubisoft Mainz/Ubisoft); Preisgeld: 30.000€
Beste Spielewelt und Ästhetik:
Sea of Solitude (Jo-Mei/Electronic Arts); Preisgeld: 30.000€
Bestes Expertenspiel:
Avorion (Boxelware); Preisgeld: 30.000€
Bestes Internationales Multiplayer-Spiel:
Apex Legends (Electronic Arts)
Bestes Mobiles Spiel:
Song of Bloom (Kamibox); Preisgeld: 30.000€
Bestes Studio:
Yager Development (Berlin); Preisgeld: 30.000€
Spieler*in es Jahres:
Fatih “Gob b” Dayik
Bestes Internationales Spiel:
Star Wars Jedi: Fallen Order (Electronic Arts)
Bestes deutsches Spiel:
Anno 1800 (Ubisoft Mainz/Ubisoft); Preisgeld: 100.000€
Publikumspreis:
The Witcher 3 Nintendo Switch Edition (CD Project RED/Bandai Namco)
Sonderpreis der Jury:
Foldit (University of Washington)
In der Liste der Gewinner ist beinahe jedes Game Genre mindestens einmal vertreten. Das bedeutet: Es ist eigentlich für jeden etwas dabei. Wer in diesen Zeiten eine neue Herausforderung in Sachen Gaming sucht oder sich nach einer neuen Freizeitbeschäftigung sehnt, findet hier vielleicht das passende Spiel, um sich die Zeit zu vertreiben und gleichzeitig kleinere deutsche Entwickler zu unterstützen.