M94.5 Filmkritik

Destroyer

/ / Bild: © 2018 Concorde Filmverleih GmbH

Schauspieler stürzen sich oft geistig, wie auch körperlich komplett in ihre Rolle. Extreme Verwandlungen des eigenen Aussehens sind dabei gar nicht mehr so selten, wie etwa bei Christian Bale, der 25 Kilo für seine Rolle in “Vice” zugenommen hatte. Auch Nicole Kidman hat sich für ihren neuen Film einer ziemlich starken Verwandlung unterzogen – mehr als diese Transformation scheint “Destroyer” aber nicht bieten zu können.

Eisblaue, unterlaufene, leere Augen schauen in die grelle Morgensonne. Sie gehören Detective Erin Bell, gespielt von Nicole Kidman. Kidman ist nicht wieder zu erkennen als Erin, mit ungewaschenen Haaren und gekrümmter Haltung. Sie hält sich nur noch durch Alkohol aufrecht. Persönliche Beziehungen, wie die zu ihrer Tochter, sind kaum mehr vorhanden. Die Polizistin ist gezeichnet von ihrer Vergangenheit im Undercover-Einsatz – mit der sie sich nun ungewollt konfrontiert sieht. Kidman spielt die gebrochene Frau als faszinierenden Charakter, ihre Performance ist intensiv und überzeugend. Erin ist einfach unsympathisch und Destroyer hat auch nicht das Ziel, sie irgendwie anders darzustellen.

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So fertig kann Nicole Kidman aussehen: Trailer zu Destroyer.

Von allem ein bisschen

Aber auch Kidmans gute Leistung und eine interessante Hauptfigur können nur so viel aus einer schwachen, einfachen Handlung herausholen. Der Zuschauer kommt nie nah genug an die Figur heran, um emotional involviert zu sein. Stattdessen bleibt Erins Motivation unverständlich und oberflächlich.

Destroyer weiß nie so ganz, was er für ein Film sein will: mal ein generischer Thriller, der vorhersehbar und nicht sonderlich originell ist, mal ein Portrait einer gebrochenen Frau, das aber zu wenig in die Tiefe geht, um den Zuschauer dauerhaft zu fesseln.

Ästhetik ohne Substanz

Erins Fixierung auf die Vergangenheit wird klar in vielen Rückblenden und der Farbpalette: die Farben in den Rückblenden intensiv und satt, in der Gegenwart sind sie dagegen matt und gedämpft. Schön ist Destroyer allemal: die Vögel im strahlend blauen Himmel, die Straßen der Stadt in dunklen intensiven Farben, das orange-rote Licht der untergehenden Sonne. Die Szenen sind traumartig, gefiltert durch Erins kaputte Psyche. Eine brutale, aber auch bizarr schöne Athmosphäre, die den Zuschauer auf Distanz hält. So ist Destroyer konstruiert zu einem ästhetischen, aber verwirrenden Gesamtwerk, das den Zuschauer so kalt lässt wie Kidmans eisblaue Augen.

“Destroyer” ist ab dem 14. März 2019 im Kino zu sehen.