Wolfmother im Interview
Describing the Indescribable
Als der Wolfmother-Frontmann Andrew Stockdale das letzte Mal auf dem Southside Festival war, hat er sich mit Polizeibeamten zum Feierabend ein Wett-Trinken geliefert. Als wir ihn dieses Jahr auf dem Southside zum Interview treffen, ist Andrew noch keine 15 Minuten auf dem Gelände und hat gerade mal eine Tasse Kaffee im Catering tanken können. Trotzdem gut gelaunt spricht er mit uns über die ständig wechselnde Bandbesetzung von Wolfmother und den Musikgenre-Kategorisierungs-Wahn unserer Zeit.
Rock’n’Roll oder so
Im Netz wurde mehr als einmal versucht, den Musikstil von Wolfmother zu kategorisieren. Von Old School Rock bis Stoner Rock wird an Genrebegriffen nicht gespart. Andrew findet das befremdlich. Ihm kommt es so vor, als würden die Genres mittlerweile mehr gehypt werden als die Bands selbst. Müsste Andrew seine Musik charakterisieren, würde er sie unter dem gemeinsamen Nenner Rock’n’Roll mit Einflüssen aus Blues, Folk und Country zusammenfassen, auch wenn er unmittelbar hinterher schiebt: “But who really knows what Rock’n’Roll is?!” Für Andrew ist klar: Künstler in eine Schublade zu stecken nimmt ihnen die Tiefe: “It’s like describing the indescribable.”
So weit, so gut
Vor 15 Jahren gründete Andrew die Band Wolfmother, deren einziges konstantes Mitglied er selbst ist. Mit dem ständigen Besetzungs-Wechsel scheinen ihm die Bandmitglieder ausgegangen zu sein, denn mittlerweile hat er sich wieder ein paar der ursprünglichen Gründungsmitglieder ins Boot geholt und steht mit ihnen beim Southside auf der Bühne. Mit seinen Bandkollegen ist er soweit auch zufrieden – noch. Zumindest störe ihn gerade nichts.
You Gotta Take What You Can Get
Dass seine Musik ab und an auch für kommerzielle Zwecke eingesetzt wird, stört Andrew nicht, beziehungsweise nicht mehr. Früher sei er sich noch öfter für manche Dinge zu schade gewesen, habe egobedingt Angebote abgelehnt und sich im Nachhinein darüber geärgert. Heute ist er dankbar für zusätzliche Promo durch Videospiele und Spielfilme. Sein Song “Vagabond” wurde zum Beispiel durch den Film 500 Days of Summer einem breiten Publikum bekannt. Findet Andrew aber nicht schlimm. Er findet: Man muss nehmen, was kommt. Manchmal würde er einfach gerne weniger grübeln und mehr machen.
Wolfmother auf großer Leinwand
Bei 15 Jahren Bandgeschichte fallen Andrew einige Momente ein, an die er gerne zurückdenkt. Zum Beispiel als ihm Leute am Strand Beifall klatschten, als er vorbeispazierte. Oder wie Andrew Stockdale zu Wolfmother wurde, obwohl er den Bandnamen ursprünglich schrecklich fand. Eine bessere Idee hatte er aber selbst nicht, sodass er nach ein paar Auftritten auf die Frage, ob er etwa Wolfmother sei, mit der Antwort “I guess I am” antworten musste.
Trotz vieler schöner Erinnerungen hat Andrew noch Vorsätze für die Zukunft. Er will versuchen, in regelmäßigeren Intervallen Musik zu veröffentlichen, im Bestfall jährlich. Außerdem spielt er mit dem Gedanken, die Bandgeschichte (er nennt es “seine” Geschichte) in einer Filmdoku zu erzählen, damit seine Fans auch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Wäre doch schön, sagt er. Dann muss er selber lachen: nicht denken, einfach mal machen!