In vino veritas
Der ultimative Wein Guide
Schon Udo Jürgens lehrte einst: “Griechischer Wein ist wie das Blut der Erde”. Um das Blut der Erde genießen zu können, ist ein bisschen Verständnis dafür von Vorteil. Folgende Tipps sind im Alltag eines/r Weinliebhabenden unverzichtbar.
Woraus besteht Wein?
Wein besteht hauptsächlich aus Wasser, Alkohol und verschiedenen Säuren. Der ganz kleine Prozentwert an Aromen ist jedoch das, was die Individualität und die Qualität des Weines auszeichnet. Die Farbe bekommt der Rotwein übrigens durch seine Produktionsweise: Bei der sogenannten Maischegärung befinden sich noch Kerne und Schalen in dem Traubenmost. Die Schalen und nicht der Saft sorgen dafür, dass Rotwein rot ist. Weißwein hingegen wird vor dem Vergären gepresst, sodass nur die Flüssigkeit übrig bleibt.
Wann bekomme ich Kopfweh?
Für Kopfschmerzen ist der Alkoholgehalt im Wein verantwortlich. Ob Rotwein oder Weißwein, teuer oder billig – völlig egal. Das Risiko besteht bei jeder Weinsorte. Es gibt zwar die Tendenz, dass es bei Rotweinen, die ein Holzverfahren hinter sich haben, höher ist. Aber das ist nicht nachgewiesen.
“Wenn man nach 2 Flaschen Wein kein Kopfweh hat, dann hat man Probleme. Das ist ein Zeichen eines gesunden Körpers.”
Paul Kern, Masterstudent der Weinwirtschaft und Blogger
Teurer VS. günstiger Wein
Warum sind die Weinpreise so unterschiedlich? Grundsätzlich unterscheiden sich die Weine in der Rebsorte, dem Anbaugebiet, dem Alter der Flasche, sowie den Marketingkosten. Außerdem ist der Preis auch abhängig von der Produktionsmenge und inwieweit die Herstellung mechanisiert abläuft. Selbst der billigste Discounter-Wein entspricht den Herstellungsstandards. Bei solchen industriellen Exemplaren wird aber nicht an chemischen Zusatzstoffen und speziellen Optimierungsmethoden gespart. Dadurch bildet sich zum Beispiel die Hefe schneller. Das Preis-Leistungsverhältnis nimmt ab, wenn der Preis für den Wein zunimmt.. Denn ein guter 50-Euro-Wein ist selten zehnmal so gut wie ein guter 5-Euro-Wein und ein 500-Euro-Wein ist oft nicht einmal doppelt so gut.
Wie lange hält sich mein Wein?
Wenn Wein offen steht, oxidieren die Aromen als erstes. Und dann schmeckt der Wein nicht mehr frisch und spritzig, sondern fad und sauer. Durch die Oxidation entstehen jedoch keine bedenklichen Giftstoffe und auch Schimmel kommt durch den hohen Säure- und Alkoholgehalt kaum vor. Wein wird also nicht schlecht, sondern maximal ungenießbar. Im Endeffekt ist es Geschmackssache: Kann ich den Wein noch genießen, obwohl er jetzt nach Essig schmeckt?
Um den Oxidationsprozess zu verlangsamen gibt es zwei Faustregeln:
- Umso voller die Flasche ist, desto länger ist sie haltbar. Eine halbe Flasche Weißwein behält ihren ursprünglichen Geschmack noch ca. drei Tage, ein halber Rotwein um die fünf Tage. Wenn der Weißwein oder Rosé aber schon fast leer ist, sollte man den Rest am nächsten Tag trinken, beim Rotwein kann man sich einen alkoholfreien Tag mehr erlauben.
- Je wärmer die Lagertemperatur, desto schneller oxidiert der Wein. Deshalb stellt Weinwirtschaftler Paul Kern seinen angebrochenen Rotwein bei 35°C Zimmertemperatur über Nacht in den Kühlschrank bei 4-6°C.
Welche Stoffe gehen verloren?
Die Kälte verlangsamt die mit Sauerstoff einhergehenden Reaktionen: Das Ethanol wird zu Ethanal, welches das konservierende Schwefeldioxid aufbraucht. Nach der Gärung setzen sich Gäraromen frei. Farbstoffe, freier Schwefel, zugefügtes Schwefeloxid und Tannine verlieren sich auch mit der Zeit. Aber kräftiger Rotwein zum Beispiel profitiert davon:
“ Bei manchen sehr guten Weinen ist [der Oxidationsprozess] sogar positiv, weil Erbsäuren viel weicher werden.”
Paul Kern, Masterstudent der Weinwirtschaft und Blogger
Erst dann kommen die Fruchtaromen zum Vorschein, die das Tannin oder Eichfass unterdrückt haben. Der kräftige Rotwein hält sich dann geöffnet bis zu sieben Tage.
Wie bewahre ich offenen Wein auf?
Abgesehen von einer stehenden Position im dunklen Kühlschrank sollte man die Flasche möglichst dicht verschließen. Ist nur noch relativ wenig Flüssigkeit vorhanden, füllt der/die Weinliebhabende den Wein am besten in eine kleinere Flasche um, bis kaum noch Platz für Luft bleibt. Der Rest eignet sich ansonsten auch hervorragend als Gourmet-Zutat in einer guten Bratensoße. Am effektivsten wäre es natürlich, gleich präventiv die ganze Flasche leer zu trinken.
Was lernen wir daraus? Teurer Wein ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit gutem Wein. Kopfweh ist eine völlig natürliche Reaktion auf zu viel Alkohol und Wein kann nicht schlecht werden. Persönlicher Geschmack ist also Geschmackssache.