Kommentar

Der Triumph des Vergessens – Über das Konzert von Andreas Gabalier

/ / Bild: M94.5 / Vroni Kallinger

Am Samstagabend lockte Schlagersänger Andreas Gabalier über 90.000 Konzertbesucher:innen auf das Riemer Messe-Gelände. Ein Konzert der Superlative – sollte man meinen. Doch unserem Redakteur Giovanni Nutsua schmeckt der Auftritt des selbsternannten „Volksrockers“ gar nicht. Ein Kommentar:

Überfüllte U-Bahnen, Dirndl, Lederhosen und der frische Duft von Erbrochenem. Wurde das Oktoberfest vorverlegt oder ist wieder Starkbierfest? Diese Frage stellte ich mir am Samstag auf dem Heimweg. Wie ich erfuhr, gab Andreas Gabalier ein Konzert auf dem Messegelände in Riem. Vor 90.000 (!) Menschen! Sogar die MVG hat darauf reagiert und die U2 bis spät in die Nacht im 10-Minuten-Takt fahren lassen.

Provokation oder Angriff?

Aber zurück zum “Volks-Rock‘n’Roller”. Wir Menschen vergessen. Wir vergessen viel und wir vergessen gerne. Vor allem wenn es um unsere erlauchte Hochprominenz geht. So auch im Falle von unserem Freund Andreas Gabalier. Könnte der Steirer möglicherweise Gedankengut vertreten, welches nicht mehr nur provoziert, sondern attackiert? Wie komme ich denn darauf? Ach ja, vielleicht weil sich der Mann auf seinem Album “Volks-Rock‘n’Roller“ von 2011 in einer eigenartigen Pose zeigt, die für Kritiker:innen ganz klar ein Hakenkreuz darstellt. Aber da gibt es noch mehr. Lest euch mal den Auszug aus dem Song „Biker“ durch:

„Touren renn und harleyfahrer, Herz haben wir ein gesundes
Italiener deutsche und Japaner grüßen tun wir uns“

Aus dem Song “Biker” von Andreas Gabalier

Deutschland, Italien, Japan. Gabalier kaschiert hinter fetziger Rockmusik die Tatsache, dass hier die Nationen erwähnt werden, die im 2. Weltkrieg die sogenannten Achsenmächte gebildet haben. Das ist eiskaltes Kalkül. Ein Einzelfall? Würde man sagen. Falsch! Denn auch sein Song „Mein Bergkamerad“ strotzt nur so vor populistischer Energie:

Kameraden halten zusammen ein Leben lang
Eine Freundschaft die ein Männerleben prägt

wie ein eisernes Kreuz das am höchsten Gipfel steht
Und selbst dem allerstärksten Sturmwind widersteht

Aus dem Song “Mein Bergkamerad” von Andreas Gabalier

Für mich ist das einfach nur braun gefärbte Musik. Natürlich sagt Gabalier, dass er kein Nazi ist. Aber Zeilen wie diese werfen Fragen auf. Dies und vieles mehr scheinen die Menschen zu vergessen oder bewusst zu ignorieren. Wie sonst soll man erklären, dass über 90.000 Besucher:innen zur Messestadt Ost pilgern? Etwa, um nach dem achten Bier „Hulapalu“ mitzugrölen?

Die Mehrheit schaut scheinbar einfach weg

Ich kritisiere hier nicht das Genre oder seine Fans. Aber im Falle von Andreas Gabalier muss einfach festgehalten werden, dass er die gezielte Verbreitung von populistischen Inhalten im Programm hat und dahingehend auch von seinen Hörer:innen kritisch betrachtet werden muss.

Wenn ihr also Leute kennen solltet, die ihn feiern, zeigt ihnen auf, was seine Texte ausdrücken. Denn wenn es ein solcher Musiker damit schafft, mehr Besucher:innen anzulocken als so manches großes Festival, dann hat die Ignoranz über die Vernunft triumphiert.