M94.5 ALBENREVIEW

Deafheaven – Infinite Granite

/ / Bild: Sargent House

Deafheaven mischen mit ihrem fünften Album, Infinite Granite, gelungen träumerischen Shoegaze mit Post Rock und Black Metal Crescendos. Hater ihrer letzten Alben werden sie damit jedoch nicht bekehren.

Ursprünglich gründen Sänger George Clarke und Gitarrist Kerry McCoy Deafheaven als Black Metal Band. Wie sie zu „deaf“ und „heaven“ gekommen sind wissen die beiden nicht mehr. Die beiden Worte zusammenzuschreiben sehen sie aber zumindest irgendwie als Homage zur Band Slowdive. Wofür die Band mittlerweile bekannt ist, ist das experimentieren mit anderen Genres. Darunter Post-Rock, der gerade erwähnte Shoegaze und sogar Thrash und Alternative Rock. Spätestens nach dem zweiten Album Sunbather konnten sie damit eine große und treue Fanbase für sich gewinnen. Nach ihrem vierten Album Ordinary Corrupt Human Love allerdings auch eine engagierte Gruppe an Hatern. Diese Mainstream-Metal Fans können immer wieder in Kommentarspalten entdeckt werden, wie sie die Deafheavens Musik als Hipster-Metal abtun.

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Die erste Single “Great Mass of Color” setzt den Kurs für den Shoegaze Sound

Vom Hate unbeirrt

Die Band selbst nimmt das allerdings immer wieder auf die leichte Schulter. Sie selbst haben sich selbst eh nie als Black Metal Band gesehen. Dafür würde ihnen der Ethos und die Äesthetik fehlen. Und überhaupt hätten andere Bands schon zehn Jahre vor ihrer Band dieses Shoegaze/Black Metal, oder Post Black Metal Ding gemacht. Ein kleiner Seitenhieb an die Hater kam dann aber doch noch, als sie kurz nach ihrem letzten Album mit “Black Brick” ihren härtesten Black Metal Song überhaupt veröffentlichen, nur um dann in diesem Jahr ihr neues Album Infinite Granite zu teasen. Und das dürfte wohl bis jetzt das Deafheaven Album sein, das am Wenigsten nach Black Metal klingt.

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Fake-out Black Metal Single “Black Brick”

Träumerisch und emotional zugleich

Stattdessen wirkt das Album auf den ersten Blick wie ein endgültiges Bekenntnis zum Shoegaze. Die Gitarren schwimmen in Reverb und Effekten, das Cover und die Musikvideos sind halb Weltraum-Äesthetik, halb Traumlandschaft und zum ersten Mal singt Clarke fast ausschließlich clean. Das musste er sogar erst einmal lernen – wie ein neues Instrument quasi. Auf den zweiten Blick jedoch weicht der geradlinige Aufbau der Songs immer wieder ausschweifenden Post-Rock Kompositionen, die sich nach langsamem Aufschwellen in einen Metal Breakdown auflösen. An diesem Punkt angekommen gibt George Clarke auch wieder seine besten Screams zum Besten. Gerade auf dem Closer des Album “Mombasa” klappt das geradezu perfekt.

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Infinite Granite’s erstes richtiges Musikvideo – “The Gnashing”

Perfekt für die Fans – und für die Hater

Genau diese Symbiose aus träumerischem Shoegaze und dem emotionalen Drang des Black Metals – dem Morrisey-esquen Gesang und den verzweifelten Screams – ist es, die Infinite Granite zu einer gelungenen Weiterführung von Deafheaven’s Sound macht und beide Genres ein Stück weit bereichert. Bekehren werden sie ihre damit jedoch niemanden. Wer mit Deafheaven schon früher nichts anfangen konnte wird den Klang immernoch generisch oder verwaschen finden. Für Fans des Sounds reiht sich die Band mit ihrem fünften Album zusammen mit acts wie Lingua Ignota, oder The Armed in eine Riege von Künstler:innen, die das Label Sargent House zu einem der interessantesten Namen der letzten Jahre befördert.

Infinite Granite ist am 20.08. 2021 über Sargent House erschienen.