Das Wohnheim der Zukunft?
Wohn-Labor
195 neue Wohnplätze – Auf dem Forschungscampus der TU München in Garching sollen drei neue Studentenwohnheime errichtet werden. Für das Studentenwerk München ist das ein wichtiger Schritt, den Münchner Studierenden eine preisgünstige Wohnmöglichkeit zu bieten. Dass das dringend nötig ist, zeigen die rund 11.000 Studierenden auf den Wartelisten des Studentenwerks.
Wohnen und Forschen in einem
Die neuen Wohnheime sollen aber nicht nur neuen Wohnraum bieten, sondern sind auch Teil eines Forschungsprojekts der TUM. Sie sollen möglichst innovativ, robust und nachhaltig gebaut werden. Dazu setzt das Team auf Einfachheit, wie Herr Tilmann Jarmer, einer der Architekten, unserem Sender gegenüber beschreibt:
„Wir machen es vor allem so nachhaltig, dass es jeder sofort kapieren kann; es ist unkompliziert. Andere Gebäude sind vielleicht wie ein Laptop, wo ich dann sage, ich hab das alte Betriebssystem nicht mehr und es funktioniert nicht und das ist wie eine Schreibmaschine, wo ich auf A drücke und dann kommt das A und das macht es in 80 Jahren immer noch.“
Tilmann Jarmer, Florian Nagler Architekten
Das ermöglicht, dass die Gebäude langfristig genutzt werden können, und zwar unabhängig von speziell geschultem Personal. Laura Franke, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie und klimagerechtem Bauen, begründet diesen Ansatz aber auch, da es ihrer Meinung nach nie ein optimales Gebäude geben würde:
„Dazu sind einfach die ganzen Faktoren, die da drin stecken zu komplex. Das schafft man nicht, aber man kann es schaffen, wenn man die Randbedingungen kennt, einfach zu bleiben.“
M.Sc. Laura Franke, wiss. Mitarbeiterin
Dabei bezieht sie sich unter anderem auf die Gebäudeform, das Baumaterial und die Verteilung von Wand- und Fensterflächen. Bereits vor Planungsbeginn konnte das Team in verschiedenen Forschungsprojekten Kenntnisse zu diesen Faktoren gewinnen, sodass für diesen Bau eine optimierte Basis gelegt werden konnte.
Immer vor Augen: Nachhaltigkeit
Als Forschungsprojekt soll das neue Wohnheim den nachhaltigen Bau immer weiter optimieren. So sind die drei Gebäude in ihrer Struktur, Geometrie und Größe exakt gleich, nur das Baumaterial unterscheidet sich. Eines der Gebäude besteht aus Holzplatten, eines aus stahlfreiem Leichtbeton und eines aus hochwärmedämmendem Mauerwerk. Die Performance der unterschiedlichen Materialien im direkten Vergleich soll Aufschluss darüber geben, welches Baumaterial am nachhaltigsten ist.
Aber nicht nur die Architektur an sich soll in der neuen Wohnanlage untersucht werden, sondern auch das Nutzerverhalten der Bewohner, zu dem es bisher kaum repräsentative Informationen in solch großer Menge gibt. Durch diesen Informationsmangel entsteht eine sogenannte Performance Gap. Das heißt, dass der tatsächliche Verbrauch oft höher ist, als der zuvor errechnete. Ein entscheidender Faktor, um die Performance Gap zu verringern ist die genaue Kenntnis des Nutzerverhaltens, welche bisher noch nicht ausreichend erforscht ist.
So werden in den drei Gebäuden des Forschungsprojekts in einem Zeitraum von zwei Jahren verschiedene Nutzerdaten aufgenommen. Diese lassen sich unterteilen in die Komfortfaktoren wie Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und die Nutzung der Fenster und die Verbrauchsfaktoren, wie Strom- oder Wasserverbrauch.
Aber wozu eigentlich?
Mit den Ergebnissen aus der Forschung soll es gelingen, eine nachhaltige Bauweise weiter zu optimieren, die sowohl energiearm und ressourcenschonend, als auch einfach, robust und langlebig ist. Somit sollen auf lange Sicht Kosten gespart und die Umwelt geschont werden. Das Projekt ist wegweisend für zukünftige Bauprojekte und wird deshalb auch von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit rund 520.000 Euro bezuschusst.