Beerdigungsplanung im Internet
Das Online-Geschäft mit dem Tod
Inzwischen scheint es wirklich keine Lebensfrage mehr zu geben, auf die das Internet keine Antwort findet. So auch auf diese: Wie könnte meine Beerdigung aussehen? Auf Seiten wie mymoria.de oder bestattungwien.at können Beisetzungen online geplant werden. Justyna Krumpholz hat getestet, wie hilfreich die Online-Planung tatsächlich ist.
Ein erster Eindruck
Gleich zu Beginn meines Besuches auf mymoria.de soll ich einen kurzen Onlinefragebogen ausfüllen: Für wen ist die Beisetzung geplant? Wo wohne ich? Wie ist meine Beziehung zu der Person die beerdigt werden soll? Ich setze die Häkchen und klicke mich weiter. Und schon geht es ganz konkret um die Umsetzung der Beerdigung: Ich kann zwischen einer Erd-, See-, oder Baumbestattung und zwischen drei verschiedenen Preiskategorien wählen. Die Preisspannen liegen dabei im Bereich von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro. Mein erster Eindruck: Die Website ist ästhetisch, clean, modern, aber irgendwie auch ein bisschen 08/15. Eine Beerdigung aus dem Katalog eben.
Ist das nicht viel zu unpersönlich?
Würde ich jetzt tatsächlich eine Beerdigung planen, dann würde mir ein persönlicher Berater vermittelt werden. “Engel”, nennt mymoria diese Personen, mit denen Einzelheiten geklärt werden können. Auch telefonisch. Für mymoria-Gründer Björn Wolff ist es überflüssig, dass immer ein persönliches Face-to-Face-Gespräch mit dem Bestatter stattfinden muss.
,,Das ist der kleine Versuch einen Markt so zu belassen, wie er ist. Ich glaube, das haben die Autohäuser früher auch gesagt, wenn du ein Auto planen willst dann musst du persönlich hinkommen. Das ist mittlerweile auch nicht mehr so, das kannst du online machen.“
Björn Wolff, Gründer von mymoria.de
Viele Leute möchten sogar ausdrücklich kein persönliches Gespräch, erzählt er. Aber wenn doch ein persönlicher Ansprechpartner erwünscht ist, leitet mymoria nach eigener Aussage den Kunden an Seelsorger oder ähnliche Fachleute weiter.
Kritik der traditionellen Bestattungsunternehmen
Doch nicht alle wollen auf den digitalen Zug mit aufspringen. Ralf Hanrieder ist Inhaber eines Bestattungsunternehmens in München. Er bietet zwar auch auf seiner Homepage Informationsmaterial an, eine komplette Online-Planung der Beerding sieht er aber zurzeit noch kritisch.
,,Die vollumfängliche Bestattung ist so online nicht möglich. Eine Bestattung ist viel zu individuell, als dass man alles online tatsächlich festlegen kann. Dem Nutzer sind verschieden Hintergründe einfach nicht geläufig, er braucht einen Experten.“
Ralf Hanrieder, Bestatter aus München
Ähnlich sieht das Karl Albert Denk, er ist ebenfalls Inhaber eines Münchner Bestattungsunternehmens. Online-Angebote empfindet er als sinnvolle Ergänzung, sie können aber keine persönliche Beratung ersetzen.
,,Es ergeben sich so viele Fragen, die auch schnell beantwortet werden müssen. Ich denke, dass kann der Konfigurator in der Sekunde nicht leisten. Ich kann ihn aber als Unterstützung nutzen, um zu sagen: Wenn Sie sich nicht sicher sind, dann schauen Sie nochmal in Ruhe Zuhause nach.’“
Karl Albert Denk, Bestatter aus München
Trotzdem will Karl Albert Denk mit seinem Unternehmen in Zukunft auch einen kompletten Online-Konfigurator anbieten. Der soll aber nur für Münchner Friedhöfe funktionieren und so einen lokal ansässigen, persönlichen Ansprechpartner garantieren.
Ein Konzept für die Zukunft?
Die Digitalisierung reicht inzwischen in alle Lebensbereiche hinein. Die Möglichkeit, auch Beerdigungen online zu planen, ist wohl eine logische Konsequenz daraus. Meine persönliche Hemmschwelle, mich überhaupt mit dem Thema Bestattung zu beschäftigen, ist durch das Online-Angebot auf jeden Fall gesunken.