Kommentar
Das Deutschlandticket ist ein Witz
Der Ansturm auf das neue Deutschlandticket ist auch in München riesig. Doch bei Studierenden hält sich die Freude in Grenzen. Auch Elias Mohr findet, das Ticket kann nichts von dem einhalten, was es jungen Menschen verspricht. Ein Kommentar.
Auf dem Papier klingt das Deutschlandticket nach einer wunderbaren Idee. Kostengünstig den gesamten deutschen öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, ist ein logischer Schritt zu einer erfolgreichen Verkehrswende. Doch genau hier liegt für eine Zielgruppe, die quasi täglich auf den ÖPNV angewiesen ist, der Knackpunkt: Das Ticket ist für Studierende nicht günstiger. Dadurch bleibt der öffentliche Nahverkehr unattraktiv.
Studierende zahlen mehr
In München gilt derzeit folgende Übergangsregelung: Das normale Semesterticket wird im Sommersemester 2023 nicht verkauft. Im April dürfen Studierende den Tarifverbund mit ihrem Studierendenausweis ohne zusätzliches Ticket verwenden. Dies wird über den Solidaritätszuschlag der Semestergebühren abgegolten. Ab Mai sollen Studierende dann das Deutschlandticket benutzen. Eine kurze Rechnung hierzu: Fünf Monate Deutschlandticket plus Solidaritätszuschlag kosten zusammen 322 Euro. Das Semesterticket plus Soli dagegen 302 Euro. Studierende, die besonders auf einen vergünstigten ÖPNV angewiesen wären, sollen im Sommer also mehr bezahlen. Dabei ist es schon schwer genug, die Kosten für das normale Semesterticket zu stemmen. Diese Verteuerung auch noch als Vorteil zu verkaufen, ist an Hohn kaum zu überbieten. Zwar können die Studierenden so den ÖPNV in ganz Deutschland nutzen, aber ob sie das auch wollen, interessiert scheinbar niemanden. Die Wahl wird ihnen auf jeden Fall nicht gelassen. Wer Geld sparen und das Klima schützen will, dem bleibt nur noch das Fahrrad übrig.
Die Zukunft ist ungewiss
Man könnte nun anmerken, dass ja eine vergünstigte Version des Deutschlandtickets für das Wintersemester 2023/24 geplant ist. Studierende und Azubis sollen dann unter Umständen nur noch 29 Euro zahlen. Konkrete Pläne liegen dazu aber nicht vor. Auch inwiefern der Solidaritätszuschlag reduziert werden könnte, ist noch völlig unklar. Die LMU München kann nur bestätigen, dass noch keine genauen Pläne mit den Verkehrsverbünden existieren. Ob das Ticket dadurch tatsächlich günstiger werden wird, ist noch völlig offen. Es gibt aber genügend Gründe, skeptisch zu sein.
Das Chaos ist perfekt
Und wer das Deutschlandticket tatsächlich außerhalb Münchens nutzen will, findet ein Sammelsurium an unterschiedlichsten Regularien. Auch andere Bundesländer planen Vergünstigungen auf das Deutschlandticket. Diese fallen aber alle unterschiedlich aus, so dass der Ausdruck 49 Euro-Ticket völlig an Bedeutung verliert. Auch die Mitnahme von Hunden oder Fahrrädern regelt jedes Bundesland anders. So kann man in Berlin seinen Hund ohne Aufpreis mit in die Bahn nehmen, in Sachsen werden dafür 10 Euro fällig. Wer da den Überblick behalten will, sollte eine Menge Zeit und Nerven mitbringen.
All das zeigt: Beim Deutschlandticket werden mal wieder diejenigen vernachlässigt, die eine Vergünstigung am dringendsten brauchen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende muss das Ticket einheitlicher und vor allem günstiger für Studierende werden.