Streaming vs. Videothek?
Das Aussterben der Videotheken
Kassetten? Sie wurden schon lange durch CD’s und Musikstreaming-Dienste ersetzt. Genauso geht es nun den Videotheken. Netflix und Amazon Prime verdrängen sie nach und nach. Anfang Februar wird jetzt auch eine der letzten Videotheken in München ihre Türen endgültig schließen müssen.
Die Zahl der Videotheken in Deutschland ist schon länger rückläufig. Im Jahr 2008 gab es noch ganze 2900, dagegen waren es im Jahr 2015 nur noch 1200 in ganz Deutschland. Auch in München existieren insgesamt gerade mal fünf – ab Februar werden es nur noch vier Videotheken sein. “Das DVD-Geschäft rentiert sich einfach nicht mehr”, meint Wolfgang Erl, Besitzer der Cinemathek in Sendling. Noch bis zum 26. Januar wird man dort Filme ausleihen können. Danach ist der große Abverkauf, bis die Videothek dann am 9. Februar schließt.
Videothek? Was ist das überhaupt?
In der Zeit von Netflix und Co. ist vielen eine Videothek gar nicht mehr bekannt. Dabei haben diese ihren ganz besonderen Flair. Die Luft ist irgendwie stickig und rauchig, die Regale gefüllt mit DVDs, nicht mehr ganz aktuelle Filmposter zieren die Wand und natürlich darf die unscheinbare Tür mit dem ,,Zutritt ab 18″- Schild nicht fehlen. Die Cinemathek in Sendling schließt zwar bald, trotzdem ist die Filmauswahl noch immer ziemlich zeitgemäß. Nur ausländische Filme findet man kaum. Dieser Nischenmarkt kommt für Wolfgang Erl aber nicht als Zukunftsmodell in Frage. Der Grund: die Rechte für den Vertieb ausländischer DVDs sind für ihn zu kostspielig.
Steigende Preise
Einen Film bei Amazon zu leihen kostet ungefähr fünf Euro, bei Herr Erl hingegen nur zwei Euro. Ohne die Videotheken fehlt den Streaming-Diensten die Konkurrenz. Es besteht also die Gefahr, dass durch die aussterbenden Videotheken die Preise der Filme deutlich steigen werden, da durch diese bisher der Preis unten gehalten wurde.
Überleben durch ,,Erwachsenenabteilung”
Mit einem kurzen Blick auf die ,,Erwachsenenabteilung” lässt sich leicht erkennen, womit die Videothek die letzten Jahre ihren Umsatz gemacht hat. Fast alle Regale sind geplündert. Doch auch diese Kundengruppe reicht nicht aus, um das Geschäft weiterhin finanziell rentabel zu machen.
Mittlerweile betreibt Wolfgang Erl die Videothek seit 27 Jahren. Eine Zeit in der nicht nur viele Filme ausgeliehen wurden, sondern auch kuriose Geschichten stattfanden, erzählt Wolfgang Erl: So lief einmal ein Kunde in die Videothek, um eine aufgestellte Disney-Figur zu stehlen. Letztendlich hat er es aber nicht geschafft und wurde wegen mehrfachen Diebstahls verurteilt.
Ende eines Stücks Filmkultur
Mit dem Ende der Videotheken, endet auch die Zeit des analogen Filmstöberns. Es siegt die Bequemlichkeit. Denn am Ende ist es doch einfacher abends vor dem Schlafengehen mit ein paar Klicks einen Film anzuschauen anstatt extra in Videothek zu fahren.
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