DANCE FESTIVAL 2023

DANCE DANCE DANCE!

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Endlich wieder live tanzen! Nach der digitalen Ausgabe vom DANCE Festival, können Tanzbegeisterte dieses Jahr das internationale Festival für zeitgenössischen Tanz wieder live genießen. Mit zahlreichen internationalen Kompanien, brandneue Spielorte und eine Menge Themenschwerpunkte, freuen wir uns auf ein Programm, was so “vielfältig wie noch nie” ist.

THE PRETTY THINGS

Sind wir frei in unseren Körpern oder folgen wir vorgegebenen Bewegungsabläufen? Diese Frage könnte Motto bei The Pretty Things von Catherine Gaudet sein. In beige-grauen hautengen Anzügen performen fünf Tänzer:innen Jede:r für sich und trotzdem als Gruppe. Sie folgen zwanghaften Bewegungsabläufen und im nächsten Moment brechen sie aus. The Pretty Things zieht das Publikum in seinen Bann, hypnotisiert es.  

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THE PRETTY THINGS Trailer

Ein einziges Lied begleitet durch den Abend, was an ein stetig laufendes Uhrwerk erinnert, indem die Tänzer:innen gefangen sind. Trotzdem kommt es zur Steigerung bis hin zu einem etwas zu verrückten Heavy Metall Teil. Speziell und einmalig ist The Pretty Things allemal, für Tanzunerfahrene wahrscheinlich sogar ZU speziell. 

Bild: Mathieu Doyon

Was definitiv überzeugt ist die Ausdauer des Ensembles. Die gesamten 55 Minuten bleibt es permanent in Bewegung: Die sich langsam aber sicher abzeichnenden Schweißränder auf den hautengen Anzügen dienen da als Beweis. 

The Pretty Things bildet mit Make Banana Cry und M den Fokus Montreal beim DANCE Festival 2023 und ist am Donnerstag, 11. Mai und am Freitag, 12. Mai gelaufen// ab

FreeSteps

Was fühlt ihr, wenn ihr einen Straßenkünstler:in zuseht und er oder sie euren Blick erwidert? Was ist, wenn sich Blicke unter einer Straßenlaterne kreuzen? In der Performance FreeSteps der taiwanesischen Kompanie HORSE des Choreografen Su Wei-Chia passiert genau das. 

Bild: Chen Chang Chih

Dort bewegt sich eine Tänzerin im Licht der Straßenlaternen auf einem öffentlichen Platz in der Dunkelheit der Nacht: Jeder kann sie bewundern und den Linien folgen, die sie kreiert, aber sie kann auch uns mit ihrem Blick folgen. 

Ist der öffentliche Raum ein sicherer Raum? Was denkt die Tänzerin? Welche Beziehung besteht zwischen Bewegung, Gongschlag, Licht und der Magie des Blicks? Das sind die Fragen, die wir uns stellen, wenn man diese Choreographie sieht, die Teil eines zehnjährigen Projekts ist. 

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FreeSteps Nini Perfomance

FreeSteps – Nini wurde im Rahmen des DANCE Festival 2023 am Donnerstag, 11. Mai und am Freitag, 12. Mai, präsentiert. // cf

Rabbit Hole

Was haben eine Darmspiegelung, ein deutsches Gedicht und ein erschossener Wolf gemeinsam? Alles das sehen wir in Rabbit Hole. Sechs Tänzer:innen sind mit Pappaufstellerartigen Bühnenbildern in einem Raum und hinten an der Wand ist eine große Leinwand. Erst gibt es ein paar Soloeinlagen, zwischendrin auch einem gesprochenes Gedicht, Video und Tänzer:innen die auf der Bühne agieren.

Bild: Franziska Strauss

Wirkliche Klasse zeigen die Tänzer:innen: Sie überzeugen mit klaren und eindeutigen Bewegungen und Ausdauer, trotz ihrer kurzen Probezeit von nur vier Wochen. Neben den ganzen Videokonstellationen, unter anderen von einer Darmspiegelung, ist das einzig echte irgendwann nur noch der Schweiß der tanzenden Körper.

Bild: Franziska Strauss

Auch wenn Rabbit Hole eher schwere Themen wie politische und gesellschaftliches Zeitgeschehen behandelt, ist es auf keinen Fall erdrückend. Denn Choreograph Moritz Ostruschnjak erschafft inspiriert durch Alice im Wunderland, eine teils lustige, teils weirde Fantasy-Welt, die erfrischend ist.

Rabbit Hole wurde am Donnerstag, 11. Mai und am Freitag, 12. Mai im Rahmen des DANCE Festivals 2023 aufgeführt. // lo

 

EVERY MINUTE MOTHERLAND

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine müssen viele Menschen ihre Heimat verlassen. Dieser Flüchtlingsbewegung widmet der polnische Choreograf Maciej Kuźmiński sein Stück Every Minute Motherland. Polnische und geflüchtete ukrainische Tänzer:innen verkörpern auf der Bühne diese Erfahrung.

Bild: Maciej Rukasz

Auf die Darstellung konkreter Bilder wird verzichtet. Stattdessen sehen wir energievolle, fließende, dann wiederum unorganische und harte Bewegungen. Auch wenn einzelne Bedeutungen teilweise schwer zu entziffern sind, entfacht das Stück Emotionen: Wut, Schmerz, aber auch Hoffnung. Im Fokus stehen die individuellen Tänzer:innen: Es gibt kein Bühnenbild, unscheinbare Kostüme und großteils keine musikalische Umrahmung. Es wird klar, dass es um die echten Schicksale vieler Menschen geht.

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Every Minute Motherland Trailer

Die Tänzer:innen bieten die gesamten 60 Minuten eine großartige Performance, die mit Stand Ovations belohnt wird. Every Minute Motherland erinnert das Publikum daran, dass der Krieg andauert. Es macht eine leise Ahnung von dem, was wirklich passiert und geht definitiv unter die Haut. 

Every Minute Motherland wurde am Mittwoch, 17. Mai und am Donnerstag, 18. Mai aufgeführt. // ab

XXEROX Vol.2

Rotes Licht leuchtet durch die geschlossenen Vorhänge hindurch. Ein Wind hinter der Bühne bläst die Vorhänge nach vorne. Im Hintergrund laute ruckelnde Maschinen-Geräusche. Es ist als ob das ganze Publikum gemeinsam im Raumschiff in eine andere Galaxie telepotiert werden. Der Vorhang geht auf:

Bild: Thomas Schermer

Ein wallendes Seidentuch weht in der Mitte des dunklen Raums. Das Licht der Schweinwerfer im Hintergrund wird aufgefangen, reflektiert und färbt die Bühne in leichtes blau. In fließende Linien und gewölbte Formen flattert das Tuch und die Tänzer:innen machen es nach. Dabei sind sie so unvorhersehbar, wie das durch den Wind manipulierte Tuch: Mal schneller, Mal langsamer bewegen sie sich in Formationen, die an Ballett erinnern, zur Musik von Musiker Alva Noto. Die ist anfangs rauschend, fast schon meditativ, schaukelt sich im Laufe der Performance aber immer mehr auf. Sie wird statischer, hektischer und lauter.

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XXEROX Vol. 2 Trailer

Bemerkenswert ist die tänzerische Leistung: Die 11 Tänzer:innen bewegen sich abwechselnd in kleineren Gruppen und sehen auf der spärlich beleuchteten Bühne aus wie elegante Schatten. Sie reagieren und ergänzen einander und dabei entsteht ein galaktisch-poetisches Zusammenspiel – herausfordernd, wenn man bedenkt, dass die Musik sehr minimalistisch gehalten ist.

Der amerikanische Choreograf Richard Siegel kreiert in XXEROX Vol. 2 eine harmonische Performance, die klassische und moderne Elemente des Tanzes vermischt und zeitgleich das Publikum in eine andere Dimension entführt.

XXEROX VOL.2 wurde am 20. Mai im Rahmen des DANCE Festival 2023 aufgeführt. // sj