Kommentar
CSYou und raus bist du
Ein gut ausgeleuchtetes Studio, ein blondierter junger Mann, der wild gestikulierend in die Kamera spricht, unglaublich schnelle Schnitte und viele Soundeffekte… So versucht die CSU mit ihrer neuen Videoreihe „CSYou“ junge Leute für sich zu begeistern. Doch das geht nach hinten los: In etwa 100.000 Dislikes gegen 2.800 Likes (Stand 3.9.2019, 13:00 Uhr), ausschließlich negativ gestimmte Kommentare, viele Kritiken sowohl in Printmedien als auch im Internet. Ein Kommentar von Jakob Gronemann und Yannik Bröhl.
Erinnern wir uns drei Monate zurück: Der YouTuber Rezo kritisiert die CDU, was eine enorme parteiinterne Diskussion über „Meinungsmache“ im Internet auslöst. Die Partei kündigt ein Antwortvideo an, dreht es und ruft es wieder zurück; „das ist nicht der Stil der CDU“ sagt Philipp Amthor. Stattdessen verteidigt die Partei ihre Position in einer elfseitigen PDF-Datei.
Jetzt, mehr als drei Monate später, kommt doch ein Video von der CSU-Landesgruppe im Bundestag: „CSYou“. Damit traut sich die Union den Schritt zum YouTube-Format. Um hipper zu wirken, hat sich Moderator Armin Petschner hierfür augenscheinlich am jungen Look des von seiner Partei kritisierten Rezos orientiert: Die braunen Haare blond gefärbt, die Brille und den blauen Anzug abgelegt und ein lässiges Hemd mit geöffnetem oberen Knopf angelegt.
Rezo wurde von der CDU unter anderem wegen falsch interpretierter, veralteter und bearbeiteter Quellenbelege zu seinen Aussagen kritisiert. Mit diesem Hintergrund wirkt es schon fast ironisch, dass bei ihrem Antwortvideo Quellenbelege gänzlich fehlen. Das Ziel der Video-Serie ist laut Moderator Armin Petschners Aussage die Berichterstattung über aktuelle „Tagespolitik“ und „die Arbeit im Bundestag“ der CSU zu informieren.
Ganze fünf Minuten dauert die erste Folge. Davon sind drei von fünf Minuten Bashing von Greta Thunberg, den Grünen und den Linken. Damit verfehlt das Video das eigens gesteckte Ziel. Die „Neuigkeiten“ über Gretas Segelreise und die Flugbilanz der Grünen, die Armin seinen Zuschauern als solche verkauft, sind bereits zweieinhalb und dreieinhalb Wochen alt. Damit kommuniziert die CSU an ihrer jungen Zielgruppe, die schnell verfügbare Push-Benachrichtigungen gewohnt ist, vorbei.
Mit dem Projekt „CSYOU“ versucht die CSU die junge Zielgruppe zu erreichen. Aber: Man wirkt nicht jung, wenn man ein Video mit viel zu vielen Glitch-Effekten und TV-Störungsgeräuschen vollpumpt. Man ist nicht cool, wenn man vor gefühlt jedem zweite Wort einen Hashtag setzt. Und man wird nicht wieder zur Volkspartei, wenn man mehr basht, als eigene Inhalte liefert.