Ebow im Interview
Connected to her roots
Rap und Masterstudium – eine eher untypische Kombination. Genau das macht aber die deutsch-türkische Rapperin Ebow: sie kommt ursprünglich aus München, studiert aber zurzeit in Wien. Gleichzeitig hat sie ihr drittes Album veröffentlicht und ihre erste Headline-Tour hinter sich.
Auf deinem neuen Album fährst du sehr viele unterschiedliche Schienen: Du hast viele ruhigere RnB Tracks drin, etwas aggressivere Hip-Hop Nummern und zwischendurch auch politische Skits. Wie ist dieses vielschichtige Projekt entstanden?
Es sind meine Lebenserfahrungen. Das ist das, was mich umgibt, das ist das was mich prägt, und ich wollte ein Community Album machen. Ich bin halt so ein Mensch, der viele verschiedene Freundeskreise hat, die sich mit verschiedenen Dingen beschäftigen. Klar schmilzt das alles irgendwo zusammen, aber ich wollte allen mit dem Album etwas zurückgeben. Und ich wollte auch über die verschiedenen Erfahrungen reden, sei es als Frau, als Kurdin, als Kanak, alles mögliche was mich ausmacht. Diese Dinge prägen mich im Alltag und das fließen natürlich in meine Texte ein. Ich hab so viele RnB Tracks, weil ich gemerkt habe, dass ich eigentlich ein RnB-Girl bin. Ich habe mich nie wirklich getraut viel Gesungenes zu machen, weil mir immer eingeredet wurde: Hey, du musst dir ‘ne Sängerin holen, du bist Rapperin. Aber ich dachte mir: Nö, das ist mein Album und solange es mir gefällt mach ich das.
Auf dem Album hast du im Gegensatz zu deinen letzten beiden Alben eher eine “Anti-Haltung”. Es geht etwas direkter in den Texten gegen die allgemeine Situation, wie sie gerade in Deutschland und Österreich ist. Wieso taucht nicht mehr von der poppigen, tanzbaren Art auf, wie auf deinen anderen Alben?
Vor allem bei meinem ersten Album bin ich diese Themen eher mit Humor und Sarkasmus angegangen. Jetzt wollte ich viel direkter darüber sprechen, denn dieses Album ist von uns für uns. Das ist nicht dafür, das sich irgendwelchen Allmans sage: ‘Hey schaut mal, es wär cool wenn wir dieses Problem ändern’, nein. Ich will den Leuten, die die gleichen Erfahrungen haben, aus der Seele sprechen können. Und dafür muss ich direkt sein.
Du studierst ja noch in Wien. Glaubst du man verliert den Bezug zu den ursprünglichen Gruppen, wenn man in der Uni mit einem relativ elitären Kreis eines Masterstudiengangs zusammen ist?
Ich glaube das ist personenabhängig. Wenn du weißt, woher du kommst, was und warum dich etwas geprägt hat und dich nicht ständig fragst, wo du hingehörst, dann ist das nicht so stark. Natürlich ändert es was an dir, wenn du in eine andere Stadt ziehst – du triffst Leute die vom Mindset her von ganz woanders kommen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich die connections zu meinen Roots verliere.