Filmklassiker der Woche
Charade
Die ungewöhnliche Mischung aus romantischer Komödie und Mystery Thriller von Stanley Donen gilt als bester Hitchcock-Film, den Hitchcock selbst nie gedreht hat. Die Hauptdarsteller Audrey Hepburn und Cary Grant verleihen Charade nicht nur jede Menge Spannung, sondern auch reichlich Charme.
Als Cary Grant die Hauptrolle für Charade angeboten wurde, fand er das albern. Er, mit fast 60 Jahren, sollte die 25 Jahre jüngere Audrey Hepburn verführen? Völlig unrealistisch! Also wurde das Drehbuch geändert, Cary Grant durfte sich voller Selbstironie über sein Alter lustig machen und Audrey Hepburn ihm nachstellen. Ein für 1963 fast schon feministisches Konzept.
Verwitwet statt geschieden
Reggie Lampert (Audrey Hepburn) ist unglücklich verheiratet. Aber ehe sie sich scheiden lassen kann, wird ihr Mann ermordet und Reggie stellt fest, dass sie ihr Leben mit einem Kriminellen geteilt hat. Die Gaunerkollegen ihres verstorbenen Gatten verfolgen sie durch Paris, um an sein gestohlenes Vermögen zu kommen. Leider weiß Reggie nichts über den Verbleib der 250.000 Dollar und macht sich gezwungenermaßen ebenfalls auf die Suche nach dem Geld.
Hilfe wird ihr von allen Seiten angeboten: Die französische Polizei, die amerikanische Botschaft und ein mysteriöser Fremder namens Peter Joshua, in den sich Reggie umgehend verliebt. Cary Grant persifliert in dieser Rolle seine erfolgreichsten Charaktere aus Schwarz-Weiß-Komödien und Hitchcock-Filmen. Die vielen Wendungen in der Story lassen den Zuschauer kontinuierlich zweifeln, ob er nicht vielleicht doch zu den bösen Jungs gehört. Auf Reggies Intuition will man als Zuschauer nicht zu viel geben. Sie fragt Peter in einer Szene: “Wissen Sie, was mit Ihnen nicht stimmt?” “Nein. Was?” “Absolut nichts!”
Kritikerlob und ein Lizensierungsfehler
Audrey Hepburn gewann für ihre Darstellung der zugleich naiven wie gewieften Witwe einen BAFTA und war – genau wie Cary Grant – für einen Golden Globe nominiert. Auch der Soundtrack von Henry Mancini (unter anderem verantwortlich für die Musik in Der rosarote Panther und Frühstück bei Tiffany) ist oscarnominiert. Ein grober Schnitzer ist dagegen Universal Pictures unterlaufen: Weil das Studio sein Copyright nach damaliger Rechtslage nicht korrekt gekennzeichnet hat, war Charade mit der Veröffentlichung gemeinfrei. Die englischsprachige Originalversion des Films ist deswegen kostenlos zugänglich.
Charade hält sich nicht an Genre-Grenzen. Schlagfertige Dialoge wechseln sich mit (für die frühen 1960er Jahre) ziemlich drastischen Gewaltszenen ab. Das ist nicht übermäßig realistisch, aber ziemlich schick inszeniert und wirkt dank der Hauptdarsteller extrem charmant.
Charade ist über Amazon Prime zu streamen. Die englische Version ist kostenlos über das gemeinnützige Internet Archive abrufbar.