Bullet Journaling
Stylische Planungsmethode mit einfachem Prinzip
Perfekt durchgestylte To-Do-Listen, ästhetische Instagramblogs und über allem schwebt der Hang zur Selbstoptimierung: Das Bullet Journal wird im Netz meistens als wunderschönes Notizbüchlein mit wenig Raum für Imperfektion dargestellt.
Obwohl auch der kreative Aspekt der Gestaltung für Viele zum Journaling dazugehört, schwebte dem Erfinder der Methode, Ryder Carroll, ein anderer Zweck vor – ein flexibles, schnelles System, in dem er sein Leben planen und festhalten kann.
Auch, wenn die Layouts vieler Journaling-Accounts in den sozialen Medien oft sehr aufwändig gestaltet sind – instagramable eben – kann ein Bullet Journal prinzipiell auch vollkommen ohne gestalterische Elemente auskommen und als reines Planungssystem verwendet werden. Denn die Grundelemente, aus denen es sich zusammensetzt, sind ganz einfach – im Grunde benötigt ihr nur ein Notizheft und einen Stift. In der Regel werden Journals mit Dot Grid (also Punktraster) und dickerem Papier verwendet, um die Seiten möglichst flexibel aufteilen und mit unterschiedlichen Stiften bearbeiten zu können.
Flexible Planung und Selbstreflexion
Da die Layouts selbst in das Notizheft eingetragen werden, kann das Bullet Journal alles sein, was sein:e Nutzer:in als Plan anlegen kann. Das heißt, Elemente zur täglichen Organisation wie Kalender, Meal-Planer, To-Do-Listen oder der Putzplan finden genauso Platz wie Modelle zur Selbstreflektion – Habit- und Moodtracker, Dankbarkeits- und Erfolgstagebuch oder andere Selfcare-Checklisten. Die Möglichkeiten scheinen unzählig. Doch im Grunde besteht das Journal aus ein paar wenigen Grundelementen, die nach eigener Präferenz so ergänzt werden können, dass ein ganz individuelles Planungssystem entsteht.
Wie baue ich mein Bullet Journal auf?
Schlägt man das neue Notizhefts auf, um sich ein Bullet Journal anzulegen, können die leeren Seiten erstmal erschlagend wirken. Also Schritt für Schritt die wichtigsten Elemente:
Zunächst lässt man ein paar Seiten frei, die als Inhaltsverzeichnis dienen sollen und erst nach und nach, während sich das Bullet Journal füllt, ausgefüllt werden.
Danach kommen alle Elemente, die sich auf das ganze Jahr beziehen. Ganz klassisch ist das der Future Log, welcher eine Spalte für jeden Monat des Jahres enthält. Hier können Termine festgehalten werden, die schon für die fernere Zukunft geplant sind. Aber auch andere Elemente, die über das ganze Jahr hinweg genutzt werden, wie zum Beispiel ein Geburtstagskalender oder eine Liste mit Geschenkideen können hier Platz finden.
Nach dem Future Log wird für den ersten Monat der Monthly Spread gestaltet. Dabei handelt es sich um eine Monatsübersicht, in der alle Termine im Überblick aufgeführt werden. Auch Ziele und Tracker für den ganzen Monat können hier Platz finden.
Danach wird je nach Geschmack entweder jeder Tag nach einander mit dem sogenannten Daily Log geplant, indem die anfallenden Aufgaben in einer To-Do-Liste aufgeschrieben werden, oder es wird für jede Woche im Weekly Log eine Übersicht erstellt.
Der Fokus schärft sich also im Verlauf des Journals immer mehr: Man startet mit großen Übersichten und wird immer detaillierter. Die einzelnen Spreads greifen aber auch ineinander -Termine werden zunächst im Future Log festgehalten und dann später in den Monat übertragen. Aufgaben, die an einem Tag oder in einem Monat nicht erledigt werden konnten, werden in das nächste Layout verschoben. Beim Verschieben soll reflektiert werden: Ist die Aufgabe noch relevant? Kann sie auch im nächsten Monat erfüllt oder sogar gestrichen werden?
Die Rolle der Bullet Points – wieso das Bullet Journal seinen Namen trägt
Um ein System in die täglichen To-Do-Listen zu bringen, wird bei der Bullet Journal Methode mit einer Art Legende, dem Key gearbeitet. Ganz besonders wichtig ist der Stichpunkt, der aus einem kleinen ausgefüllten Kreis besteht und klassische Aufgaben markiert. In Carrolls Methode werden Termine mit festen Uhrzeiten dagegen mit einem kleinen, nicht ausgefüllten Kreis und Notizen mit einem Spiegelstrich versehen. Auch hier findet jedoch jede:r seine eignen Symbole und Indikatoren, beispielsweise können auch für Farben bestimmte Bedeutungen bestimmt werden.
Bullet Journaling als Content Quelle
Das Planungssystem des Bullet Journals ist zwar im Grunde nach ein paar einfachen Orientierungsregeln aufgebaut und die Idee frei verfügbar, dennoch bietet es durch seine flexible und kreative Anpassungs- und Ausgestaltungsmöglichkeiten eine große Ressource für Content Produktion. Manche Influencer spezialisieren sich komplett auf das Bullet Journal, teilen ihre Layout-Ideen in den sozialen Netzwerken, bieten spezielle Onlinekurse oder eigene Stationary Produkte wie Notizhefte, Stifte oder Washi-Tapes zum Verkauf an. Dabei ist ein Beitrag schöner als der andere, und die Journals überbieten sich gegenseitig an Kreativität und vor allem gestalterischer Genauigkeit sowie Detailverliebtheit. Auch dieser Aspekt des Journals kann ansprechend sein – neben dem praktischen Nutzen ist es auch als kreatives Outlet und Quelle der Inspiration geeignet.
Einfach mal ausprobieren
Doch Alle, denen aufwendige Designs zu zeitintensiv sind, müssen nicht gleich das Bullet Journal verwerfen. Das Layout kann selbstverständlich intensiv verziert werden, doch das ist kein Muss. Denn manche der Weiterentwicklungen führen von dem Grundgedanken des Erfinders weg. Die Quintessenz des Bullet Journalings lautet nämlich:
fast, simple and effective.
RYDER CARROLL IN SEINEM YOUTUBE VIDEO “HOW TO BULLET JOURNAL“